Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

de Iustitia et Iure.
zwar in vorigen Zeiten für nöthig halten; und noch
1495. wolten die abwesende Stände an der gegenwär-
tigen Stände Schlüsse nicht gebunden seyn, sondern
man muste die abwesende erst durch gütliche Tracta-
ten 68) zu bewegen suchen, solchen beyzutreten 69).
Gleichwie indessen seit 1512. 70) keinem Zweifel un-
terworfen ist, daß in der Regel die mehrern Stimmen
auch die wenigern nach sich ziehen, und diese dadurch
eben so wohl verbunden werden, als ob sie mit einge-
williget hätten; also ist in Rücksicht auf die nicht er-
scheinende Stände schon durch den Freyburger Reichs-
abschied von 1498. §. 59. verordnet, und durch die
Reichsabschiede von 1541. §. 66 und 67. und von
1542. §. 121. wiederholet worden, daß die erscheinen-
de Stände, ihrer seyen viel oder wenig, Gewalt haben
solten, über alles das, weshalb der Reichstag ausge-
schrieben worden, zu rathschlagen und zu beschliessen,
und was also beschlossen worden, auch die Abwesenden
binden solle, als ob sie gegenwärtig gewesen wären 71).

Seit
68) Ein Beispiel hievon sind die noch 1495. verglichene
Reversalien, oder Beybriefe, wornach die nicht persöhn-
lich zugegen gewesene Stände sich des eben damahls er-
richteten Landfriedens, Cammergerichtsordnung und Hand-
habung Friedens und Rechts halber haben verbinden sol-
len. Das Formular stehet in der neuen Sammlung
der Reichsabschiede 2. Th. S. 17.
69) datt de pace publica Lib. V. cap. 2. n. 18. und Mül-
lers
Reichstagstheatr. unter K. Maximilian I. vierte Vor-
stell. Kap. 56. §. 1.
70) Reichsabschied von 1512. §. 7. Regimentsordnung
von 1521. §. 12. Reichsabschied von 1542. §. 25. von
1555. §. 69. von 1559. §. 44. von 1576. §. 98. von
1594. §. 121. von 1654. §. 183.
71) N. Sammlung der Reichsabschiede Th. 2. S. 52.

de Iuſtitia et Iure.
zwar in vorigen Zeiten fuͤr noͤthig halten; und noch
1495. wolten die abweſende Staͤnde an der gegenwaͤr-
tigen Staͤnde Schluͤſſe nicht gebunden ſeyn, ſondern
man muſte die abweſende erſt durch guͤtliche Tracta-
ten 68) zu bewegen ſuchen, ſolchen beyzutreten 69).
Gleichwie indeſſen ſeit 1512. 70) keinem Zweifel un-
terworfen iſt, daß in der Regel die mehrern Stimmen
auch die wenigern nach ſich ziehen, und dieſe dadurch
eben ſo wohl verbunden werden, als ob ſie mit einge-
williget haͤtten; alſo iſt in Ruͤckſicht auf die nicht er-
ſcheinende Staͤnde ſchon durch den Freyburger Reichs-
abſchied von 1498. §. 59. verordnet, und durch die
Reichsabſchiede von 1541. §. 66 und 67. und von
1542. §. 121. wiederholet worden, daß die erſcheinen-
de Staͤnde, ihrer ſeyen viel oder wenig, Gewalt haben
ſolten, uͤber alles das, weshalb der Reichstag ausge-
ſchrieben worden, zu rathſchlagen und zu beſchlieſſen,
und was alſo beſchloſſen worden, auch die Abweſenden
binden ſolle, als ob ſie gegenwaͤrtig geweſen waͤren 71).

