Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Iustitia et Iure. Jedoch hat diese Regel ihre Ausnahmen, wohin vor-züglich gehört: 1) Wenn ein Unterthan eines Lan- des in der Absicht, um den Gesetzen desselben auszu- weichen (in fraudem legis domesticae), in einem fremden Lande eine Handlung vollziehet 98). 2) Wenn das Versprechen nicht erfüllet werden kann, ohne daß eine Handlung vorgehe, eine Verbindung getroffen werde, die schon an sich nach den Gese- tzen unsers Landes durchaus nicht gedultet werden soll 99). 3) Wenn durch das auswärtige Gesez, nach welchem der Handel geschlossen worden ist, den Rechten und Freyheiten unsers Landes offenbar Ein- trag geschiehet 100). Aus dem obigen Satze folgt weiter, b) daß, wenn ein Testator nur nach denen Feyerlichkeiten, die an dem Orte, wo er sein Testa- ment gemacht hat, vorgeschrieben sind, sich gerichtet hat, ein solches Testament an allen Orten gelte, ob- gleich an diesen andern Solennitäten vorgeschrieben sind 1). Dies ist wenigstens die gemeine Meinung der 98) hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. IX med. 5. Eichmann Erklärung des bürgerlichen Rechts. Th. I. S. 159. voet Commentar. ad Pandect. Tom. I. Lib. I. Tit. 4. Part. 2. §. 14. 99) Z. B. Wenn Persohnen an einem Orte, wo ihnen die eheliche Verbindung erlaubt war, sich mit einander ver- lobt haben, und die Vollziehung der Ehe an einem an- dern Orte, wo sie schlechthin verboten ist, verlangt wird. 100) seger in der angeführten Dissertat. §. 5. Weber a. a. O. S. 196. 1) voet a. a. O. §. 13. vinnius select. iuris Quaestion. Lib. II. cap. 19. gail Observat. Lib. II. c. 123. mynsinger Observat. Cent. IV. Obs. 82. Cent. V. Obs. 20. n. 4. sqq. huber Praelect. ad Pan- dect. Lib. I. Tit. 3. p. 538. de cramer Observat. iu- S 5
de Iuſtitia et Iure. Jedoch hat dieſe Regel ihre Ausnahmen, wohin vor-zuͤglich gehoͤrt: 1) Wenn ein Unterthan eines Lan- des in der Abſicht, um den Geſetzen deſſelben auszu- weichen (in fraudem legis domeſticae), in einem fremden Lande eine Handlung vollziehet 98). 2) Wenn das Verſprechen nicht erfuͤllet werden kann, ohne daß eine Handlung vorgehe, eine Verbindung getroffen werde, die ſchon an ſich nach den Geſe- tzen unſers Landes durchaus nicht gedultet werden ſoll 99). 3) Wenn durch das auswaͤrtige Geſez, nach welchem der Handel geſchloſſen worden iſt, den Rechten und Freyheiten unſers Landes offenbar Ein- trag geſchiehet 100). Aus dem obigen Satze folgt weiter, b) daß, wenn ein Teſtator nur nach denen Feyerlichkeiten, die an dem Orte, wo er ſein Teſta- ment gemacht hat, vorgeſchrieben ſind, ſich gerichtet hat, ein ſolches Teſtament an allen Orten gelte, ob- gleich an dieſen andern Solennitaͤten vorgeſchrieben ſind 1). Dies iſt wenigſtens die gemeine Meinung der 98) hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. IX med. 5. Eichmann Erklaͤrung des buͤrgerlichen Rechts. Th. I. S. 159. voet Commentar. ad Pandect. Tom. I. Lib. I. Tit. 4. Part. 2. §. 14. 99) Z. B. Wenn Perſohnen an einem Orte, wo ihnen die eheliche Verbindung erlaubt war, ſich mit einander ver- lobt haben, und die Vollziehung der Ehe an einem an- dern Orte, wo ſie ſchlechthin verboten iſt, verlangt wird. 100) seger in der angefuͤhrten Diſſertat. §. 5. Weber a. a. O. S. 196. 1) voet a. a. O. §. 13. vinnius ſelect. iuris Quaeſtion. Lib. II. cap. 19. gail Obſervat. Lib. II. c. 123. mynsinger Obſervat. Cent. IV. Obſ. 82. Cent. V. Obſ. 20. n. 4. ſqq. huber Praelect. ad Pan- dect. Lib. I. Tit. 3. p. 538. de cramer Obſervat. iu- S 5
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Jedoch hat dieſe Regel ihre Ausnahmen, wohin vor-
zuͤglich gehoͤrt: 1) Wenn ein Unterthan eines Lan-
des in der Abſicht, um den Geſetzen deſſelben auszu-
weichen (in fraudem legis domeſticae), in einem
fremden Lande eine Handlung vollziehet 98). 2)
Wenn das Verſprechen nicht erfuͤllet werden kann,
ohne daß eine Handlung vorgehe, eine Verbindung
getroffen werde, die ſchon an ſich nach den Geſe-
tzen unſers Landes durchaus nicht gedultet werden
ſoll 99). 3) Wenn durch das auswaͤrtige Geſez,
nach welchem der Handel geſchloſſen worden iſt, den
Rechten und Freyheiten unſers Landes offenbar Ein-
trag geſchiehet 100). Aus dem obigen Satze folgt
weiter, b) daß, wenn ein Teſtator nur nach denen
Feyerlichkeiten, die an dem Orte, wo er ſein Teſta-
ment gemacht hat, vorgeſchrieben ſind, ſich gerichtet
hat, ein ſolches Teſtament an allen Orten gelte, ob-
gleich an dieſen andern Solennitaͤten vorgeſchrieben
ſind 1). Dies iſt wenigſtens die gemeine Meinung
der
98) hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. IX
med. 5. Eichmann Erklaͤrung des buͤrgerlichen
Rechts. Th. I. S. 159. voet Commentar. ad
Pandect. Tom. I. Lib. I. Tit. 4. Part. 2. §. 14.
99) Z. B. Wenn Perſohnen an einem Orte, wo ihnen die
eheliche Verbindung erlaubt war, ſich mit einander ver-
lobt haben, und die Vollziehung der Ehe an einem an-
dern Orte, wo ſie ſchlechthin verboten iſt, verlangt wird.
100) seger in der angefuͤhrten Diſſertat. §. 5. Weber
a. a. O. S. 196.
1) voet a. a. O. §. 13. vinnius ſelect. iuris
Quaeſtion. Lib. II. cap. 19. gail Obſervat. Lib. II.
c. 123. mynsinger Obſervat. Cent. IV. Obſ. 82.
Cent. V. Obſ. 20. n. 4. ſqq. huber Praelect. ad Pan-
dect. Lib. I. Tit. 3. p. 538. de cramer Obſervat.
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