Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Origine Iuris. daß der Codex den Institutionen und Pandecten derogi-re. Zwar möchten, wenn wir auf das eigene Zeitalter der einzelnen Verordnungen des Codex sehen dürften, unter der grosen Zahl derselben nur wenige gefunden werden, welche der Promulgation nach jünger als die Institutionen und Pandecten sind, d. i. welche erst nach dem Jahr 533. in welchem beyde die gesezliche Bestät- tigung erhalten haben, wären gegeben worden; indem vielmehr das Datum der meisten Constitutionen des Co- dex, welche eine Subscription haben, zu erkennen giebt, daß sie schon vor dem bemerkten Jahr, mithin vor den Institutionen und Pandecten, sind bekannt gemacht wor- den. Kein Wunder ist es also, wenn es Rechtsgelehr- te giebt, welche einer andern Meinung sind, und dem Codex nur in sofern den Vorzug vor den Pandecten und Institutionen lassen wollen, als die einzelnen Ge- setze desselben neuer sind. Unter denen, die dieses be- haupten, wird nicht leicht einer gefunden werden, der angelegentlicher die Beweise für diese Meinung zu- sammengesucht hätte, als Galvanus 31), weil es ihm nahe ging, quod, wie er sagt, licet iam diu in Ita- lia et in Germania non defuerint, qui contrarium errorem interpretum cum maxima Iurisprudentiae utilitate profligaverint, adhuc tamen multi ita he- betes sunt ac stolidi, ut frugibus inventis glandes quaerant, et suum more in veteris inscitiae coeno volutentur. Allein Galvan mag sagen, was er will, so wird seine Meinung bey den heutigen Rechtsgelehr- ten cocceii Iur. Civ. Controv. Lib. XXII. Tit. 1. Qu. 7. Struben rechtliche Bedenken Th. III. Bed. 33. de lud- wig differentiae iuris Rom. et Germ. in usuris prae- cipue ultra alterum tantum. Halae 1740. Quistorp Beyträge II. Stück N. IX. S. 157. u. a. m. 31) de Usufructu Cap. XXXI. n. IX. S. 398-416.
de Origine Iuris. daß der Codex den Inſtitutionen und Pandecten derogi-re. Zwar moͤchten, wenn wir auf das eigene Zeitalter der einzelnen Verordnungen des Codex ſehen duͤrften, unter der groſen Zahl derſelben nur wenige gefunden werden, welche der Promulgation nach juͤnger als die Inſtitutionen und Pandecten ſind, d. i. welche erſt nach dem Jahr 533. in welchem beyde die geſezliche Beſtaͤt- tigung erhalten haben, waͤren gegeben worden; indem vielmehr das Datum der meiſten Conſtitutionen des Co- dex, welche eine Subſcription haben, zu erkennen giebt, daß ſie ſchon vor dem bemerkten Jahr, mithin vor den Inſtitutionen und Pandecten, ſind bekannt gemacht wor- den. Kein Wunder iſt es alſo, wenn es Rechtsgelehr- te giebt, welche einer andern Meinung ſind, und dem Codex nur in ſofern den Vorzug vor den Pandecten und Inſtitutionen laſſen wollen, als die einzelnen Ge- ſetze deſſelben neuer ſind. Unter denen, die dieſes be- haupten, wird nicht leicht einer gefunden werden, der angelegentlicher die Beweiſe fuͤr dieſe Meinung zu- ſammengeſucht haͤtte, als Galvanus 31), weil es ihm nahe ging, quod, wie er ſagt, licet iam diu in Ita- lia et in Germania non defuerint, qui contrarium errorem interpretum cum maxima Iurisprudentiae utilitate profligaverint, adhuc tamen multi ita he- betes ſunt ac ſtolidi, ut frugibus inventis glandes quaerant, et ſuum more in veteris inſcitiae coeno volutentur. Allein Galvan mag ſagen, was er will, ſo wird ſeine Meinung bey den heutigen Rechtsgelehr- ten cocceii Iur. Civ. Controv. Lib. XXII. Tit. 1. Qu. 7. Struben rechtliche Bedenken Th. III. Bed. 33. de lud- wig differentiae iuris Rom. et Germ. in uſuris prae- cipue ultra alterum tantum. Halae 1740. Quiſtorp Beytraͤge II. Stuͤck N. IX. S. 157. u. a. m. 31) de Uſufructu Cap. XXXI. n. IX. S. 398-416.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0429" n="409"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Origine Iuris.