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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 4. Tit.

II) Sie müssen das Datum in der Unterschrift ent-
halten. Nach den Worten eines gewissen Gesetzes in dem
verbesserten Codex des Kaiser Justinians, sollen zwar nur
beneficia personalia, das heißt, Gnadenrescripte, sine die
et Consule
nich gelten 80). Allein auch bey Justizre-
scripten kommt sehr viel auf das Datum an, um zu beur-
theilen, welches unter mehreren Rescripten dem andern
vorgehe; andere Ursachen zu geschweigen, weshalb die
Bemerkung der Zeit, wenn ein Rescript erlassen worden,
in jedem Falle erforderlich ist 81).

III) Dürfen Rescripte auch nicht dem öffentlichen
Wohl des Staats, noch dem auf eine rechtmäsige Art
schon erworbenen Recht eines Andern zuwider seyn 82).
Der Landesherr kann daher nicht die Fortsetzung eines
Streits, der schon durch einen rechtsgültigen Transact
gehoben ist, durch ein Rescript erlauben 83); oder Je-
manden durch ein Rescript ein Recht ertheilen, was ihm
schon durch ein rechtskräftiges Urtheil ist abgesprochen

wor-
tair (Promagister) das Rescript Namens des Kaisers unter-
schrieb. S. Püttmann Probabil. iur. civ. lib. sec. cap. IV.
S. 34. u. 35.
80) L. 4. C. Iust. de div. rescript. Diese Verordnung, welche
von Constantin dem Grossen herrührt, ist jedoch vom
Tribonian sehr interpolirt worden. Denn so wie sie im
Theodosianischen Codex Lib. I. Tit. I. L. 1. lautet, gehet sie
auf alle, auch die allgemeinen Constitutionen. S. Iac. go-
thofredus
Commentar. ad h. L. Tom. I. Cod. Theod.
S. 6.
81) S. voet Comment. ad Pandect. h. t. §. 5. westenberg
in Divo Marco Diss. II. cap.
2. §. 12.
82) L. 6. Cod. si contra ius vel util. publ. L. 3. L. 7. Cod. de
precib. Imp. offerend.
83) L. 16. Cod. de Transact.
1. Buch. 4. Tit.

II) Sie muͤſſen das Datum in der Unterſchrift ent-
halten. Nach den Worten eines gewiſſen Geſetzes in dem
verbeſſerten Codex des Kaiſer Juſtinians, ſollen zwar nur
beneficia perſonalia, das heißt, Gnadenreſcripte, ſine die
et Conſule
nich gelten 80). Allein auch bey Juſtizre-
ſcripten kommt ſehr viel auf das Datum an, um zu beur-
theilen, welches unter mehreren Reſcripten dem andern
vorgehe; andere Urſachen zu geſchweigen, weshalb die
Bemerkung der Zeit, wenn ein Reſcript erlaſſen worden,
in jedem Falle erforderlich iſt 81).

III) Duͤrfen Reſcripte auch nicht dem oͤffentlichen
Wohl des Staats, noch dem auf eine rechtmaͤſige Art
ſchon erworbenen Recht eines Andern zuwider ſeyn 82).
Der Landesherr kann daher nicht die Fortſetzung eines
Streits, der ſchon durch einen rechtsguͤltigen Transact
gehoben iſt, durch ein Reſcript erlauben 83); oder Je-
manden durch ein Reſcript ein Recht ertheilen, was ihm
ſchon durch ein rechtskraͤftiges Urtheil iſt abgeſprochen

wor-
tair (Promagiſter) das Reſcript Namens des Kaiſers unter-
ſchrieb. S. Puͤttmann Probabil. iur. civ. lib. ſec. cap. IV.
S. 34. u. 35.
80) L. 4. C. Iuſt. de div. reſcript. Dieſe Verordnung, welche
von Conſtantin dem Groſſen herruͤhrt, iſt jedoch vom
Tribonian ſehr interpolirt worden. Denn ſo wie ſie im
Theodoſianiſchen Codex Lib. I. Tit. I. L. 1. lautet, gehet ſie
auf alle, auch die allgemeinen Conſtitutionen. S. Iac. go-
thofredus
Commentar. ad h. L. Tom. I. Cod. Theod.
S. 6.
81) S. voet Comment. ad Pandect. h. t. §. 5. westenberg
in Divo Marco Diſſ. II. cap.
2. §. 12.
82) L. 6. Cod. ſi contra ius vel util. publ. L. 3. L. 7. Cod. de
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[524/0544] 1. Buch. 4. Tit. II) Sie muͤſſen das Datum in der Unterſchrift ent- halten. Nach den Worten eines gewiſſen Geſetzes in dem verbeſſerten Codex des Kaiſer Juſtinians, ſollen zwar nur beneficia perſonalia, das heißt, Gnadenreſcripte, ſine die et Conſule nich gelten 80). Allein auch bey Juſtizre- ſcripten kommt ſehr viel auf das Datum an, um zu beur- theilen, welches unter mehreren Reſcripten dem andern vorgehe; andere Urſachen zu geſchweigen, weshalb die Bemerkung der Zeit, wenn ein Reſcript erlaſſen worden, in jedem Falle erforderlich iſt 81). III) Duͤrfen Reſcripte auch nicht dem oͤffentlichen Wohl des Staats, noch dem auf eine rechtmaͤſige Art ſchon erworbenen Recht eines Andern zuwider ſeyn 82). Der Landesherr kann daher nicht die Fortſetzung eines Streits, der ſchon durch einen rechtsguͤltigen Transact gehoben iſt, durch ein Reſcript erlauben 83); oder Je- manden durch ein Reſcript ein Recht ertheilen, was ihm ſchon durch ein rechtskraͤftiges Urtheil iſt abgeſprochen wor- 79) 80) L. 4. C. Iuſt. de div. reſcript. Dieſe Verordnung, welche von Conſtantin dem Groſſen herruͤhrt, iſt jedoch vom Tribonian ſehr interpolirt worden. Denn ſo wie ſie im Theodoſianiſchen Codex Lib. I. Tit. I. L. 1. lautet, gehet ſie auf alle, auch die allgemeinen Conſtitutionen. S. Iac. go- thofredus Commentar. ad h. L. Tom. I. Cod. Theod. S. 6. 81) S. voet Comment. ad Pandect. h. t. §. 5. westenberg in Divo Marco Diſſ. II. cap. 2. §. 12. 82) L. 6. Cod. ſi contra ius vel util. publ. L. 3. L. 7. Cod. de precib. Imp. offerend. 83) L. 16. Cod. de Transact. 79) tair (Promagiſter) das Reſcript Namens des Kaiſers unter- ſchrieb. S. Puͤttmann Probabil. iur. civ. lib. ſec. cap. IV. S. 34. u. 35.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/544>, abgerufen am 22.11.2024.