Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. ordnen; und die andern Gesetze enthalten keine verbind-liche, noch weniger eine allgemeine, Regel, und wer- den durch mehrere andere Gesetze des römischen Rechts- körpers überwogen, in welchen mehr denn einmahl ge- sagt wird: quod Princeps legibus solutus sit 84). In Gemäßheit dieser Grundsätze können daher auch die Sa- 84) L. 31. D. de Legib. §. ult. l. Quib. mod. testam. infir-
mantur. Nov. XXIII. c. 2. et Nov. CV. cap. 2. Zwar wollen viele Rechtsgelehrte diese Stellen nur auf einige Gesezarten einschränken, und vorzüglich von den unter dem Kr. August gegebenen legibus caducariis verstanden wis- sen, weil L. 31. D. de LL. laut der Inscription aus ulpiani lib. 13. ad Legem Iuliam et Papiam genommen ist. So denken Iac. cuiacius lib. XV. Observat. cap. 30. Iac. lectius in Orat. de vita et scri- ptis Ulpiani Tom. I. Thesauri iuris Ottoniani p. 62. Iac. gothofredus in Notis ad Leg. Iuliam et Papiam cap. 30. Ant. augustinus de LL. et SCtis cap. 18. Iac. gutherius de officiis Domus Au- gustae Lib. I. c. 31. Ger. noodt in Orat. de Le- ge regia. Io. Gottl. heineccius in Syntagm. Antiquitat. Rom. Lib. I. Tit. 2. n. 66. und noch viel andere. Allein Em. merillius Observat. iuris lib. VIII. c. 19. und Io. Car. van wachendorf de principe legibus soluto, Cap. I. §. 6. und folgg. (in Triade Dissertationum. Trajecti ad Rhen. 1730. 8.) haben jene Meinung gründlich widerlegt. Daß L. 31. D. de LL. allgemein, und von allen bürgerlichen Gesetzen zu verstehen sey, beweiset unter andern schon die Alge- meinheit des Titels de Legibus, SCtis etc. in welchen dieselbe befindlich ist. War es nun auch allenfalls für den Augustus oder seine Nachfolger ein Privilegium, daß sie von der Verbindlichkeit der sogenannten Legum caducariarum frey waren, so konnte doch gewiß Justi- nian, wie er seine Pandecten verfertigen ließ, hierauf nicht mehr zielen, weil er in L. un. pr. Cod. de caducis tollendis überhaupt jene Gesetze aufgehoben hatte. 1. Buch. 1. Tit. ordnen; und die andern Geſetze enthalten keine verbind-liche, noch weniger eine allgemeine, Regel, und wer- den durch mehrere andere Geſetze des roͤmiſchen Rechts- koͤrpers uͤberwogen, in welchen mehr denn einmahl ge- ſagt wird: quod Princeps legibus ſolutus ſit 84). In Gemaͤßheit dieſer Grundſaͤtze koͤnnen daher auch die Sa- 84) L. 31. D. de Legib. §. ult. l. Quib. mod. teſtam. infir-
mantur. Nov. XXIII. c. 2. et Nov. CV. cap. 2. Zwar wollen viele Rechtsgelehrte dieſe Stellen nur auf einige Geſezarten einſchraͤnken, und vorzuͤglich von den unter dem Kr. Auguſt gegebenen legibus caducariis verſtanden wiſ- ſen, weil L. 31. D. de LL. laut der Inſcription aus ulpiani lib. 13. ad Legem Iuliam et Papiam genommen iſt. So denken Iac. cuiacius lib. XV. Obſervat. cap. 30. Iac. lectius in Orat. de vita et ſcri- ptis Ulpiani Tom. I. Theſauri iuris Ottoniani p. 62. Iac. gothofredus in Notis ad Leg. Iuliam et Papiam cap. 30. Ant. augustinus de LL. et SCtis cap. 18. Iac. gutherius de officiis Domus Au- guſtae Lib. I. c. 31. Ger. noodt in Orat. de Le- ge regia. Io. Gottl. heineccius in Syntagm. Antiquitat. Rom. Lib. I. Tit. 2. n. 66. und noch viel andere. Allein Em. merillius Obſervat. iuris lib. VIII. c. 19. und Io. Car. van wachendorf de principe legibus ſoluto, Cap. I. §. 