</hi></fw><lb/> daß der Codex den Inſtitutionen und Pandecten derogi-<lb/> re. Zwar moͤchten, wenn wir auf das eigene Zeitalter<lb/> der einzelnen Verordnungen des Codex ſehen duͤrften,<lb/> unter der groſen Zahl derſelben nur wenige gefunden<lb/> werden, welche der Promulgation nach juͤnger als die<lb/> Inſtitutionen und Pandecten ſind, d. i. welche erſt nach<lb/> dem Jahr 533. in welchem beyde die geſezliche Beſtaͤt-<lb/> tigung erhalten haben, waͤren gegeben worden; indem<lb/> vielmehr das Datum der meiſten Conſtitutionen des Co-<lb/> dex, welche eine Subſcription haben, zu erkennen giebt,<lb/> daß ſie ſchon vor dem bemerkten Jahr, mithin vor den<lb/> Inſtitutionen und Pandecten, ſind bekannt gemacht wor-<lb/> den. Kein Wunder iſt es alſo, wenn es Rechtsgelehr-<lb/> te giebt, welche einer andern Meinung ſind, und dem<lb/> Codex nur in ſofern den Vorzug vor den Pandecten<lb/> und Inſtitutionen laſſen wollen, als die einzelnen Ge-<lb/> ſetze deſſelben neuer ſind. Unter denen, die dieſes be-<lb/> haupten, wird nicht leicht einer gefunden werden, der<lb/> angelegentlicher die Beweiſe fuͤr dieſe Meinung zu-<lb/> ſammengeſucht haͤtte, als <hi rendition="#fr">Galvanus</hi> <note place="foot" n="31)"><hi rendition="#aq">de Uſufructu Cap. XXXI. n. IX.</hi> S. 398-416.</note>, weil es ihm<lb/> nahe ging, <hi rendition="#aq">quod,</hi> wie er ſagt, <hi rendition="#aq">licet iam diu in Ita-<lb/> lia et in Germania non defuerint, qui contrarium<lb/> errorem interpretum cum maxima Iurisprudentiae<lb/> utilitate profligaverint, adhuc tamen multi ita he-<lb/> betes ſunt ac ſtolidi, ut frugibus inventis glandes<lb/> quaerant, et ſuum more in veteris inſcitiae coeno<lb/> volutentur.</hi> Allein <hi rendition="#fr">Galvan</hi> mag ſagen, was er will,<lb/> ſo wird ſeine Meinung bey den heutigen Rechtsgelehr-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_64_2" prev="#seg2pn_64_1" place="foot" n="30)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">cocceii</hi> Iur. Civ. Controv. Lib. XXII. Tit. 1. Qu. 7.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Struben</hi> rechtliche Bedenken Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> Bed. 33. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de</hi><hi rendition="#k">lud-<lb/> wig</hi> differentiae iuris Rom. et Germ. in uſuris prae-<lb/> cipue ultra alterum tantum. Halae</hi> 1740. Quiſtorp<lb/> Beytraͤge <hi rendition="#aq">II.</hi> Stuͤck <hi rendition="#aq">N. IX.</hi> S. 157. u. a. m.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [409/0429]
de Origine Iuris.
daß der Codex den Inſtitutionen und Pandecten derogi-
re. Zwar moͤchten, wenn wir auf das eigene Zeitalter
der einzelnen Verordnungen des Codex ſehen duͤrften,
unter der groſen Zahl derſelben nur wenige gefunden
werden, welche der Promulgation nach juͤnger als die
Inſtitutionen und Pandecten ſind, d. i. welche erſt nach
dem Jahr 533. in welchem beyde die geſezliche Beſtaͤt-
tigung erhalten haben, waͤren gegeben worden; indem
vielmehr das Datum der meiſten Conſtitutionen des Co-
dex, welche eine Subſcription haben, zu erkennen giebt,
daß ſie ſchon vor dem bemerkten Jahr, mithin vor den
Inſtitutionen und Pandecten, ſind bekannt gemacht wor-
den. Kein Wunder iſt es alſo, wenn es Rechtsgelehr-
te giebt, welche einer andern Meinung ſind, und dem
Codex nur in ſofern den Vorzug vor den Pandecten
und Inſtitutionen laſſen wollen, als die einzelnen Ge-
ſetze deſſelben neuer ſind. Unter denen, die dieſes be-
haupten, wird nicht leicht einer gefunden werden, der
angelegentlicher die Beweiſe fuͤr dieſe Meinung zu-
ſammengeſucht haͤtte, als Galvanus 31), weil es ihm
nahe ging, quod, wie er ſagt, licet iam diu in Ita-
lia et in Germania non defuerint, qui contrarium
errorem interpretum cum maxima Iurisprudentiae
utilitate profligaverint, adhuc tamen multi ita he-
betes ſunt ac ſtolidi, ut frugibus inventis glandes
quaerant, et ſuum more in veteris inſcitiae coeno
volutentur. Allein Galvan mag ſagen, was er will,
ſo wird ſeine Meinung bey den heutigen Rechtsgelehr-
ten
30)
31) de Uſufructu Cap. XXXI. n. IX. S. 398-416.
30) cocceii Iur. Civ. Controv. Lib. XXII. Tit. 1. Qu. 7.
Struben rechtliche Bedenken Th. III. Bed. 33. de lud-
wig differentiae iuris Rom. et Germ. in uſuris prae-
cipue ultra alterum tantum. Halae 1740. Quiſtorp
Beytraͤge II. Stuͤck N. IX. S. 157. u. a. m.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |