Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 3. Tit. Andere 28) hingegen lassen eine Aehnlichkeit der Fälle zu.Diese letzere Meynung halte ich allerdings für gegründe- ter. Denn erstlich, warum sollte es bey ungeschriebenen Gesetzen anders, als bey geschriebenen, seyn? Will der Gesetzgeber einmal, daß es bey gewissen Fällen hinführo beständig eben so gehalten werden solle, wie es von Alters her bis jetzo üblich gewesen ist; wa- rum sollte es nicht auch seinem Willen gemäß seyn, bey andern ähnlichen Fällen dasselbe Gewohnheitsrecht Statt finden zu lassen? Sodann aber bestärken mich hierin auch selbst die Gesetze 29). Es muß nur aber freylich ei- ne wahre Aehnlichkeit der Fälle vorhanden seyn. Daß diese bey wirklicher Anwendung oft schwer zu bestim- men sey, gestehe ich gern; aber eben desto nöthiger ist es, ein Principium festzusetzen, woraus die Aehn- lichkeit der Fälle zu beurtheilen. Eine solche Aehnlichkeit ist nun alsdann unstreitig vorhanden, wenn der ge- genwärtige Fall, ohnerachtet er in specie noch §. 44. S. 235 am Ende u. folg. kemmerich cit. Diss. Sect. II. §. VIII. reinharth ad Christinaeum Vol. IV. Obs. 66. S. 96. u. m. Sie berufen sich auf L. 1. C. quae sit longa consuet. wo die Worte stehen: in eodem controversiarum ge- nere. 28) voetius in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 36. könig in Diss. de iure consuetudinario §. 35. leyser Spec. IX. med. 8. hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med. 12. 29) L. 32. pr. D. de LL. und Ant. faber in Rational. ad
eandem L. ich habe die Erklärung dieses Rechtsgelehrten schon oben S. 425. Not. 23. mit den eignen Worten desselben vor- getragen. Diesem ist die L. 1. C. quae sit longa cons. so wenig entgegen, daß sie vielmehr in den Worten: eodem controver- siarum genere unsern Satz bestätiget; wenn man zumahl da- mit verbindet, was in eben diesem Gesetz zur weiteren Be- stimmung jener Worte hinzugefügt worden: nam et ratio, quae consuetudinem suasit, custodienda est. 1. Buch. 3. Tit. Andere 28) hingegen laſſen eine Aehnlichkeit der Faͤlle zu.Dieſe letzere Meynung halte ich allerdings fuͤr gegruͤnde- ter. Denn erſtlich, warum ſollte es bey ungeſchriebenen Geſetzen anders, als bey geſchriebenen, ſeyn? Will der Geſetzgeber einmal, daß es bey gewiſſen Faͤllen hinfuͤhro beſtaͤndig eben ſo gehalten werden ſolle, wie es von Alters her bis jetzo uͤblich geweſen iſt; wa- rum ſollte es nicht auch ſeinem Willen gemaͤß ſeyn, bey andern aͤhnlichen Faͤllen daſſelbe Gewohnheitsrecht Statt finden zu laſſen? Sodann aber beſtaͤrken mich hierin auch ſelbſt die Geſetze 29). Es muß nur aber freylich ei- ne wahre Aehnlichkeit der Faͤlle vorhanden ſeyn. Daß dieſe bey wirklicher Anwendung oft ſchwer zu beſtim- men ſey, geſtehe ich gern; aber eben deſto noͤthiger iſt es, ein Principium feſtzuſetzen, woraus die Aehn- lichkeit der Faͤlle zu beurtheilen. Eine ſolche Aehnlichkeit iſt nun alsdann unſtreitig vorhanden, wenn der ge- genwaͤrtige Fall, ohnerachtet er in ſpecie noch §. 44. S. 235 am Ende u. folg. kemmerich cit. Diſſ. Sect. II. §. VIII. reinharth ad Chriſtinaeum Vol. IV. Obſ. 66. S. 96. u. m. Sie berufen ſich auf L. 1. C. quae ſit longa conſuet. wo die Worte ſtehen: in eodem controverſiarum ge- nere. 28) voetius in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 36. könig in Diſſ. de iure conſuetudinario §. 35. leyser Spec. IX. med. 8. hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med. 12. 29) L. 32. pr. D. de LL. und Ant. faber in Rational. ad
eandem L. ich habe die Erklaͤrung dieſes Rechtsgelehrten ſchon oben S. 425. Not. 23. mit den eignen Worten deſſelben vor- getragen. Dieſem iſt die L. 1. C. quae ſit longa conſ. ſo wenig entgegen, daß ſie vielmehr in den Worten: eodem controver- ſiarum genere unſern Satz beſtaͤtiget; wenn man zumahl da- mit verbindet, was in eben dieſem Geſetz zur weiteren Be- ſtimmung jener Worte hinzugefuͤgt worden: nam et ratio, quae conſuetudinem ſuaſit, cuſtodienda eſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0488" n="468"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 3. Tit.</hi></fw><lb/> Andere <note place="foot" n="28)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">voetius</hi> in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 36. <hi rendition="#k">könig</hi><lb/> in Diſſ. de iure conſuetudinario §. 35. <hi rendition="#k">leyser</hi> Spec. IX.<lb/> med. 8. <hi rendition="#k">hartleben</hi> Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med.</hi> 12.</note> hingegen laſſen eine Aehnlichkeit der Faͤlle zu.