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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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Wenn sich nun die Gewächse endlich einmal in
der Blüte entwickeln, und also ihre Befruchtungs-
werkzeuge hervorgebracht haben, so sind diese zarte
Theile gar nicht von der Eigenschaft und Dauer, wie
bey den Thieren, daß sie nehmlich ihr Fortpflanzungs-
Geschäfte mehr als einmal vollbringen könnten, sie fallen
vielmehr zum Theil mit der übrigen Blüte, zum Theil
mit der halb reifen oder ganz reifen Frucht ab, oder
sie vergehen doch sonst auf eine andere Art. Dagegen
bringet jedes Gewächse, zu einer jeden einzelnen Be-
fruchtung, jährlich diese Theile ganz von neuem wie-
der hervor, wovon das Gegentheil bey denen Thieren
satsam bekannt ist. Wie aber von allen Arten der
Thiere, also auch die größten, ein jedes einzelne Stück
nur die zu einer einzelnen aber beständigen und dauer-
haften Erzeugungswerckstätte (unica atque singularis
foecundationis officina
) gehörigen Theile allein unterhält,
so bringen einzelne Gewächse hingegen öfters jährlich
eine erstaunende Menge von einzelnen Blumen. Die
Ursache davon scheinet nicht so schwer zu errathen zu
seyn, da ihre Fruchtbarkeit unendlich vielmahl größer
seyn muß, als der Thiere, die sich von den Gewäch-
sen nähren, oder sie doch sonst zu einem gewissen Ge-
brauch nöthig haben.

Alle Gattungen von Gewächsen, welche zugleich
mehr als ein Blumengeschlecht, in zwey von einander
abgesonderten Blüten hervorbringen, diese zeugen im
ersten Anfange, nicht immer beyderley Blüte zu-
gleich, wie sie bey zunehmendem Alter und mehrerer
Stärke thun. In solchem Falle lassen sie uns, gedachte
Zeit über, in einiger Ungewißheit, daß wir uns
nicht anders helfen können, als wenn wir wohl un-
tersuchen, ob eine Pflanze noch sehr schwach, erst
angehend, oder jung sey, folglich nur erst fruchtbar
zu werden anfange, und seine Blüte das erste oder

zweyte

Wenn ſich nun die Gewaͤchſe endlich einmal in
der Bluͤte entwickeln, und alſo ihre Befruchtungs-
werkzeuge hervorgebracht haben, ſo ſind dieſe zarte
Theile gar nicht von der Eigenſchaft und Dauer, wie
bey den Thieren, daß ſie nehmlich ihr Fortpflanzungs-
Geſchaͤfte mehr als einmal vollbringen koͤnnten, ſie fallen
vielmehr zum Theil mit der uͤbrigen Bluͤte, zum Theil
mit der halb reifen oder ganz reifen Frucht ab, oder
ſie vergehen doch ſonſt auf eine andere Art. Dagegen
bringet jedes Gewaͤchſe, zu einer jeden einzelnen Be-
fruchtung, jaͤhrlich dieſe Theile ganz von neuem wie-
der hervor, wovon das Gegentheil bey denen Thieren
ſatſam bekannt iſt. Wie aber von allen Arten der
Thiere, alſo auch die groͤßten, ein jedes einzelne Stuͤck
nur die zu einer einzelnen aber beſtaͤndigen und dauer-
haften Erzeugungswerckſtaͤtte (unica atque ſingularis
foecundationis officina
) gehoͤrigen Theile allein unterhaͤlt,
ſo bringen einzelne Gewaͤchſe hingegen oͤfters jaͤhrlich
eine erſtaunende Menge von einzelnen Blumen. Die
Urſache davon ſcheinet nicht ſo ſchwer zu errathen zu
ſeyn, da ihre Fruchtbarkeit unendlich vielmahl groͤßer
ſeyn muß, als der Thiere, die ſich von den Gewaͤch-
ſen naͤhren, oder ſie doch ſonſt zu einem gewiſſen Ge-
brauch noͤthig haben.

Alle Gattungen von Gewaͤchſen, welche zugleich
mehr als ein Blumengeſchlecht, in zwey von einander
abgeſonderten Bluͤten hervorbringen, dieſe zeugen im
erſten Anfange, nicht immer beyderley Bluͤte zu-
gleich, wie ſie bey zunehmendem Alter und mehrerer
Staͤrke thun. In ſolchem Falle laſſen ſie uns, gedachte
Zeit uͤber, in einiger Ungewißheit, daß wir uns
nicht anders helfen koͤnnen, als wenn wir wohl un-
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zu werden anfange, und ſeine Bluͤte das erſte oder

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[42/0052] Wenn ſich nun die Gewaͤchſe endlich einmal in der Bluͤte entwickeln, und alſo ihre Befruchtungs- werkzeuge hervorgebracht haben, ſo ſind dieſe zarte Theile gar nicht von der Eigenſchaft und Dauer, wie bey den Thieren, daß ſie nehmlich ihr Fortpflanzungs- Geſchaͤfte mehr als einmal vollbringen koͤnnten, ſie fallen vielmehr zum Theil mit der uͤbrigen Bluͤte, zum Theil mit der halb reifen oder ganz reifen Frucht ab, oder ſie vergehen doch ſonſt auf eine andere Art. Dagegen bringet jedes Gewaͤchſe, zu einer jeden einzelnen Be- fruchtung, jaͤhrlich dieſe Theile ganz von neuem wie- der hervor, wovon das Gegentheil bey denen Thieren ſatſam bekannt iſt. Wie aber von allen Arten der Thiere, alſo auch die groͤßten, ein jedes einzelne Stuͤck nur die zu einer einzelnen aber beſtaͤndigen und dauer- haften Erzeugungswerckſtaͤtte (unica atque ſingularis foecundationis officina) gehoͤrigen Theile allein unterhaͤlt, ſo bringen einzelne Gewaͤchſe hingegen oͤfters jaͤhrlich eine erſtaunende Menge von einzelnen Blumen. Die Urſache davon ſcheinet nicht ſo ſchwer zu errathen zu ſeyn, da ihre Fruchtbarkeit unendlich vielmahl groͤßer ſeyn muß, als der Thiere, die ſich von den Gewaͤch- ſen naͤhren, oder ſie doch ſonſt zu einem gewiſſen Ge- brauch noͤthig haben. Alle Gattungen von Gewaͤchſen, welche zugleich mehr als ein Blumengeſchlecht, in zwey von einander abgeſonderten Bluͤten hervorbringen, dieſe zeugen im erſten Anfange, nicht immer beyderley Bluͤte zu- gleich, wie ſie bey zunehmendem Alter und mehrerer Staͤrke thun. In ſolchem Falle laſſen ſie uns, gedachte Zeit uͤber, in einiger Ungewißheit, daß wir uns nicht anders helfen koͤnnen, als wenn wir wohl un- terſuchen, ob eine Pflanze noch ſehr ſchwach, erſt angehend, oder jung ſey, folglich nur erſt fruchtbar zu werden anfange, und ſeine Bluͤte das erſte oder zweyte

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/52>, abgerufen am 23.11.2024.