Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. Zweitens können actus merae facultatis auch aus denGesetzen selbst entstehen, wenn dieselben gewisse Rechte ertheilen, und sie für impräscriptibel erklären. Nach ka- nonischen Rechten gehört dahin das Recht der Kirchen- visitation, und die dazu nöthige Procurationen d. i. Verpflegung der geistlichen Visitatoren, oder statt de- ren ein Aequivalent am Geld zu verlangen 3); nach dem Westphälischen Frieden auch das Recht solcher Unter- thanen, denen vermöge des Entscheidjahrs von 1624. keine Religionsübung in einem Lande gestattet ist, in der Nachbahrschaft dem össentlichen Gottesdienst, wo und so oft sie wollen, beyzuwohnen, auch daselbst die nöthigen Ministerialhandlungen von Geistlichen ihrer Religion ver- richten zu lassen 4); ferner nach dem civil Recht das Recht ein Testament zu machen, u. d. m. Endlich drit- tens kann auch etwas, welches an sich nicht res me- rae facultatis ist, durch Verträge dazu gemacht werden. Ein Beispiel giebt das aus dem Wiederkaufsvertrag ent- springende Wiedereinlösungsrecht; dies muß eigentlich, wenn nicht ein gewisser Zeitpunkt zum Eintrit der Wie- derkaufsverbindlichkeit verabredet worden ist, binnen 30 Jahren ausgeübt werden; wäre aber der Wiederkauf auf gar keine gewisse Zeit bedungen, sondern dem Verkäu- fer die völlige Freiheit nachgelassen worden, die unter dem Vertragsgesetz des Wiederkaufs verkaufte Sache zu aller Zeit, wenn's ihm einmahl, es sey über kurz oder lang, gefallen möchte, wieder einzulösen, so ist alsdann die in solchen ganz allgemein abgefaßten Zeitausdrücken nachge- 3) cap. 11. und 16. X. de praescript. Ge. Lud. boehmer in Princip. iur. canon. §. 255. und 259. 4) Instr. Pac. Osnabr. Art. 5. §. 34. Gs. Lud. boehmer
a. a. O. §. 264. 1. Buch. 1. Tit. Zweitens koͤnnen actus merae facultatis auch aus denGeſetzen ſelbſt entſtehen, wenn dieſelben gewiſſe Rechte ertheilen, und ſie fuͤr impraͤſcriptibel erklaͤren. Nach ka- noniſchen Rechten gehoͤrt dahin das Recht der Kirchen- viſitation, und die dazu noͤthige Procurationen d. i. Verpflegung der geiſtlichen Viſitatoren, oder ſtatt de- ren ein Aequivalent am Geld zu verlangen 3); nach dem Weſtphaͤliſchen Frieden auch das Recht ſolcher Unter- thanen, denen vermoͤge des Entſcheidjahrs von 1624. keine Religionsuͤbung in einem Lande geſtattet iſt, in der Nachbahrſchaft dem oͤſſentlichen Gottesdienſt, wo und ſo oft ſie wollen, beyzuwohnen, auch daſelbſt die noͤthigen Miniſterialhandlungen von Geiſtlichen ihrer Religion ver- richten zu laſſen 4); ferner nach dem civil Recht das Recht ein Teſtament zu machen, u. d. m. Endlich drit- tens kann auch etwas, welches an ſich nicht res me- rae facultatis iſt, durch Vertraͤge dazu gemacht werden. Ein Beiſpiel giebt das aus dem Wiederkaufsvertrag ent- ſpringende Wiedereinloͤſungsrecht; dies muß eigentlich, wenn nicht ein gewiſſer Zeitpunkt zum Eintrit der Wie- derkaufsverbindlichkeit verabredet worden iſt, binnen 30 Jahren ausgeuͤbt werden; waͤre aber der Wiederkauf auf gar keine gewiſſe Zeit bedungen, ſondern dem Verkaͤu- fer die voͤllige Freiheit nachgelaſſen worden, die unter dem Vertragsgeſetz des Wiederkaufs verkaufte Sache zu aller Zeit, wenn’s ihm einmahl, es ſey uͤber kurz oder lang, gefallen moͤchte, wieder einzuloͤſen, ſo iſt alsdann die in ſolchen ganz allgemein abgefaßten Zeitausdruͤcken nachge- 3) cap. 11. und 16. X. de praeſcript. Ge. Lud. boehmer in Princip. iur. canon. §. 255. und 259. 4) Inſtr. Pac. Osnabr. Art. 5. §. 34. Gs. Lud. boehmer
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1. Buch. 1. Tit.
Zweitens koͤnnen actus merae facultatis auch aus den
Geſetzen ſelbſt entſtehen, wenn dieſelben gewiſſe Rechte
ertheilen, und ſie fuͤr impraͤſcriptibel erklaͤren. Nach ka-
noniſchen Rechten gehoͤrt dahin das Recht der Kirchen-
viſitation, und die dazu noͤthige Procurationen d.
i. Verpflegung der geiſtlichen Viſitatoren, oder ſtatt de-
ren ein Aequivalent am Geld zu verlangen 3); nach dem
Weſtphaͤliſchen Frieden auch das Recht ſolcher Unter-
thanen, denen vermoͤge des Entſcheidjahrs von 1624.
keine Religionsuͤbung in einem Lande geſtattet iſt, in der
Nachbahrſchaft dem oͤſſentlichen Gottesdienſt, wo und ſo
oft ſie wollen, beyzuwohnen, auch daſelbſt die noͤthigen
Miniſterialhandlungen von Geiſtlichen ihrer Religion ver-
richten zu laſſen 4); ferner nach dem civil Recht das
Recht ein Teſtament zu machen, u. d. m. Endlich drit-
tens kann auch etwas, welches an ſich nicht res me-
rae facultatis iſt, durch Vertraͤge dazu gemacht werden.
Ein Beiſpiel giebt das aus dem Wiederkaufsvertrag ent-
ſpringende Wiedereinloͤſungsrecht; dies muß eigentlich,
wenn nicht ein gewiſſer Zeitpunkt zum Eintrit der Wie-
derkaufsverbindlichkeit verabredet worden iſt, binnen 30
Jahren ausgeuͤbt werden; waͤre aber der Wiederkauf auf
gar keine gewiſſe Zeit bedungen, ſondern dem Verkaͤu-
fer die voͤllige Freiheit nachgelaſſen worden, die unter
dem Vertragsgeſetz des Wiederkaufs verkaufte Sache zu
aller Zeit, wenn’s ihm einmahl, es ſey uͤber kurz oder
lang, gefallen moͤchte, wieder einzuloͤſen, ſo iſt alsdann
die in ſolchen ganz allgemein abgefaßten Zeitausdruͤcken
nachge-
3) cap. 11. und 16. X. de praeſcript. Ge. Lud. boehmer
in Princip. iur. canon. §. 255. und 259.
4) Inſtr. Pac. Osnabr. Art. 5. §. 34. Gs. Lud. boehmer
a. a. O. §. 264.
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