Von diesen wird nun noch insonderheit zu handeln seyn 82). Was sind denn aber Statuten der Gemeinhei- ten? Ueberhaupt verstehet man darunter die verbindli- chen Regeln einer Personen-Gemeinheit, z. B. einer Stadt, eines Stifts u. dgl. Diese können von zweyer- ley Art seyn. Entweder solche, die unter den Gliedern einer Gemeinheit vertragsweise sind errichtet wor- den, und also nur als Verträge verbinden; oder sol- che, die als Gesetze in der Gemeinheit promulgirt wor- den, und als Gesetze verbinden. Erstere werden statu- ta conventionalia, iure collegiali condita; letztere aber sta- tuta legalia genennt. Diese können entweder vom Regen- ten selbst in und für eine Gemeinheit promulgirt worden seyn; denn es ist nichts ungewöhnliches, solche particu- läre Landesordnungen Statuta,Stadtgesetze zu nen- nen 83). Oder es kann seyn, daß der Regent die gesetz- gebliche Gewalt einer Gemeinheit auf eine von ihm ab- hängige Weise in einem gewissen Bezirk des Staats ver- liehen hat. Was sodann dieselbe vermöge dieser Gewalt verordnet, ist eigentliches Gesetz, und ob es gleich in der Gestalt, wie ein Gemeindsvertrag z. B. durch die Mehr- heit der Stimmen zu Stande kommt, so gehört dies den- noch blos zu der Art, wie die gesetzgebliche Gewalt von
der
82) Unter den vielen Schriften, welche von Statuten han- deln, verdienen vorzüglich empfohlen zu werden: Paulvoet de statutis eorumque concursu. Amstelod. 1661. 12. Io. voet Commentar. ad Pandect. Lib. I. Tit. IV. P. II. Christ. Gottl. riccius Entwurf von Stadtgesetzen oder Statutis.. Frankf. u. Leipz. 1740. 4. Io. Ottolutterloh Diss. de statutis col- legiorum opificum. Goett. 1759. und hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. T. I. Lib. I. Cap. III. Tit. 3. S. 105. u. folg.
83) Cammergerichts-Ordn. P. I. T. 3. §. 1. Reichshofr. Ord- nung Tit. I. §. 15. N. R. A. §. 105.
1. Buch. 3. Tit.
Von dieſen wird nun noch inſonderheit zu handeln ſeyn 82). Was ſind denn aber Statuten der Gemeinhei- ten? Ueberhaupt verſtehet man darunter die verbindli- chen Regeln einer Perſonen-Gemeinheit, z. B. einer Stadt, eines Stifts u. dgl. Dieſe koͤnnen von zweyer- ley Art ſeyn. Entweder ſolche, die unter den Gliedern einer Gemeinheit vertragsweiſe ſind errichtet wor- den, und alſo nur als Vertraͤge verbinden; oder ſol- che, die als Geſetze in der Gemeinheit promulgirt wor- den, und als Geſetze verbinden. Erſtere werden ſtatu- ta conventionalia, iure collegiali condita; letztere aber ſta- tuta legalia genennt. Dieſe koͤnnen entweder vom Regen- ten ſelbſt in und fuͤr eine Gemeinheit promulgirt worden ſeyn; denn es iſt nichts ungewoͤhnliches, ſolche particu- laͤre Landesordnungen Statuta,Stadtgeſetze zu nen- nen 83). Oder es kann ſeyn, daß der Regent die geſetz- gebliche Gewalt einer Gemeinheit auf eine von ihm ab- haͤngige Weiſe in einem gewiſſen Bezirk des Staats ver- liehen hat. Was ſodann dieſelbe vermoͤge dieſer Gewalt verordnet, iſt eigentliches Geſetz, und ob es gleich in der Geſtalt, wie ein Gemeindsvertrag z. B. durch die Mehr- heit der Stimmen zu Stande kommt, ſo gehoͤrt dies den- noch blos zu der Art, wie die geſetzgebliche Gewalt von
der
82) Unter den vielen Schriften, welche von Statuten han- deln, verdienen vorzuͤglich empfohlen zu werden: Paulvoet de ſtatutis eorumque concurſu. Amſtelod. 1661. 12. Io. voet Commentar. ad Pandect. Lib. I. Tit. IV. P. II. Chriſt. Gottl. riccius Entwurf von Stadtgeſetzen oder Statutis.. Frankf. u. Leipz. 1740. 4. Io. Ottolutterloh Diſſ. de ſtatutis col- legiorum opificum. Goett. 1759. und hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. T. I. Lib. I. Cap. III. Tit. 3. S. 105. u. folg.
83) Cammergerichts-Ordn. P. I. T. 3. §. 1. Reichshofr. Ord- nung Tit. I. §. 15. N. R. A. §. 105.
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1. Buch. 3. Tit.
Von dieſen wird nun noch inſonderheit zu handeln
ſeyn 82). Was ſind denn aber Statuten der Gemeinhei-
ten? Ueberhaupt verſtehet man darunter die verbindli-
chen Regeln einer Perſonen-Gemeinheit, z. B. einer
Stadt, eines Stifts u. dgl. Dieſe koͤnnen von zweyer-
ley Art ſeyn. Entweder ſolche, die unter den Gliedern
einer Gemeinheit vertragsweiſe ſind errichtet wor-
den, und alſo nur als Vertraͤge verbinden; oder ſol-
che, die als Geſetze in der Gemeinheit promulgirt wor-
den, und als Geſetze verbinden. Erſtere werden ſtatu-
ta conventionalia, iure collegiali condita; letztere aber ſta-
tuta legalia genennt. Dieſe koͤnnen entweder vom Regen-
ten ſelbſt in und fuͤr eine Gemeinheit promulgirt worden
ſeyn; denn es iſt nichts ungewoͤhnliches, ſolche particu-
laͤre Landesordnungen Statuta, Stadtgeſetze zu nen-
nen 83). Oder es kann ſeyn, daß der Regent die geſetz-
gebliche Gewalt einer Gemeinheit auf eine von ihm ab-
haͤngige Weiſe in einem gewiſſen Bezirk des Staats ver-
liehen hat. Was ſodann dieſelbe vermoͤge dieſer Gewalt
verordnet, iſt eigentliches Geſetz, und ob es gleich in der
Geſtalt, wie ein Gemeindsvertrag z. B. durch die Mehr-
heit der Stimmen zu Stande kommt, ſo gehoͤrt dies den-
noch blos zu der Art, wie die geſetzgebliche Gewalt von
der
82) Unter den vielen Schriften, welche von Statuten han-
deln, verdienen vorzuͤglich empfohlen zu werden: Paul voet
de ſtatutis eorumque concurſu. Amſtelod. 1661. 12. Io. voet
Commentar. ad Pandect. Lib. I. Tit. IV. P. II. Chriſt. Gottl.
riccius Entwurf von Stadtgeſetzen oder Statutis.. Frankf.
u. Leipz. 1740. 4. Io. Otto lutterloh Diſſ. de ſtatutis col-
legiorum opificum. Goett. 1759. und hofacker Princip. iur.
civ. Rom. Germ. T. I. Lib. I. Cap. III. Tit. 3. S. 105. u. folg.
83) Cammergerichts-Ordn. P. I. T. 3. §. 1. Reichshofr. Ord-
nung Tit. I. §. 15. N. R. A. §. 105.
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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/506>, abgerufen am 21.06.2024.
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