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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
Rubriken der Titul in den Pandekten de in ius vocan-
do,
ferner de interrogationibus in iure faciendis vor.
Hier heißt ius soviel als Tribunal des Prätors, L. 4.
§. 1. D. de interr. in iure:
und in dieser Bedeutung
unterschied man ius und iudicium sorgfältig von einan-
der, Cicero de Orat. Lib. I. c. 11. und Plautus
Act. IV. Sc. 2. v. 18. indem man iudicium denjenigen
Ort nannte, wo der denen Partheyen nach der Römischen
Proceßform bestellte Judex pedaneus saß, und das streitige
Factum untersuchte; denn dieser saß nicht pro Tribunali,
sondern ad Praetoris pedes in subselliis. Daher wa-
ren bey den Römern die Handlungen vor Gericht zwie-
fach, actus in iure, welche beym Prätor oder einer an-
dern Magistratspersohn des Röm. Volks vorgenommen
wurden, z. B. cessio in iure; und actus in iudicio, die
beym iudex pedaneus verrichtet wurden. L. 1. §. 2.
D. de postul. L. 3. §. 1. D. ne quis eum, qui in ius
vocatus etc.

8) Wird unter ius zuweilen auch die Rechts- und
Proceßform oder Gerichtsordnung selbst verstanden. So
rescribiren z B. die Kaiser Diocletian und Maximian
einem gewissen Cytichio: in L. 13. C. de rei vindicat.
Ordinarii iuris est, ut mancipiorum orta quae-
stione, prius, exhibitis mancipiis, de possessione iu-
dicetur, ac tunc demum proprietatis causa ab eo-
dem iudice decidatur.
Hier heißt ordinarium ius
soviel als consueta iuris forma; also will das Rescript
soviel sagen: die ordentliche Rechtsform, oder die ge-
wöhnliche Proceßordnung bringt es mit sich, daß erst
über den Besitz erkannt, und alsdann die causa pro-
prietatis
entschieden werde. In dieser Bedeutung mach-
ten die Römer in Ansehung der Art des gerichtlichen
Verfahrens einen Unterschied, ob etwas iuris ordinarii,

oder

1. Buch. 1. Tit.
Rubriken der Titul in den Pandekten de in ius vocan-
do,
ferner de interrogationibus in iure faciendis vor.
Hier heißt ius ſoviel als Tribunal des Praͤtors, L. 4.
§. 1. D. de interr. in iure:
und in dieſer Bedeutung
unterſchied man ius und iudicium ſorgfaͤltig von einan-
der, Cicero de Orat. Lib. I. c. 11. und Plautus
Act. IV. Sc. 2. v. 18. indem man iudicium denjenigen
Ort nannte, wo der denen Partheyen nach der Roͤmiſchen
Proceßform beſtellte Judex pedaneus ſaß, und das ſtreitige
Factum unterſuchte; denn dieſer ſaß nicht pro Tribunali,
ſondern ad Praetoris pedes in ſubſelliis. Daher wa-
ren bey den Roͤmern die Handlungen vor Gericht zwie-
fach, actus in iure, welche beym Praͤtor oder einer an-
dern Magiſtratsperſohn des Roͤm. Volks vorgenommen
wurden, z. B. ceſſio in iure; und actus in iudicio, die
beym iudex pedaneus verrichtet wurden. L. 1. §. 2.
D. de poſtul. L. 3. §. 1. D. ne quis eum, qui in ius
vocatus etc.

8) Wird unter ius zuweilen auch die Rechts- und
Proceßform oder Gerichtsordnung ſelbſt verſtanden. So
reſcribiren z B. die Kaiſer Diocletian und Maximian
einem gewiſſen Cytichio: in L. 13. C. de rei vindicat.
Ordinarii iuris eſt, ut mancipiorum orta quae-
ſtione, prius, exhibitis mancipiis, de poſſeſſione iu-
dicetur, ac tunc demum proprietatis cauſa ab eo-
dem iudice decidatur.
Hier heißt ordinarium ius
ſoviel als conſueta iuris forma; alſo will das Reſcript
ſoviel ſagen: die ordentliche Rechtsform, oder die ge-
woͤhnliche Proceßordnung bringt es mit ſich, daß erſt
uͤber den Beſitz erkannt, und alsdann die cauſa pro-
prietatis
entſchieden werde. In dieſer Bedeutung mach-
ten die Roͤmer in Anſehung der Art des gerichtlichen
Verfahrens einen Unterſchied, ob etwas iuris ordinarii,

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[8/0028] 1. Buch. 1. Tit. Rubriken der Titul in den Pandekten de in ius vocan- do, ferner de interrogationibus in iure faciendis vor. Hier heißt ius ſoviel als Tribunal des Praͤtors, L. 4. §. 1. D. de interr. in iure: und in dieſer Bedeutung unterſchied man ius und iudicium ſorgfaͤltig von einan- der, Cicero de Orat. Lib. I. c. 11. und Plautus Act. IV. Sc. 2. v. 18. indem man iudicium denjenigen Ort nannte, wo der denen Partheyen nach der Roͤmiſchen Proceßform beſtellte Judex pedaneus ſaß, und das ſtreitige Factum unterſuchte; denn dieſer ſaß nicht pro Tribunali, ſondern ad Praetoris pedes in ſubſelliis. Daher wa- ren bey den Roͤmern die Handlungen vor Gericht zwie- fach, actus in iure, welche beym Praͤtor oder einer an- dern Magiſtratsperſohn des Roͤm. Volks vorgenommen wurden, z. B. ceſſio in iure; und actus in iudicio, die beym iudex pedaneus verrichtet wurden. L. 1. §. 2. D. de poſtul. L. 3. §. 1. D. ne quis eum, qui in ius vocatus etc. 8) Wird unter ius zuweilen auch die Rechts- und Proceßform oder Gerichtsordnung ſelbſt verſtanden. So reſcribiren z B. die Kaiſer Diocletian und Maximian einem gewiſſen Cytichio: in L. 13. C. de rei vindicat. Ordinarii iuris eſt, ut mancipiorum orta quae- ſtione, prius, exhibitis mancipiis, de poſſeſſione iu- dicetur, ac tunc demum proprietatis cauſa ab eo- dem iudice decidatur. Hier heißt ordinarium ius ſoviel als conſueta iuris forma; alſo will das Reſcript ſoviel ſagen: die ordentliche Rechtsform, oder die ge- woͤhnliche Proceßordnung bringt es mit ſich, daß erſt uͤber den Beſitz erkannt, und alsdann die cauſa pro- prietatis entſchieden werde. In dieſer Bedeutung mach- ten die Roͤmer in Anſehung der Art des gerichtlichen Verfahrens einen Unterſchied, ob etwas iuris ordinarii, oder

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/28>, abgerufen am 21.11.2024.