6. und folgg. (in Triade Diſſertationum. Trajecti ad Rhen. 1730. 8.) haben jene Meinung gruͤndlich widerlegt. Daß L. 31. D. de LL. allgemein, und von allen buͤrgerlichen Geſetzen zu verſtehen ſey, beweiſet unter andern ſchon die Alge- meinheit des Titels de Legibus, SCtis etc. in welchen dieſelbe befindlich iſt. War es nun auch allenfalls fuͤr den Auguſtus oder ſeine Nachfolger ein Privilegium, daß ſie von der Verbindlichkeit der ſogenannten Legum caducariarum frey waren, ſo konnte doch gewiß Juſti- nian, wie er ſeine Pandecten verfertigen ließ, hierauf nicht mehr zielen, weil er in L. un. pr. Cod. de caducis tollendis uͤberhaupt jene Geſetze aufgehoben hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0294" n="274"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 1. 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1. Buch. 1. Tit.
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den durch mehrere andere Geſetze des roͤmiſchen Rechts-
koͤrpers uͤberwogen, in welchen mehr denn einmahl ge-
ſagt wird: quod Princeps legibus ſolutus ſit 84). In
Gemaͤßheit dieſer Grundſaͤtze koͤnnen daher auch die
Sa-
84) L. 31. D. de Legib. §. ult. l. Quib. mod. teſtam. infir-
mantur. Nov. XXIII. c. 2. et Nov. CV. cap. 2. Zwar
wollen viele Rechtsgelehrte dieſe Stellen nur auf einige
Geſezarten einſchraͤnken, und vorzuͤglich von den unter dem
Kr. Auguſt gegebenen legibus caducariis verſtanden wiſ-
ſen, weil L. 31. D. de LL. laut der Inſcription aus
ulpiani lib. 13. ad Legem Iuliam et Papiam genommen
iſt. So denken Iac. cuiacius lib. XV. Obſervat.
cap. 30. Iac. lectius in Orat. de vita et ſcri-
ptis Ulpiani Tom. I. Theſauri iuris Ottoniani p. 62.
Iac. gothofredus in Notis ad Leg. Iuliam et
Papiam cap. 30. Ant. augustinus de LL. et SCtis
cap. 18. Iac. gutherius de officiis Domus Au-
guſtae Lib. I. c. 31. Ger. noodt in Orat. de Le-
ge regia. Io. Gottl. heineccius in Syntagm.
Antiquitat. Rom. Lib. I. Tit. 2. n. 66. und noch
viel andere. Allein Em. merillius Obſervat. iuris
lib. VIII. c. 19. und Io. Car. van wachendorf de
principe legibus ſoluto, Cap. I. §. 6. und folgg.
(in Triade Diſſertationum. Trajecti ad Rhen. 1730. 8.)
haben jene Meinung gruͤndlich widerlegt. Daß L. 31. D.
de LL. allgemein, und von allen buͤrgerlichen Geſetzen
zu verſtehen ſey, beweiſet unter andern ſchon die Alge-
meinheit des Titels de Legibus, SCtis etc. in welchen
dieſelbe befindlich iſt. War es nun auch allenfalls fuͤr
den Auguſtus oder ſeine Nachfolger ein Privilegium,
daß ſie von der Verbindlichkeit der ſogenannten Legum
caducariarum frey waren, ſo konnte doch gewiß Juſti-
nian, wie er ſeine Pandecten verfertigen ließ, hierauf
nicht mehr zielen, weil er in L. un. pr. Cod. de caducis
tollendis uͤberhaupt jene Geſetze aufgehoben hatte.
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