Seit
68) Ein Beiſpiel hievon ſind die noch 1495. verglichene
Reverſalien, oder Beybriefe, wornach die nicht perſoͤhn-
lich zugegen geweſene Staͤnde ſich des eben damahls er-
richteten Landfriedens, Cammergerichtsordnung und Hand-
habung Friedens und Rechts halber haben verbinden ſol-
len. Das Formular ſtehet in der neuen Sammlung
der Reichsabſchiede 2. Th. S. 17.
69) datt de pace publica Lib. V. cap. 2. n. 18. und Muͤl-
lers
Reichstagstheatr. unter K. Maximilian I. vierte Vor-
ſtell. Kap. 56. §. 1.
70) Reichsabſchied von 1512. §. 7. Regimentsordnung
von 1521. §. 12. Reichsabſchied von 1542. §. 25. von
1555. §. 69. von 1559. §. 44. von 1576. §. 98. von
1594. §. 121. von 1654. §. 183.
71) N. Sammlung der Reichsabſchiede Th. 2. S. 52.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0177" n="157"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Iu&#x017F;titia et Iure.</hi></fw><lb/>
zwar in vorigen Zeiten fu&#x0364;r no&#x0364;thig halten; und noch<lb/>
1495. wolten die abwe&#x017F;ende Sta&#x0364;nde an der gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tigen Sta&#x0364;nde Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht gebunden &#x017F;eyn, &#x017F;ondern<lb/>
man mu&#x017F;te die abwe&#x017F;ende er&#x017F;t durch gu&#x0364;tliche Tracta-<lb/>
ten <note place="foot" n="68)">Ein Bei&#x017F;piel hievon &#x017F;ind die noch 1495. verglichene<lb/>
Rever&#x017F;alien, oder Beybriefe, wornach die nicht per&#x017F;o&#x0364;hn-<lb/>
lich zugegen gewe&#x017F;ene Sta&#x0364;nde &#x017F;ich des eben damahls er-<lb/>
richteten Landfriedens, Cammergerichtsordnung und Hand-<lb/>
habung Friedens und Rechts halber haben verbinden &#x017F;ol-<lb/>
len. Das Formular &#x017F;tehet in der <hi rendition="#fr">neuen Sammlung</hi><lb/>
der Reichsab&#x017F;chiede 2. Th. S. 17.</note> zu bewegen &#x017F;uchen, &#x017F;olchen beyzutreten <note place="foot" n="69)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">datt</hi> de pace publica Lib. V. cap. 2. n.</hi> 18. und <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;l-<lb/>
lers</hi> Reichstagstheatr. unter K. Maximilian <hi rendition="#aq">I.</hi> vierte Vor-<lb/>
&#x017F;tell. Kap. 56. §. 1.</note>.<lb/>
Gleichwie inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eit 1512. <note place="foot" n="70)">Reichsab&#x017F;chied von 1512. §. 7. Regimentsordnung<lb/>
von 1521. §. 12. Reichsab&#x017F;chied von 1542. §. 25. von<lb/>
1555. §. 69. von 1559. §. 44. von 1576. §. 98. von<lb/>
1594. §. 121. von 1654. §. 183.</note> keinem Zweifel un-<lb/>
terworfen i&#x017F;t, daß in der Regel die mehrern Stimmen<lb/>
auch die wenigern nach &#x017F;ich ziehen, und die&#x017F;e dadurch<lb/>
eben &#x017F;o wohl verbunden werden, als ob &#x017F;ie mit einge-<lb/>
williget ha&#x0364;tten; al&#x017F;o i&#x017F;t in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf die nicht er-<lb/>
&#x017F;cheinende Sta&#x0364;nde &#x017F;chon durch den Freyburger Reichs-<lb/>
ab&#x017F;chied von 1498. §. 59. verordnet, und durch die<lb/>
Reichsab&#x017F;chiede von 1541. §. 66 und 67. und von<lb/>
1542. §. 121. wiederholet worden, daß die er&#x017F;cheinen-<lb/>
de Sta&#x0364;nde, ihrer &#x017F;eyen viel oder wenig, Gewalt haben<lb/>
&#x017F;olten, u&#x0364;ber alles das, weshalb der Reichstag ausge-<lb/>
&#x017F;chrieben worden, zu rath&#x017F;chlagen und zu be&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und was al&#x017F;o be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden, auch die Abwe&#x017F;enden<lb/>
binden &#x017F;olle, als ob &#x017F;ie gegenwa&#x0364;rtig gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren <note place="foot" n="71)"><hi rendition="#fr">N. Sammlung der Reichsab&#x017F;chiede</hi> Th. 2. S. 52.</note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Seit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0177] de Iuſtitia et Iure. zwar in vorigen Zeiten fuͤr noͤthig halten; und noch 1495. wolten die abweſende Staͤnde an der gegenwaͤr- tigen Staͤnde Schluͤſſe nicht gebunden ſeyn, ſondern man muſte die abweſende erſt durch guͤtliche Tracta- ten 68) zu bewegen ſuchen, ſolchen beyzutreten 69). Gleichwie indeſſen ſeit 1512. 70) keinem Zweifel un- terworfen iſt, daß in der Regel die mehrern Stimmen auch die wenigern nach ſich ziehen, und dieſe dadurch eben ſo wohl verbunden werden, als ob ſie mit einge- williget haͤtten; alſo iſt in Ruͤckſicht auf die nicht er- ſcheinende Staͤnde ſchon durch den Freyburger Reichs- abſchied von 1498. §. 59. verordnet, und durch die Reichsabſchiede von 1541. §. 66 und 67. und von 1542. §. 121. wiederholet worden, daß die erſcheinen- de Staͤnde, ihrer ſeyen viel oder wenig, Gewalt haben ſolten, uͤber alles das, weshalb der Reichstag ausge- ſchrieben worden, zu rathſchlagen und zu beſchlieſſen, und was alſo beſchloſſen worden, auch die Abweſenden binden ſolle, als ob ſie gegenwaͤrtig geweſen waͤren 71). Seit 68) Ein Beiſpiel hievon ſind die noch 1495. verglichene Reverſalien, oder Beybriefe, wornach die nicht perſoͤhn- lich zugegen geweſene Staͤnde ſich des eben damahls er- richteten Landfriedens, Cammergerichtsordnung und Hand- habung Friedens und Rechts halber haben verbinden ſol- len. Das Formular ſtehet in der neuen Sammlung der Reichsabſchiede 2. Th. S. 17. 69) datt de pace publica Lib. V. cap. 2. n. 18. und Muͤl- lers Reichstagstheatr. unter K. Maximilian I. vierte Vor- ſtell. Kap. 56. §. 1. 70) Reichsabſchied von 1512. §. 7. Regimentsordnung von 1521. §. 12. Reichsabſchied von 1542. §. 25. von 1555. §. 69. von 1559. §. 44. von 1576. §. 98. von 1594. §. 121. von 1654. §. 183. 71) N. Sammlung der Reichsabſchiede Th. 2. S. 52.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/177
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/177>, abgerufen am 21.11.2024.