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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
§. 43.
Verbindungskraft positiver Gesetze.

Unser Autor führt uns jezt noch einmahl auf die positi-
ven Gesetze zurück, und giebt uns Stof zu einigen Betrach-
tungen über die Verbindungskraft solcher Gesetze.
Gesetze, in so fern sie in dem oben (S. 49.) angege-
benen eigentlichen Verstande genommen werden, können
ihrem Begriffe nach nur blos die Unterthanen ver-
binden, die der obersten Gewalt und Majestät desjeni-
gen Staats unterworfen sind, in welchem sie sind ge-
geben worden. Da nun die Gesetze in Teutschland ent-
weder Reichs- oder Landesgesetze sind, so hat es
nun, was die erstern anbetrift, keinen Zweifel, daß sie
alle diejenigen, die der Reichsmajestät untergeordnet sind,
sie seyen, wes Standes sie wollen, mithin nicht nur
Privatpersohnen, sondern auch selbst die teutschen Lan-
desherrn verbinden 80). Soviel hingegen die teutschen
Landesgesetze anbetrift, so ist der Landesherr selbst

or-
80) Die Reichsgesetze sind zugleich in Ansehung der Reichs-
stände, mit deren Einwilligung sie gemacht werden, als
Verträge anzusehen. S. Carl Fried. Gerstlachers
Corpus iuris germanici publ. et privati
1. B. 1. Cap. S. 24. und 32. Auch sogar die römischen
und kanonischen Rechte gelten als bestättigte gemeine
Reichsrechte in denen Privatrechtssachen der erlauchten
Persohnen in Teutschland, sofern nicht etwa durch Fami-
lienverträge oder Observanz ein anders ist bestimmt, und
in Ansehung ihrer festgesetzet worden. S. leyser Spec.
XLI. med. 5. hartleben Meditat. ad Pandect.
Vol. I. P. I. Spec. V. m. 2. pütter de normis deci-
dendi successionem illustrium controversam

§. 13. und folg. v. Selchovs Rechtsfälle 2. Band S. 70.
folgg. und Westphals Abhandlung von dem Ge-
brauch des justinianischen Rechts in dem teut-
schen
1. Buch. 1. Tit.
§. 43.
Verbindungskraft poſitiver Geſetze.

Unſer Autor fuͤhrt uns jezt noch einmahl auf die poſiti-
ven Geſetze zuruͤck, und giebt uns Stof zu einigen Betrach-
tungen uͤber die Verbindungskraft ſolcher Geſetze.
Geſetze, in ſo fern ſie in dem oben (S. 49.) angege-
benen eigentlichen Verſtande genommen werden, koͤnnen
ihrem Begriffe nach nur blos die Unterthanen ver-
binden, die der oberſten Gewalt und Majeſtaͤt desjeni-
gen Staats unterworfen ſind, in welchem ſie ſind ge-
geben worden. Da nun die Geſetze in Teutſchland ent-
weder Reichs- oder Landesgeſetze ſind, ſo hat es
nun, was die erſtern anbetrift, keinen Zweifel, daß ſie
alle diejenigen, die der Reichsmajeſtaͤt untergeordnet ſind,
ſie ſeyen, wes Standes ſie wollen, mithin nicht nur
Privatperſohnen, ſondern auch ſelbſt die teutſchen Lan-
desherrn verbinden 80). Soviel hingegen die teutſchen
Landesgeſetze anbetrift, ſo iſt der Landesherr ſelbſt

or-
80) Die Reichsgeſetze ſind zugleich in Anſehung der Reichs-
ſtaͤnde, mit deren Einwilligung ſie gemacht werden, als
Vertraͤge anzuſehen. S. Carl Fried. Gerſtlachers
Corpus iuris germanici publ. et privati
1. B. 1. Cap. S. 24. und 32. Auch ſogar die roͤmiſchen
und kanoniſchen Rechte gelten als beſtaͤttigte gemeine
Reichsrechte in denen Privatrechtsſachen der erlauchten
Perſohnen in Teutſchland, ſofern nicht etwa durch Fami-
lienvertraͤge oder Obſervanz ein anders iſt beſtimmt, und
in Anſehung ihrer feſtgeſetzet worden. S. leyser Spec.
XLI. med. 5. hartleben Meditat. ad Pandect.
Vol. I. P. I. Spec. V. m. 2. puͤtter de normis deci-
dendi ſucceſſionem illuſtrium controverſam

§. 13. und folg. v. Selchovs Rechtsfaͤlle 2. Band S. 70.
folgg. und Weſtphals Abhandlung von dem Ge-
brauch des juſtinianiſchen Rechts in dem teut-
ſchen
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[272/0292] 1. Buch. 1. Tit. §. 43. Verbindungskraft poſitiver Geſetze. Unſer Autor fuͤhrt uns jezt noch einmahl auf die poſiti- ven Geſetze zuruͤck, und giebt uns Stof zu einigen Betrach- tungen uͤber die Verbindungskraft ſolcher Geſetze. Geſetze, in ſo fern ſie in dem oben (S. 49.) angege- benen eigentlichen Verſtande genommen werden, koͤnnen ihrem Begriffe nach nur blos die Unterthanen ver- binden, die der oberſten Gewalt und Majeſtaͤt desjeni- gen Staats unterworfen ſind, in welchem ſie ſind ge- geben worden. Da nun die Geſetze in Teutſchland ent- weder Reichs- oder Landesgeſetze ſind, ſo hat es nun, was die erſtern anbetrift, keinen Zweifel, daß ſie alle diejenigen, die der Reichsmajeſtaͤt untergeordnet ſind, ſie ſeyen, wes Standes ſie wollen, mithin nicht nur Privatperſohnen, ſondern auch ſelbſt die teutſchen Lan- desherrn verbinden 80). Soviel hingegen die teutſchen Landesgeſetze anbetrift, ſo iſt der Landesherr ſelbſt or- 80) Die Reichsgeſetze ſind zugleich in Anſehung der Reichs- ſtaͤnde, mit deren Einwilligung ſie gemacht werden, als Vertraͤge anzuſehen. S. Carl Fried. Gerſtlachers Corpus iuris germanici publ. et privati 1. B. 1. Cap. S. 24. und 32. Auch ſogar die roͤmiſchen und kanoniſchen Rechte gelten als beſtaͤttigte gemeine Reichsrechte in denen Privatrechtsſachen der erlauchten Perſohnen in Teutſchland, ſofern nicht etwa durch Fami- lienvertraͤge oder Obſervanz ein anders iſt beſtimmt, und in Anſehung ihrer feſtgeſetzet worden. S. leyser Spec. XLI. med. 5. hartleben Meditat. ad Pandect. Vol. I. P. I. Spec. V. m. 2. puͤtter de normis deci- dendi ſucceſſionem illuſtrium controverſam §. 13. und folg. v. Selchovs Rechtsfaͤlle 2. Band S. 70. folgg. und Weſtphals Abhandlung von dem Ge- brauch des juſtinianiſchen Rechts in dem teut- ſchen

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/292>, abgerufen am 23.11.2024.