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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 2. Tit.
auch die bey der Schenkung gebrauchten Ausdrücke,
weiter, als der eigentliche Wortverstand erlaubt, nicht
verstanden werden können 7). So wird ferner im Päbst-
lichen Rechte das Zufluchtsrecht der Kirchen und Klö-
ster ohne Unterschied auf alle und jede Verbrecher aus-
gedehnt 8), welches nach Justinianeischen Rechten, nur
zum Sicherheitsmittel gegen unrechtmäsige Gewalt die-
nen soll 9); das heutige Recht aber verwirft jenes dem
öffentlichen Wohl und Strafrechte des Fürsten so nach-
theilige Asylrecht, und nimmt die vernünftigern Vor-
schriften des Justinianeischen Rechts an 10). Noch
mehr: Nach dem Canonischen Rechte hat der durch
Frauenspersohnen geführte Beweiß überall keine Kraft 11),
und diese sind nur sodann zu vernehmen, wenn sie ent-
weder an dem Verbrechen dieses oder jenes Geistlichen
Antheil genommen haben 12), oder es auch darauf an-
kommt, eine vorgebliche Irregularität dieses oder jenes
Geistlichen zu beweisen 13). Allein der Gerichtsge-

brauch
7) L. 25. pr. D. de probat. L. 34. D. de R. 1. mevius
P. 2. dec. 18. n. 4. P. 4. dec. 318. n. 3. P. 8. decis. 194.
n. 2. leyser Spec. 433. m.
1.
8) cap. 6. X. de immunit. eccles. Constitut. gregorii X.
vom Jahr 1591.
9) Nov. XVII. c. 7.
10) Io. Conr. engelbrecht Diss. de iniusta asyli immu-
nitatisque eccles. ad crimina dolosa extensione. Phil.
hedderich Diss. de vero ac genuino statu hodierno
asyli, inter Dissertat. iur. eccles. Germ. Vol. I. Diss. XV.

S. 360-371. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib.
III. Sect. V. Tit.
4. §. 611.
11) Can. 17. u. 19. C. XXXIII. qu. 5. Cap. 10. X. de V.
S.
wo der Grund angeführt wird: nam varium et muta-
bile testimonium semper foemina producit.
12) Cap. 3. X. de test. et attest.
13) Cap. 33. X. eodem.

1. Buch. 2. Tit.
auch die bey der Schenkung gebrauchten Ausdruͤcke,
weiter, als der eigentliche Wortverſtand erlaubt, nicht
verſtanden werden koͤnnen 7). So wird ferner im Paͤbſt-
lichen Rechte das Zufluchtsrecht der Kirchen und Kloͤ-
ſter ohne Unterſchied auf alle und jede Verbrecher aus-
gedehnt 8), welches nach Juſtinianeiſchen Rechten, nur
zum Sicherheitsmittel gegen unrechtmaͤſige Gewalt die-
nen ſoll 9); das heutige Recht aber verwirft jenes dem
oͤffentlichen Wohl und Strafrechte des Fuͤrſten ſo nach-
theilige Aſylrecht, und nimmt die vernuͤnftigern Vor-
ſchriften des Juſtinianeiſchen Rechts an 10). Noch
mehr: Nach dem Canoniſchen Rechte hat der durch
Frauensperſohnen gefuͤhrte Beweiß uͤberall keine Kraft 11),
und dieſe ſind nur ſodann zu vernehmen, wenn ſie ent-
weder an dem Verbrechen dieſes oder jenes Geiſtlichen
Antheil genommen haben 12), oder es auch darauf an-
kommt, eine vorgebliche Irregularitaͤt dieſes oder jenes
Geiſtlichen zu beweiſen 13). Allein der Gerichtsge-

brauch
7) L. 25. pr. D. de probat. L. 34. D. de R. 1. mevius
P. 2. dec. 18. n. 4. P. 4. dec. 318. n. 3. P. 8. deciſ. 194.
n. 2. leyser Spec. 433. m.
1.
8) cap. 6. X. de immunit. eccleſ. Conſtitut. gregorii X.
vom Jahr 1591.
9) Nov. XVII. c. 7.
10) Io. Conr. engelbrecht Diſſ. de iniuſta aſyli immu-
nitatisque eccleſ. ad crimina doloſa extenſione. Phil.
hedderich Diſſ. de vero ac genuino ſtatu hodierno
aſyli, inter Diſſertat. iur. eccleſ. Germ. Vol. I. Diſſ. XV.

S. 360-371. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib.
III. Sect. V. Tit.
4. §. 611.
11) Can. 17. u. 19. C. XXXIII. qu. 5. Cap. 10. X. de V.
S.
wo der Grund angefuͤhrt wird: nam varium et muta-
bile teſtimonium ſemper foemina producit.
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13) Cap. 33. X. eodem.
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[400/0420] 1. Buch. 2. Tit. auch die bey der Schenkung gebrauchten Ausdruͤcke, weiter, als der eigentliche Wortverſtand erlaubt, nicht verſtanden werden koͤnnen 7). So wird ferner im Paͤbſt- lichen Rechte das Zufluchtsrecht der Kirchen und Kloͤ- ſter ohne Unterſchied auf alle und jede Verbrecher aus- gedehnt 8), welches nach Juſtinianeiſchen Rechten, nur zum Sicherheitsmittel gegen unrechtmaͤſige Gewalt die- nen ſoll 9); das heutige Recht aber verwirft jenes dem oͤffentlichen Wohl und Strafrechte des Fuͤrſten ſo nach- theilige Aſylrecht, und nimmt die vernuͤnftigern Vor- ſchriften des Juſtinianeiſchen Rechts an 10). Noch mehr: Nach dem Canoniſchen Rechte hat der durch Frauensperſohnen gefuͤhrte Beweiß uͤberall keine Kraft 11), und dieſe ſind nur ſodann zu vernehmen, wenn ſie ent- weder an dem Verbrechen dieſes oder jenes Geiſtlichen Antheil genommen haben 12), oder es auch darauf an- kommt, eine vorgebliche Irregularitaͤt dieſes oder jenes Geiſtlichen zu beweiſen 13). Allein der Gerichtsge- brauch 7) L. 25. pr. D. de probat. L. 34. D. de R. 1. mevius P. 2. dec. 18. n. 4. P. 4. dec. 318. n. 3. P. 8. deciſ. 194. n. 2. leyser Spec. 433. m. 1. 8) cap. 6. X. de immunit. eccleſ. Conſtitut. gregorii X. vom Jahr 1591. 9) Nov. XVII. c. 7. 10) Io. Conr. engelbrecht Diſſ. de iniuſta aſyli immu- nitatisque eccleſ. ad crimina doloſa extenſione. Phil. hedderich Diſſ. de vero ac genuino ſtatu hodierno aſyli, inter Diſſertat. iur. eccleſ. Germ. Vol. I. Diſſ. XV. S. 360-371. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib. III. Sect. V. Tit. 4. §. 611. 11) Can. 17. u. 19. C. XXXIII. qu. 5. Cap. 10. X. de V. S. wo der Grund angefuͤhrt wird: nam varium et muta- bile teſtimonium ſemper foemina producit. 12) Cap. 3. X. de teſt. et atteſt. 13) Cap. 33. X. eodem.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/420>, abgerufen am 25.11.2024.