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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
zuförderst darauf an, ob nicht in dem Lande, wo
sie liegen, besondere Anordnungen aufgestellet sind,
nach welchen sie nach dem Tode des Erblassers auf
einen andern Erben und Nachfolger, als nach den
Gesetzen des Domiciliums, fallen sollen 11); wo die-
ses nicht ist, so gehet es auch bey unbeweglichen Gü-
tern nach den Gesetzen desjenigen Orts, wo der
Verstorbene sein Domicilium gehabt hat 12). Endlich
4) wird auch ein zeitiger Unterthan nach den Gesetzen
desjenigen Orts, wo er sich aufhält, behandelt, wenn
er daselbst ein Verbrechen verübt hat. Justinian
schärft dieses sehr expressiv ein, wenn er in einer sei-
ner Novellen 13) verordnet: ut unusquisque in pro-
vincia, in qua deliquit, ibi quoque iudicium accipiat.

Dieses hat auch keinen Zweifel, wenn dem Missethä-
ter an dem Orte, wo er das Verbrechen begangen
hat, der Proceß gemacht wird 14), Man erfordert
jedoch nicht unbillig, daß, wenn das Verbrechen des
Fremden entweder nur wieder ein Landes- und statu-
tarisches Gesez, oder zwar wieder das gemeine Recht
laufen, aber doch nach demselben nicht diejenige harte
Strafe verdienen sollte, als die Gesetze des Orts, wo
das Verbrechen begangen worden, darauf setzen; der
Delinquent an dem Orte schon eine Zeitlang sich auf-
gehalten haben müsse, wenn die deshalb bestimmte
Strafe
11) hofacker Princip. iuris civ. Rom. Germ.
Tom. I.
§. 140. S. 113.
12) puffendorf Observat. iuris univ. Tom. I. Obs.
28.
13) Nov. LXIX. cap. 1. princ.
14) carpzov Pract. rer. crim. P. II. Qu. 54. n. 51. ley-
ser
Spec. CCLXXXIX. med. 6. kress ad Art.
CLXXVII. CCC. pag. 650. G. L. boehmer de abi-
geatu et furto equorum
§. 103.
de Iuſtitia et Iure.
zufoͤrderſt darauf an, ob nicht in dem Lande, wo
ſie liegen, beſondere Anordnungen aufgeſtellet ſind,
nach welchen ſie nach dem Tode des Erblaſſers auf
einen andern Erben und Nachfolger, als nach den
Geſetzen des Domiciliums, fallen ſollen 11); wo die-
ſes nicht iſt, ſo gehet es auch bey unbeweglichen Guͤ-
tern nach den Geſetzen desjenigen Orts, wo der
Verſtorbene ſein Domicilium gehabt hat 12). Endlich
4) wird auch ein zeitiger Unterthan nach den Geſetzen
desjenigen Orts, wo er ſich aufhaͤlt, behandelt, wenn
er daſelbſt ein Verbrechen veruͤbt hat. Juſtinian
ſchaͤrft dieſes ſehr expreſſiv ein, wenn er in einer ſei-
ner Novellen 13) verordnet: ut unusquisque in pro-
vincia, in qua deliquit, ibi quoque iudicium accipiat.

Dieſes hat auch keinen Zweifel, wenn dem Miſſethaͤ-
ter an dem Orte, wo er das Verbrechen begangen
hat, der Proceß gemacht wird 14), Man erfordert
jedoch nicht unbillig, daß, wenn das Verbrechen des
Fremden entweder nur wieder ein Landes- und ſtatu-
tariſches Geſez, oder zwar wieder das gemeine Recht
laufen, aber doch nach demſelben nicht diejenige harte
Strafe verdienen ſollte, als die Geſetze des Orts, wo
das Verbrechen begangen worden, darauf ſetzen; der
Delinquent an dem Orte ſchon eine Zeitlang ſich auf-
gehalten haben muͤſſe, wenn die deshalb beſtimmte
Strafe
11) hofacker Princip. iuris civ. Rom. Germ.
Tom. I.
§. 140. S. 113.
12) puffendorf Obſervat. iuris univ. Tom. I. Obſ.
28.
13) Nov. LXIX. cap. 1. princ.
14) carpzov Pract. rer. crim. P. II. Qu. 54. n. 51. ley-
ser
Spec. CCLXXXIX. med. 6. kress ad Art.
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§. 103.
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[285/0305] de Iuſtitia et Iure. zufoͤrderſt darauf an, ob nicht in dem Lande, wo ſie liegen, beſondere Anordnungen aufgeſtellet ſind, nach welchen ſie nach dem Tode des Erblaſſers auf einen andern Erben und Nachfolger, als nach den Geſetzen des Domiciliums, fallen ſollen 11); wo die- ſes nicht iſt, ſo gehet es auch bey unbeweglichen Guͤ- tern nach den Geſetzen desjenigen Orts, wo der Verſtorbene ſein Domicilium gehabt hat 12). Endlich 4) wird auch ein zeitiger Unterthan nach den Geſetzen desjenigen Orts, wo er ſich aufhaͤlt, behandelt, wenn er daſelbſt ein Verbrechen veruͤbt hat. Juſtinian ſchaͤrft dieſes ſehr expreſſiv ein, wenn er in einer ſei- ner Novellen 13) verordnet: ut unusquisque in pro- vincia, in qua deliquit, ibi quoque iudicium accipiat. Dieſes hat auch keinen Zweifel, wenn dem Miſſethaͤ- ter an dem Orte, wo er das Verbrechen begangen hat, der Proceß gemacht wird 14), Man erfordert jedoch nicht unbillig, daß, wenn das Verbrechen des Fremden entweder nur wieder ein Landes- und ſtatu- tariſches Geſez, oder zwar wieder das gemeine Recht laufen, aber doch nach demſelben nicht diejenige harte Strafe verdienen ſollte, als die Geſetze des Orts, wo das Verbrechen begangen worden, darauf ſetzen; der Delinquent an dem Orte ſchon eine Zeitlang ſich auf- gehalten haben muͤſſe, wenn die deshalb beſtimmte Strafe 11) hofacker Princip. iuris civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 140. S. 113. 12) puffendorf Obſervat. iuris univ. Tom. I. Obſ. 28. 13) Nov. LXIX. cap. 1. princ. 14) carpzov Pract. rer. crim. P. II. Qu. 54. n. 51. ley- ser Spec. CCLXXXIX. med. 6. kress ad Art. CLXXVII. CCC. pag. 650. G. L. boehmer de abi- geatu et furto equorum §. 103.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/305>, abgerufen am 22.11.2024.