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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
weißart an sich nicht zulässet, indem eine erwiesene Ge-
wohnheit, als Gesetz, viele verbindet, niemand aber durch
seinen Eid den Rechten eines Dritten präiudiciren, oder
einem Dritten eine Verbindlichkeit aufbürden kann 52).
Daß indessen über einzelne Umstände der zum Beweiß
angeführten Handlungen, wovon der Gegner Wissenschaft
haben muß, der Eid zugeschoben werden könne, leidet
keinen Zweifel. Sollte aber nicht auch

IV) in dem Fall, da die vorgegebene rechtliche Ge-
wohnheit nur halb, oder auch über die Hälfte, aber doch
noch nicht vollständig, erwiesen worden, wenigstens auf
den Erfüllungseid erkannt werden können? Die
meisten Rechtsgelehrten leugnen dieses 53). Andere aber
wollen wenigstens das iuramentum de credulitate zulas-
sen 54). Ich glaube, wenn an der Vollständigkeit des
Beweises nur noch wenig mangelt, und der Erfüllungs-
eid nur dazu dienen soll, diesen oder jenen einzelnen Um-

stand,
52) malblanc a. a. O. S. 138.
53) voet Comm. ad Pand. h. t. §. 33. in fine. wo er folgenden
Grund anführt: Cum tali iureiurando actor id, quod minus
plene probatum est, conscientiae propriae testimonio, circa
proprium, non alienum factum occupato, confirmet; hic vero
non de iurantis facto, sed populi totius consensu tacito, ac
frequentibus non actoris reive, sed aliorum actibus, dubitatio
sit; et praesupposita actuum frequentia ad consuetudinem ne-
cessaria, non possit non esse pluribus notum, quod consuetu-
dine obtentum est; apparet, nisi fallor, hic iurisiurandi sup-
pletorii materiam deficere
.
Hiermit stimmen auch Struben
in den rechtl. Bedenken IV. Th. N. 163. S. 418. hertius
Vol. II. decis. 408. n. 2. hofacker Princip. iur. civ. Rom.
Germ. T. I.
§. 125. S. 102. u. a. m. überein.
54) wernher P. I. Obs. 38. gaertner Meditat. pract. ad
Pandectas. Spec. I.
S. 29.

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
weißart an ſich nicht zulaͤſſet, indem eine erwieſene Ge-
wohnheit, als Geſetz, viele verbindet, niemand aber durch
ſeinen Eid den Rechten eines Dritten praͤiudiciren, oder
einem Dritten eine Verbindlichkeit aufbuͤrden kann 52).
Daß indeſſen uͤber einzelne Umſtaͤnde der zum Beweiß
angefuͤhrten Handlungen, wovon der Gegner Wiſſenſchaft
haben muß, der Eid zugeſchoben werden koͤnne, leidet
keinen Zweifel. Sollte aber nicht auch

IV) in dem Fall, da die vorgegebene rechtliche Ge-
wohnheit nur halb, oder auch uͤber die Haͤlfte, aber doch
noch nicht vollſtaͤndig, erwieſen worden, wenigſtens auf
den Erfuͤllungseid erkannt werden koͤnnen? Die
meiſten Rechtsgelehrten leugnen dieſes 53). Andere aber
wollen wenigſtens das iuramentum de credulitate zulaſ-
ſen 54). Ich glaube, wenn an der Vollſtaͤndigkeit des
Beweiſes nur noch wenig mangelt, und der Erfuͤllungs-
eid nur dazu dienen ſoll, dieſen oder jenen einzelnen Um-

ſtand,
52) malblanc a. a. O. S. 138.
53) voet Comm. ad Pand. h. t. §. 33. in fine. wo er folgenden
Grund anfuͤhrt: Cum tali iureiurando actor id, quod minus
plene probatum eſt, conſcientiae propriae teſtimonio, circa
proprium, non alienum factum occupato, confirmet; hic vero
non de iurantis facto, ſed populi totius conſenſu tacito, ac
frequentibus non actoris reive, ſed aliorum actibus, dubitatio
ſit; et praeſuppoſita actuum frequentia ad conſuetudinem ne-
ceſſaria, non poſſit non eſſe pluribus notum, quod conſuetu-
dine obtentum eſt; apparet, niſi fallor, hic iurisiurandi ſup-
pletorii materiam deficere
.
Hiermit ſtimmen auch Struben
in den rechtl. Bedenken IV. Th. N. 163. S. 418. hertius
Vol. II. deciſ. 408. n. 2. hofacker Princip. iur. civ. Rom.
Germ. T. I.
§. 125. S. 102. u. a. m. uͤberein.
54) wernher P. I. Obſ. 38. gaertner Meditat. pract. ad
Pandectas. Spec. I.
S. 29.
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[477/0497] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. weißart an ſich nicht zulaͤſſet, indem eine erwieſene Ge- wohnheit, als Geſetz, viele verbindet, niemand aber durch ſeinen Eid den Rechten eines Dritten praͤiudiciren, oder einem Dritten eine Verbindlichkeit aufbuͤrden kann 52). Daß indeſſen uͤber einzelne Umſtaͤnde der zum Beweiß angefuͤhrten Handlungen, wovon der Gegner Wiſſenſchaft haben muß, der Eid zugeſchoben werden koͤnne, leidet keinen Zweifel. Sollte aber nicht auch IV) in dem Fall, da die vorgegebene rechtliche Ge- wohnheit nur halb, oder auch uͤber die Haͤlfte, aber doch noch nicht vollſtaͤndig, erwieſen worden, wenigſtens auf den Erfuͤllungseid erkannt werden koͤnnen? Die meiſten Rechtsgelehrten leugnen dieſes 53). Andere aber wollen wenigſtens das iuramentum de credulitate zulaſ- ſen 54). Ich glaube, wenn an der Vollſtaͤndigkeit des Beweiſes nur noch wenig mangelt, und der Erfuͤllungs- eid nur dazu dienen ſoll, dieſen oder jenen einzelnen Um- ſtand, 52) malblanc a. a. O. S. 138. 53) voet Comm. ad Pand. h. t. §. 33. in fine. wo er folgenden Grund anfuͤhrt: Cum tali iureiurando actor id, quod minus plene probatum eſt, conſcientiae propriae teſtimonio, circa proprium, non alienum factum occupato, confirmet; hic vero non de iurantis facto, ſed populi totius conſenſu tacito, ac frequentibus non actoris reive, ſed aliorum actibus, dubitatio ſit; et praeſuppoſita actuum frequentia ad conſuetudinem ne- ceſſaria, non poſſit non eſſe pluribus notum, quod conſuetu- dine obtentum eſt; apparet, niſi fallor, hic iurisiurandi ſup- pletorii materiam deficere. Hiermit ſtimmen auch Struben in den rechtl. Bedenken IV. Th. N. 163. S. 418. hertius Vol. II. deciſ. 408. n. 2. hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. T. I. §. 125. S. 102. u. a. m. uͤberein. 54) wernher P. I. Obſ. 38. gaertner Meditat. pract. ad Pandectas. Spec. I. S. 29.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/497>, abgerufen am 22.11.2024.