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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 4. Tit.
aus landesherrlicher Gnade geschehenen Erlassung der zu-
erkannten Strafe 27).

Von den Privilegien im eigentlichen Verstande sind
endlich auch die iura singularia zu unterscheiden. Man
verstehet darunter die in dem Korpus Juris enthaltene,
und entweder nur einem gewissen Alter, Geschlecht, Stand
oder Klasse von Personen, oder einer Gattung von
Sachen zukommende, oder allen und jeden Unterthanen,
in so fern sie sich in einem gewissen Falle befinden, z. B.
in Verfall ihres Vermögens gerathen, oder Bürgschaft
geleistet, u. d. verheißene besondere Rechte 28). Sie

sind
27) Daß die Abolition und Aggratiation als Gattun-
gen der Dispensation, in allgemeiner Bedeutung ge-
nommen, anzusehen sind, behauptet auch becmann oder viel-
mehr de bode in der oben angeführten Diss. §. 3. in Nota.
S. 10.
28) Paulus dehnt den Begriff des iuris singularis noch wei-
ter aus, wenn er in L. 10. D. de Legib. sagt: ius singu-
lare
est, quod contra tenorem rationis, propter aliquam
utilitatem, auctoritate constituentium, introductum est.
Er
verstehet also unter ius singulare ein solches Recht, so
aus irgend einem Grunde des gemeinen Bestens, der Roth-
wendigkeit, oder Billigkeit, gegen die Regel des gemeinen
und strengen Rechts, es sey auf welche Art es wolle, durch
die Auctorität der römischen Gesetzgeber, ist eingeführet wor-
den. Der Fälle eines solchen besondern Rechts sind
im römischen Recht unzählig, wie selbst Julian L. 51. §.
fin. D. ad Leg. Aquil
.
gestehet. Hierher gehört z. B. der
Quasi ususfructus fungibler Sachen, d. i. solcher, die durch
den Gebrauch an ihrem Werth verliehren, oder gar aufhören
zu seyn. (Lib. VII. Digest. Tit. 5.) Paulus führt noch
andere Beyspiele zur Erläuterung seines obigen Begriffs an.
Man sehe L. 63. D. de usufructu und L. 54. D. soluto ma-
trimonio
,
welche beyde, wie die oben angeführte L. 16. D.
de

1. Buch. 4. Tit.
aus landesherrlicher Gnade geſchehenen Erlaſſung der zu-
erkannten Strafe 27).

Von den Privilegien im eigentlichen Verſtande ſind
endlich auch die iura ſingularia zu unterſcheiden. Man
verſtehet darunter die in dem Korpus Juris enthaltene,
und entweder nur einem gewiſſen Alter, Geſchlecht, Stand
oder Klaſſe von Perſonen, oder einer Gattung von
Sachen zukommende, oder allen und jeden Unterthanen,
in ſo fern ſie ſich in einem gewiſſen Falle befinden, z. B.
in Verfall ihres Vermoͤgens gerathen, oder Buͤrgſchaft
geleiſtet, u. d. verheißene beſondere Rechte 28). Sie

ſind
27) Daß die Abolition und Aggratiation als Gattun-
gen der Diſpenſation, in allgemeiner Bedeutung ge-
nommen, anzuſehen ſind, behauptet auch becmann oder viel-
mehr de bode in der oben angefuͤhrten Diſſ. §. 3. in Nota.
S. 10.
28) Paulus dehnt den Begriff des iuris ſingularis noch wei-
ter aus, wenn er in L. 10. D. de Legib. ſagt: ius singu-
lare
eſt, quod contra tenorem rationis, propter aliquam
utilitatem, auctoritate conſtituentium, introductum eſt.
Er
verſtehet alſo unter ius singulare ein ſolches Recht, ſo
aus irgend einem Grunde des gemeinen Beſtens, der Roth-
wendigkeit, oder Billigkeit, gegen die Regel des gemeinen
und ſtrengen Rechts, es ſey auf welche Art es wolle, durch
die Auctoritaͤt der roͤmiſchen Geſetzgeber, iſt eingefuͤhret wor-
den. Der Faͤlle eines ſolchen beſondern Rechts ſind
im roͤmiſchen Recht unzaͤhlig, wie ſelbſt Julian L. 51. §.
fin. D. ad Leg. Aquil
.
geſtehet. Hierher gehoͤrt z. B. der
Quaſi uſusfructus fungibler Sachen, d. i. ſolcher, die durch
den Gebrauch an ihrem Werth verliehren, oder gar aufhoͤren
zu ſeyn. (Lib. VII. Digeſt. Tit. 5.) Paulus fuͤhrt noch
andere Beyſpiele zur Erlaͤuterung ſeines obigen Begriffs an.
Man ſehe L. 63. D. de uſufructu und L. 54. D. ſoluto ma-
trimonio
,
welche beyde, wie die oben angefuͤhrte L. 16. D.
de
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[542/0562] 1. Buch. 4. Tit. aus landesherrlicher Gnade geſchehenen Erlaſſung der zu- erkannten Strafe 27). Von den Privilegien im eigentlichen Verſtande ſind endlich auch die iura ſingularia zu unterſcheiden. Man verſtehet darunter die in dem Korpus Juris enthaltene, und entweder nur einem gewiſſen Alter, Geſchlecht, Stand oder Klaſſe von Perſonen, oder einer Gattung von Sachen zukommende, oder allen und jeden Unterthanen, in ſo fern ſie ſich in einem gewiſſen Falle befinden, z. B. in Verfall ihres Vermoͤgens gerathen, oder Buͤrgſchaft geleiſtet, u. d. verheißene beſondere Rechte 28). Sie ſind 27) Daß die Abolition und Aggratiation als Gattun- gen der Diſpenſation, in allgemeiner Bedeutung ge- nommen, anzuſehen ſind, behauptet auch becmann oder viel- mehr de bode in der oben angefuͤhrten Diſſ. §. 3. in Nota. S. 10. 28) Paulus dehnt den Begriff des iuris ſingularis noch wei- ter aus, wenn er in L. 10. D. de Legib. ſagt: ius singu- lare eſt, quod contra tenorem rationis, propter aliquam utilitatem, auctoritate conſtituentium, introductum eſt. Er verſtehet alſo unter ius singulare ein ſolches Recht, ſo aus irgend einem Grunde des gemeinen Beſtens, der Roth- wendigkeit, oder Billigkeit, gegen die Regel des gemeinen und ſtrengen Rechts, es ſey auf welche Art es wolle, durch die Auctoritaͤt der roͤmiſchen Geſetzgeber, iſt eingefuͤhret wor- den. Der Faͤlle eines ſolchen beſondern Rechts ſind im roͤmiſchen Recht unzaͤhlig, wie ſelbſt Julian L. 51. §. fin. D. ad Leg. Aquil. geſtehet. Hierher gehoͤrt z. B. der Quaſi uſusfructus fungibler Sachen, d. i. ſolcher, die durch den Gebrauch an ihrem Werth verliehren, oder gar aufhoͤren zu ſeyn. (Lib. VII. Digeſt. Tit. 5.) Paulus fuͤhrt noch andere Beyſpiele zur Erlaͤuterung ſeines obigen Begriffs an. Man ſehe L. 63. D. de uſufructu und L. 54. D. ſoluto ma- trimonio, welche beyde, wie die oben angefuͤhrte L. 16. D. de

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/562>, abgerufen am 21.11.2024.