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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 3. Tit.
es nur durch das Gerichtssiegel, und die gewöhnliche Un-
terschrift des Gerichts bekräftiget worden, wenigstens ei-
nen halben Beweiß mache; so ist doch dieses von An-
dern 48) mit mehrern Grunde geläugnet worden, indem
bekannten Rechtens ist, daß überhaupt kein Zeugniß, wel-
ches nicht bestimmt, sondern nur in allgemeinen Ausdrü-
chen, und in folle, abgefaßt ist, etwas, mithin auch nicht
semiplene, erweise 49). Ob nicht

III) in Ermangelung anderer Beweißmittel auch die
Zuschiebung des Eides zum Beweiß einer streiti-
gen Gewohnheit gebraucht werden könne? ist nur in so
weit zu verneinen, als der Eid überhaupt darüber defe-
rirt werden soll, daß eine solche Gewohnheit, als behaup-
tet werden will, wirklich vorhanden sey 50), weil eines Theils
überhaupt kein Eid in folle zugeschoben werden darf, son-
dern das factum, worüber der Eid deferirt wird, jeder-
zeit nach allen denjenigen Umständen, wovon die Wahr-
heit desselben abhängt, bestimmt seyn muß 51); andern
Theils aber die Natur eines Gewohnheitsrechts diese Be-

weis-
48) reinharth ad Christinaei Decision. Vol. IV. Obs. 66.
S. 96. und hartleben Meditat. ad Pandectas. Vol. I. P. I.
Spec. XI. med.
13.
49) L. 4. Cod. de testib. Ein anders ist es, wenn die Ana-
logie des teutschen Rechts das Zeugniß des Richters unter-
stützt, wovon Pütter in den auserlesenen Rechtsfällen
1. Band 2. Th. Dec. 43. ein Beyspiel giebt.
50) S. Claproth Einleitung in den ordentlichen bürgerlichen
Proceß. 2. Th. (Göttingen 1787.) XX. Hauptst. 1. Tit. §. 321.
n. VIII. S. 461. malblanc doctrina de iureiurando. Lib. III.
Cap. III.
§. 44. S. 136.
51) S. Ge. Lud. boehmer Diss. de auctoritate iudicis circa
iusiurandum in iudicio delatum. Goett. 1772. §. XII. n. II.

S. 16.

1. Buch. 3. Tit.
es nur durch das Gerichtsſiegel, und die gewoͤhnliche Un-
terſchrift des Gerichts bekraͤftiget worden, wenigſtens ei-
nen halben Beweiß mache; ſo iſt doch dieſes von An-
dern 48) mit mehrern Grunde gelaͤugnet worden, indem
bekannten Rechtens iſt, daß uͤberhaupt kein Zeugniß, wel-
ches nicht beſtimmt, ſondern nur in allgemeinen Ausdruͤ-
chen, und in folle, abgefaßt iſt, etwas, mithin auch nicht
ſemiplene, erweiſe 49). Ob nicht

III) in Ermangelung anderer Beweißmittel auch die
Zuſchiebung des Eides zum Beweiß einer ſtreiti-
gen Gewohnheit gebraucht werden koͤnne? iſt nur in ſo
weit zu verneinen, als der Eid uͤberhaupt daruͤber defe-
rirt werden ſoll, daß eine ſolche Gewohnheit, als behaup-
tet werden will, wirklich vorhanden ſey 50), weil eines Theils
uͤberhaupt kein Eid in folle zugeſchoben werden darf, ſon-
dern das factum, woruͤber der Eid deferirt wird, jeder-
zeit nach allen denjenigen Umſtaͤnden, wovon die Wahr-
heit deſſelben abhaͤngt, beſtimmt ſeyn muß 51); andern
Theils aber die Natur eines Gewohnheitsrechts dieſe Be-

weiſ-
48) reinharth ad Chriſtinaei Deciſion. Vol. IV. Obſ. 66.
S. 96. und hartleben Meditat. ad Pandectas. Vol. I. P. I.
Spec. XI. med.
13.
49) L. 4. Cod. de teſtib. Ein anders iſt es, wenn die Ana-
logie des teutſchen Rechts das Zeugniß des Richters unter-
ſtuͤtzt, wovon Puͤtter in den auserleſenen Rechtsfaͤllen
1. Band 2. Th. Dec. 43. ein Beyſpiel giebt.
50) S. Claproth Einleitung in den ordentlichen buͤrgerlichen
Proceß. 2. Th. (Goͤttingen 1787.) XX. Hauptſt. 1. Tit. §. 321.
n. VIII. S. 461. malblanc doctrina de iureiurando. Lib. III.
Cap. III.
§. 44. S. 136.
51) S. Ge. Lud. boehmer Diſſ. de auctoritate iudicis circa
iusiurandum in iudicio delatum. Goett. 1772. §. XII. n. II.

S. 16.
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[476/0496] 1. Buch. 3. Tit. es nur durch das Gerichtsſiegel, und die gewoͤhnliche Un- terſchrift des Gerichts bekraͤftiget worden, wenigſtens ei- nen halben Beweiß mache; ſo iſt doch dieſes von An- dern 48) mit mehrern Grunde gelaͤugnet worden, indem bekannten Rechtens iſt, daß uͤberhaupt kein Zeugniß, wel- ches nicht beſtimmt, ſondern nur in allgemeinen Ausdruͤ- chen, und in folle, abgefaßt iſt, etwas, mithin auch nicht ſemiplene, erweiſe 49). Ob nicht III) in Ermangelung anderer Beweißmittel auch die Zuſchiebung des Eides zum Beweiß einer ſtreiti- gen Gewohnheit gebraucht werden koͤnne? iſt nur in ſo weit zu verneinen, als der Eid uͤberhaupt daruͤber defe- rirt werden ſoll, daß eine ſolche Gewohnheit, als behaup- tet werden will, wirklich vorhanden ſey 50), weil eines Theils uͤberhaupt kein Eid in folle zugeſchoben werden darf, ſon- dern das factum, woruͤber der Eid deferirt wird, jeder- zeit nach allen denjenigen Umſtaͤnden, wovon die Wahr- heit deſſelben abhaͤngt, beſtimmt ſeyn muß 51); andern Theils aber die Natur eines Gewohnheitsrechts dieſe Be- weiſ- 48) reinharth ad Chriſtinaei Deciſion. Vol. IV. Obſ. 66. S. 96. und hartleben Meditat. ad Pandectas. Vol. I. P. I. Spec. XI. med. 13. 49) L. 4. Cod. de teſtib. Ein anders iſt es, wenn die Ana- logie des teutſchen Rechts das Zeugniß des Richters unter- ſtuͤtzt, wovon Puͤtter in den auserleſenen Rechtsfaͤllen 1. Band 2. Th. Dec. 43. ein Beyſpiel giebt. 50) S. Claproth Einleitung in den ordentlichen buͤrgerlichen Proceß. 2. Th. (Goͤttingen 1787.) XX. Hauptſt. 1. Tit. §. 321. n. VIII. S. 461. malblanc doctrina de iureiurando. Lib. III. Cap. III. §. 44. S. 136. 51) S. Ge. Lud. boehmer Diſſ. de auctoritate iudicis circa iusiurandum in iudicio delatum. Goett. 1772. §. XII. n. II. S. 16.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/496>, abgerufen am 22.11.2024.