Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. sondern hierinnen alles auf die Verfassung eines jedeneinzelnen Landes ankomme 75). Noch müssen wir hier nach Anleitung unsers Auctors die so sehr bestrittene Frage erörtern, ob die Reichsstände wider die gemeine Reichsgesetze in ihren Landen neue Ordnungen und Lan- desgesetze einführen, und dadurch jene aufheben oder abändern können? 76) Auch hierin sind die Meinungen der Publicisten sehr verschieden. Wir gehen den sicher- sten Weg, wenn wir einen Unterschied machen zwischen denjenigen Reichsgesetzen, welche die Staatsverfassung des teutschen Reichs überhaupt, als ein Staatskörper betrachtet, oder die Verfassung der einzelnen Reichslan- de zum Gegenstand haben, und folglich sogenannte Reichsgrundgesetze sind; und solchen Reichsgesetzen, welche blos Privatsachen Reichsständischer Unterthanen zum 75) Schnauberts Beyträge zum teutschen Staats- und Kirchenrecht I. Theil N. X. S. 96. u. folg. 76) Ueber diese Frage haben ausser dem angeführten tho-
masius noch folgende geschrieben: silberrad s. resp. scheid in Diss. de potestate statuum Imperii leges in territorio ferendi recessibus Im- perii contrarias. Argentorati 1756. Schnaubert kann ein Landesherr wider das gemeine Recht in Deutschland Landesgesetze machen? in Desselben Beyträgen I. Th. N. III. Moser von Reichstagsgeschäften S. 273. Derselbe von der Landeshoheit in Regierungssachen 4. Kap. §. 48. 49. -- von der teutschen Justizverfas- sung 1. Th. S. 1160. Carl Friedr. Gerstlacher in Corpore iuris germanici publici et privati I. Band 1. Cap. S. 33. u. folg. Allein des Ge. Phil. muhl Diss. qua expenditur quaestio, an et quatenus status Imperii legibus Imperii derogare possint. Giessae 1786. soll, so weit sie itzo erschienen, noch nichts zur Sache gehöriges enthalten. S. H. Prof. Klübers kleine jurist. Biblioth. II. B. 5. St. N. XIII. 1. Buch. 1. Tit. ſondern hierinnen alles auf die Verfaſſung eines jedeneinzelnen Landes ankomme 75). Noch muͤſſen wir hier nach Anleitung unſers Auctors die ſo ſehr beſtrittene Frage eroͤrtern, ob die Reichsſtaͤnde wider die gemeine Reichsgeſetze in ihren Landen neue Ordnungen und Lan- desgeſetze einfuͤhren, und dadurch jene aufheben oder abaͤndern koͤnnen? 76) Auch hierin ſind die Meinungen der Publiciſten ſehr verſchieden. Wir gehen den ſicher- ſten Weg, wenn wir einen Unterſchied machen zwiſchen denjenigen Reichsgeſetzen, welche die Staatsverfaſſung des teutſchen Reichs uͤberhaupt, als ein Staatskoͤrper betrachtet, oder die Verfaſſung der einzelnen Reichslan- de zum Gegenſtand haben, und folglich ſogenannte Reichsgrundgeſetze ſind; und ſolchen Reichsgeſetzen, welche blos Privatſachen Reichsſtaͤndiſcher Unterthanen zum 75) Schnauberts Beytraͤge zum teutſchen Staats- und Kirchenrecht I. Theil N. X. S. 96. u. folg. 76) Ueber dieſe Frage haben auſſer dem angefuͤhrten tho-
masius noch folgende geſchrieben: silberrad ſ. reſp. scheid in Diſſ. de poteſtate ſtatuum Imperii leges in territorio ferendi receſſibus Im- perii contrarias. Argentorati 1756. Schnaubert kann ein Landesherr wider das gemeine Recht in Deutſchland Landesgeſetze machen? in Deſſelben Beytraͤgen I. Th. N. III. Moſer von Reichstagsgeſchaͤften S. 273. Derſelbe von der Landeshoheit in Regierungsſachen 4. Kap. §. 48. 49. — von der teutſchen Juſtizverfaſ- ſung 1. Th. S. 1160. Carl Friedr. Gerſtlacher in Corpore iuris germanici publici et privati I. Band 1. Cap. S. 33. u. folg. Allein des Ge. Phil. muhl Diſſ. qua expenditur quaeſtio, an et quatenus ſtatus Imperii legibus Imperii derogare poſſint. Gieſſae 1786. ſoll, ſo weit ſie itzo erſchienen, noch nichts zur Sache gehoͤriges enthalten. S. H. Prof. Kluͤbers kleine juriſt. Biblioth. II. B. 5. St. N. XIII. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0180" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 1. Tit.</hi></fw><lb/> ſondern hierinnen alles auf die Verfaſſung eines jeden<lb/> einzelnen Landes ankomme <note place="foot" n="75)">Schnauberts <hi rendition="#g">Beytraͤge zum teutſchen Staats-<lb/> und Kirchenrecht</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil <hi rendition="#aq">N. X.</hi> S. 96. u. folg.