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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
einem jeden vernünftigen Menschen sofort in die Augen
leuchtet, und zu welchen besonders diejenigen Sünden
gehören, deren Moses v. 20. bis 23. des 18ten Ca-
pitels Erwähnung thut, als Sodomie, Knabenschän-
dung, Ehebruch u. d. m. 55).

Was übrigens das neue Testament betrift,
so trage ich kein Bedenken, denen beyzutreten, welche
die darin enthaltenen Vorschriften für keine eigent-
liche Gesetze
, sondern nur für Lehr- und Glau-
benssätze halten 56). Man wird sich davon selbst leicht
überzeugen können, wenn man theils die Gelegenheit,
bey welcher sie von Christo und seinen Aposteln vorge-
tragen worden sind, theils die Art des Vortrags,
theils überhaupt die Verhältnisse und den Zustand der
ersten Christen hierbey in Erwägung ziehet. Daß wir
jedoch die im neuen Testament enthaltene heilsame Leh-
ren bey Entscheidung mancher wichtiger Fälle zum Grun-
de legen, ja die heil. Schrift in dieser Hinsicht unter
die Quellen unserer Rechtsgelahrheit rechnen, ist be-
kannt 57).


§. 23
55) Man vergleiche hier besonders des Herrn Hofr. Mi-
chaelis Abhandlung von den Ehegesetzen Mosis,
welche die Heyrathen in die nahe Freundschaft
untersagen
. 2. Hauptst. §. 13. und folg.
56) I. H. boehmer in Schiltero illustrato s. Emen-
dat. et Addit. ad Schilterum. Lib. I. Tit. II.
§. 2.
Desgleichen horn und floercke in ihren Observat.
ad Schilterum
a. a. O. Auch Schott in der
Einleitung in das Eherecht
§. 49. S. 90. und
§. 218. Not. *
57) Ich habe hiervon gehandelt in meinen Praecogni-
tis universae Iurisprud. Ecclef. positiv.
Germanor
. (Halae 1786.)
§. 16. und not. 1. S. 21.
und folg. Desgleichen Schott im angef. Eherechte
§. 48. S. 88.
K 4

de Iuſtitia et Iure.
einem jeden vernuͤnftigen Menſchen ſofort in die Augen
leuchtet, und zu welchen beſonders diejenigen Suͤnden
gehoͤren, deren Moſes v. 20. bis 23. des 18ten Ca-
pitels Erwaͤhnung thut, als Sodomie, Knabenſchaͤn-
dung, Ehebruch u. d. m. 55).

Was uͤbrigens das neue Teſtament betrift,
ſo trage ich kein Bedenken, denen beyzutreten, welche
die darin enthaltenen Vorſchriften fuͤr keine eigent-
liche Geſetze
, ſondern nur fuͤr Lehr- und Glau-
bensſaͤtze halten 56). Man wird ſich davon ſelbſt leicht
uͤberzeugen koͤnnen, wenn man theils die Gelegenheit,
bey welcher ſie von Chriſto und ſeinen Apoſteln vorge-
tragen worden ſind, theils die Art des Vortrags,
theils uͤberhaupt die Verhaͤltniſſe und den Zuſtand der
erſten Chriſten hierbey in Erwaͤgung ziehet. Daß wir
jedoch die im neuen Teſtament enthaltene heilſame Leh-
ren bey Entſcheidung mancher wichtiger Faͤlle zum Grun-
de legen, ja die heil. Schrift in dieſer Hinſicht unter
die Quellen unſerer Rechtsgelahrheit rechnen, iſt be-
kannt 57).


§. 23
55) Man vergleiche hier beſonders des Herrn Hofr. Mi-
chaelis Abhandlung von den Ehegeſetzen Moſis,
welche die Heyrathen in die nahe Freundſchaft
unterſagen
. 2. Hauptſt. §. 13. und folg.
56) I. H. boehmer in Schiltero illuſtrato ſ. Emen-
dat. et Addit. ad Schilterum. Lib. I. Tit. II.
§. 2.
Desgleichen horn und floercke in ihren Obſervat.
ad Schilterum
a. a. O. Auch Schott in der
Einleitung in das Eherecht
§. 49. S. 90. und
§. 218. Not. *
57) Ich habe hiervon gehandelt in meinen Praecogni-
tis univerſae Iurisprud. Ecclef. poſitiv.
Germanor
. (Halae 1786.)
§. 16. und not. 1. S. 21.
und folg. Desgleichen Schott im angef. Eherechte
§. 48. S. 88.
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[151/0171] de Iuſtitia et Iure. einem jeden vernuͤnftigen Menſchen ſofort in die Augen leuchtet, und zu welchen beſonders diejenigen Suͤnden gehoͤren, deren Moſes v. 20. bis 23. des 18ten Ca- pitels Erwaͤhnung thut, als Sodomie, Knabenſchaͤn- dung, Ehebruch u. d. m. 55). Was uͤbrigens das neue Teſtament betrift, ſo trage ich kein Bedenken, denen beyzutreten, welche die darin enthaltenen Vorſchriften fuͤr keine eigent- liche Geſetze, ſondern nur fuͤr Lehr- und Glau- bensſaͤtze halten 56). Man wird ſich davon ſelbſt leicht uͤberzeugen koͤnnen, wenn man theils die Gelegenheit, bey welcher ſie von Chriſto und ſeinen Apoſteln vorge- tragen worden ſind, theils die Art des Vortrags, theils uͤberhaupt die Verhaͤltniſſe und den Zuſtand der erſten Chriſten hierbey in Erwaͤgung ziehet. Daß wir jedoch die im neuen Teſtament enthaltene heilſame Leh- ren bey Entſcheidung mancher wichtiger Faͤlle zum Grun- de legen, ja die heil. Schrift in dieſer Hinſicht unter die Quellen unſerer Rechtsgelahrheit rechnen, iſt be- kannt 57). §. 23 55) Man vergleiche hier beſonders des Herrn Hofr. Mi- chaelis Abhandlung von den Ehegeſetzen Moſis, welche die Heyrathen in die nahe Freundſchaft unterſagen. 2. Hauptſt. §. 13. und folg. 56) I. H. boehmer in Schiltero illuſtrato ſ. Emen- dat. et Addit. ad Schilterum. Lib. I. Tit. II. §. 2. Desgleichen horn und floercke in ihren Obſervat. ad Schilterum a. a. O. Auch Schott in der Einleitung in das Eherecht §. 49. S. 90. und §. 218. Not. * 57) Ich habe hiervon gehandelt in meinen Praecogni- tis univerſae Iurisprud. Ecclef. poſitiv. Germanor. (Halae 1786.) §. 16. und not. 1. S. 21. und folg. Desgleichen Schott im angef. Eherechte §. 48. S. 88. K 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/171>, abgerufen am 21.11.2024.