<lb/> Dieſe letzere Meynung halte ich allerdings fuͤr gegruͤnde-<lb/> ter. Denn erſtlich, warum ſollte es bey ungeſchriebenen<lb/> Geſetzen anders, als bey geſchriebenen, ſeyn? Will<lb/> der Geſetzgeber einmal, daß es bey gewiſſen Faͤllen<lb/> hinfuͤhro beſtaͤndig eben ſo gehalten werden ſolle, wie<lb/> es von Alters her bis jetzo uͤblich geweſen iſt; wa-<lb/> rum ſollte es nicht auch ſeinem Willen gemaͤß ſeyn,<lb/> bey andern aͤhnlichen Faͤllen daſſelbe Gewohnheitsrecht<lb/> Statt finden zu laſſen? Sodann aber beſtaͤrken mich hierin<lb/> auch ſelbſt die Geſetze <note place="foot" n="29)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 32. <hi rendition="#i">pr. D. de LL.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ant.</hi><hi rendition="#k">faber</hi> in Rational. ad<lb/> eandem L.</hi> ich habe die Erklaͤrung dieſes Rechtsgelehrten ſchon<lb/> oben S. 425. Not. 23. mit den eignen Worten deſſelben vor-<lb/> getragen. Dieſem iſt die <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L. 1. C. quae ſit longa conſ.</hi></hi> ſo wenig<lb/> entgegen, daß ſie vielmehr in den Worten: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">eodem controver-<lb/> ſiarum</hi><hi rendition="#k">genere</hi></hi> unſern Satz beſtaͤtiget; wenn man zumahl da-<lb/> mit verbindet, was in eben dieſem Geſetz zur weiteren Be-<lb/> ſtimmung jener Worte hinzugefuͤgt worden: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">nam et</hi><hi rendition="#k">ratio</hi>,<lb/><hi rendition="#i">quae conſuetudinem ſuaſit, cuſtodienda eſt.</hi></hi></note>. Es muß nur aber freylich ei-<lb/> ne <hi rendition="#g">wahre Aehnlichkeit</hi> der Faͤlle vorhanden ſeyn.<lb/> Daß dieſe bey wirklicher Anwendung oft ſchwer zu beſtim-<lb/> men ſey, geſtehe ich gern; aber eben deſto noͤthiger<lb/> iſt es, ein Principium feſtzuſetzen, woraus die Aehn-<lb/> lichkeit der Faͤlle zu beurtheilen. Eine ſolche Aehnlichkeit<lb/> iſt nun alsdann unſtreitig vorhanden, <hi rendition="#g">wenn der ge-<lb/> genwaͤrtige Fall, ohnerachtet er <hi rendition="#aq">in ſpecie</hi></hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_77_2" prev="#seg2pn_77_1" place="foot" n="27)">§. 44. S. 235 am Ende u. folg. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">kemmerich</hi> cit. Diſſ. Sect. II.<lb/> §. VIII. <hi rendition="#k">reinharth</hi> ad Chriſtinaeum Vol. IV. Obſ.</hi> 66.<lb/> S. 96. u. m. Sie berufen ſich auf <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1. <hi rendition="#i">C. quae ſit longa<lb/> conſuet.</hi></hi> wo die Worte ſtehen: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">in eodem controverſiarum ge-<lb/> nere.</hi></hi></note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [468/0488]
1. Buch. 3. Tit.
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Dieſe letzere Meynung halte ich allerdings fuͤr gegruͤnde-
ter. Denn erſtlich, warum ſollte es bey ungeſchriebenen
Geſetzen anders, als bey geſchriebenen, ſeyn? Will
der Geſetzgeber einmal, daß es bey gewiſſen Faͤllen
hinfuͤhro beſtaͤndig eben ſo gehalten werden ſolle, wie
es von Alters her bis jetzo uͤblich geweſen iſt; wa-
rum ſollte es nicht auch ſeinem Willen gemaͤß ſeyn,
bey andern aͤhnlichen Faͤllen daſſelbe Gewohnheitsrecht
Statt finden zu laſſen? Sodann aber beſtaͤrken mich hierin
auch ſelbſt die Geſetze 29). Es muß nur aber freylich ei-
ne wahre Aehnlichkeit der Faͤlle vorhanden ſeyn.
Daß dieſe bey wirklicher Anwendung oft ſchwer zu beſtim-
men ſey, geſtehe ich gern; aber eben deſto noͤthiger
iſt es, ein Principium feſtzuſetzen, woraus die Aehn-
lichkeit der Faͤlle zu beurtheilen. Eine ſolche Aehnlichkeit
iſt nun alsdann unſtreitig vorhanden, wenn der ge-
genwaͤrtige Fall, ohnerachtet er in ſpecie
noch
27)
28) voetius in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 36. könig
in Diſſ. de iure conſuetudinario §. 35. leyser Spec. IX.
med. 8. hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. XI. med. 12.
29) L. 32. pr. D. de LL. und Ant. faber in Rational. ad
eandem L. ich habe die Erklaͤrung dieſes Rechtsgelehrten ſchon
oben S. 425. Not. 23. mit den eignen Worten deſſelben vor-
getragen. Dieſem iſt die L. 1. C. quae ſit longa conſ. ſo wenig
entgegen, daß ſie vielmehr in den Worten: eodem controver-
ſiarum genere unſern Satz beſtaͤtiget; wenn man zumahl da-
mit verbindet, was in eben dieſem Geſetz zur weiteren Be-
ſtimmung jener Worte hinzugefuͤgt worden: nam et ratio,
quae conſuetudinem ſuaſit, cuſtodienda eſt.
27) §. 44. S. 235 am Ende u. folg. kemmerich cit. Diſſ. Sect. II.
§. VIII. reinharth ad Chriſtinaeum Vol. IV. Obſ. 66.
S. 96. u. m. Sie berufen ſich auf L. 1. C. quae ſit longa
conſuet. wo die Worte ſtehen: in eodem controverſiarum ge-
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