</note>. Noch muͤſſen wir hier<lb/> nach Anleitung unſers Auctors die ſo ſehr beſtrittene<lb/> Frage eroͤrtern, ob die Reichsſtaͤnde wider die gemeine<lb/> Reichsgeſetze in ihren Landen neue Ordnungen und Lan-<lb/> desgeſetze einfuͤhren, und dadurch jene aufheben oder<lb/> abaͤndern koͤnnen? <note place="foot" n="76)">Ueber dieſe Frage haben auſſer dem angefuͤhrten <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">tho-<lb/> masius</hi></hi> noch folgende geſchrieben: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">silberrad</hi> ſ. reſp.<lb/><hi rendition="#k">scheid</hi> in Diſſ. de <hi rendition="#g">poteſtate ſtatuum Imperii<lb/> leges in territorio ferendi receſſibus Im-<lb/> perii contrarias</hi>. <hi rendition="#i">Argentorati</hi></hi> 1756. Schnaubert<lb/><hi rendition="#g">kann ein Landesherr wider das gemeine<lb/> Recht in Deutſchland Landesgeſetze machen</hi>?<lb/> in Deſſelben Beytraͤgen <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. <hi rendition="#aq">N. III.</hi> Moſer von<lb/><hi rendition="#g">Reichstagsgeſchaͤften</hi> S. 273. Derſelbe <hi rendition="#g">von der<lb/> Landeshoheit in Regierungsſachen</hi> 4. Kap.<lb/> §. 48. 49. — <hi rendition="#g">von der teutſchen Juſtizverfaſ-<lb/> ſung</hi> 1. Th. S. 1160. Carl Friedr. Gerſtlacher <hi rendition="#aq">in<lb/><hi rendition="#g">Corpore iuris germanici publici et privati</hi><lb/> I.</hi> Band 1. Cap. S. 33. u. folg. Allein des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ge. Phil</hi>.<lb/><hi rendition="#k">muhl</hi> Diſſ. qua expenditur quaeſtio, an et quatenus<lb/> ſtatus Imperii legibus Imperii derogare poſſint. Gieſſae</hi><lb/> 1786. ſoll, ſo weit ſie itzo erſchienen, noch nichts zur<lb/> Sache gehoͤriges enthalten. S. H. Prof. Kluͤbers kleine<lb/> juriſt. Biblioth. <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 5. St. <hi rendition="#aq">N. XIII.</hi></note> Auch hierin ſind die Meinungen<lb/> der Publiciſten ſehr verſchieden. Wir gehen den ſicher-<lb/> ſten Weg, wenn wir einen Unterſchied machen zwiſchen<lb/> denjenigen Reichsgeſetzen, welche die Staatsverfaſſung<lb/> des teutſchen Reichs uͤberhaupt, als ein Staatskoͤrper<lb/> betrachtet, oder die Verfaſſung der einzelnen Reichslan-<lb/> de zum Gegenſtand haben, und folglich ſogenannte<lb/><hi rendition="#g">Reichsgrundgeſetze</hi> ſind; und ſolchen Reichsgeſetzen,<lb/> welche blos Privatſachen Reichsſtaͤndiſcher Unterthanen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0180]
1. Buch. 1. Tit.
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nach Anleitung unſers Auctors die ſo ſehr beſtrittene
Frage eroͤrtern, ob die Reichsſtaͤnde wider die gemeine
Reichsgeſetze in ihren Landen neue Ordnungen und Lan-
desgeſetze einfuͤhren, und dadurch jene aufheben oder
abaͤndern koͤnnen? 76) Auch hierin ſind die Meinungen
der Publiciſten ſehr verſchieden. Wir gehen den ſicher-
ſten Weg, wenn wir einen Unterſchied machen zwiſchen
denjenigen Reichsgeſetzen, welche die Staatsverfaſſung
des teutſchen Reichs uͤberhaupt, als ein Staatskoͤrper
betrachtet, oder die Verfaſſung der einzelnen Reichslan-
de zum Gegenſtand haben, und folglich ſogenannte
Reichsgrundgeſetze ſind; und ſolchen Reichsgeſetzen,
welche blos Privatſachen Reichsſtaͤndiſcher Unterthanen
zum
75) Schnauberts Beytraͤge zum teutſchen Staats-
und Kirchenrecht I. Theil N. X. S. 96. u. folg.
76) Ueber dieſe Frage haben auſſer dem angefuͤhrten tho-
masius noch folgende geſchrieben: silberrad ſ. reſp.
scheid in Diſſ. de poteſtate ſtatuum Imperii
leges in territorio ferendi receſſibus Im-
perii contrarias. Argentorati 1756. Schnaubert
kann ein Landesherr wider das gemeine
Recht in Deutſchland Landesgeſetze machen?
in Deſſelben Beytraͤgen I. Th. N. III. Moſer von
Reichstagsgeſchaͤften S. 273. Derſelbe von der
Landeshoheit in Regierungsſachen 4. Kap.
§. 48. 49. — von der teutſchen Juſtizverfaſ-
ſung 1. Th. S. 1160. Carl Friedr. Gerſtlacher in
Corpore iuris germanici publici et privati
I. Band 1. Cap. S. 33. u. folg. Allein des Ge. Phil.
muhl Diſſ. qua expenditur quaeſtio, an et quatenus
ſtatus Imperii legibus Imperii derogare poſſint. Gieſſae
1786. ſoll, ſo weit ſie itzo erſchienen, noch nichts zur
Sache gehoͤriges enthalten. S. H. Prof. Kluͤbers kleine
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