Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Constitutionibus Principum. kann die einem Unterthan ertheilte Steuerfreyheit imZweifel nur von den gewöhnlichen Lasten verstanden, auf ausserordentliche nicht vorher gesehene Fälle aber, woran der Landesherr zur Zeit des ertheilten Privilegiums nicht gedacht hat, z. B. wenn in Kriegszeiten, oder auf andere Art eine allgemeine dringende Landesnoth entstehet, kei- nesweges gezogen werden 42). Wenn ferner die Gerichts- barkeit Jemanden innerhalb eines gewissen Districts schlechtweg verliehen worden ist, und zweifel entstehet, ob nur die niedere, oder ob auch zugleich die obere verliehen worden sey? so ist bey einem landsäßigen Unterthan eine solche unbestimmte Verleihung der Gerichtsbarkeit nur von der niedern zu erklären; denn das Recht über Le- ben und Tod der Unterthanen ist ein viel zu wichtiges Hoheitsrecht des Landesherrn, als daß man ohne genug- samen Grund vermuthen dürfe, daß er solches seinen Un- terthanen werde mitgetheilt haben. Dahingegen, wenn einem Reichsstande die Gerichtsbarkeit binnen einem ge- wissen District vom Kaiser unbestimmt ertheilet worden, in Zweifel zu vermuthen, daß auch die Blutgerichte mit darunter verstanden seyn 43). Daß übrigens der Regent die Wohlthat, die er ei- herrn 42) Hr. Geh. Justiz R. Pütter in den auserlesenen Rechts- fällen I. Bandes 3ter Theil. Decis. LXXIII. n. 3. 4. u. folgg. II. Bandes 4ter Theil. Resp. CCXXXIX. n. 40. 41. u. folgg. III. Bandes 3ter Theil. Resp. CCLXXI. n. 70. de ludewic Consilia Halensia T. II. Lib. II. Resp. 90. n. 60. 43) von Buri Erläuterung des Lehnrechts 3. Fortsetz. S. 665. Hr. G. JR. Böhmer Princip. iur. feudalis. §. 67. 44) L. 191. D. de Reg. Iur. M m 4
de Conſtitutionibus Principum. kann die einem Unterthan ertheilte Steuerfreyheit imZweifel nur von den gewoͤhnlichen Laſten verſtanden, auf auſſerordentliche nicht vorher geſehene Faͤlle aber, woran der Landesherr zur Zeit des ertheilten Privilegiums nicht gedacht hat, z. B. wenn in Kriegszeiten, oder auf andere Art eine allgemeine dringende Landesnoth entſtehet, kei- nesweges gezogen werden 42). Wenn ferner die Gerichts- barkeit Jemanden innerhalb eines gewiſſen Diſtricts ſchlechtweg verliehen worden iſt, und zweifel entſtehet, ob nur die niedere, oder ob auch zugleich die obere verliehen worden ſey? ſo iſt bey einem landſaͤßigen Unterthan eine ſolche unbeſtimmte Verleihung der Gerichtsbarkeit nur von der niedern zu erklaͤren; denn das Recht uͤber Le- ben und Tod der Unterthanen iſt ein viel zu wichtiges Hoheitsrecht des Landesherrn, als daß man ohne genug- ſamen Grund vermuthen duͤrfe, daß er ſolches ſeinen Un- terthanen werde mitgetheilt haben. Dahingegen, wenn einem Reichsſtande die Gerichtsbarkeit binnen einem ge- wiſſen Diſtrict vom Kaiſer unbeſtimmt ertheilet worden, in Zweifel zu vermuthen, daß auch die Blutgerichte mit darunter verſtanden ſeyn 43). Daß uͤbrigens der Regent die Wohlthat, die er ei- herrn 42) Hr. Geh. Juſtiz R. Puͤtter in den auserleſenen Rechts- faͤllen I. Bandes 3ter Theil. Deciſ. LXXIII. n. 3. 4. u. folgg. II. Bandes 4ter Theil. Reſp. CCXXXIX. n. 40. 41. u. folgg. III. Bandes 3ter Theil. Reſp. CCLXXI. n. 70. de ludewic Conſilia Halenſia T. II. Lib. II. Reſp. 90. n. 60. 43) von Buri Erlaͤuterung des Lehnrechts 3. Fortſetz. S. 665. Hr. G. JR. Boͤhmer Princip. iur. feudalis. §. 67. 44) L. 191. D. de Reg. Iur. M m 4
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de Conſtitutionibus Principum.
kann die einem Unterthan ertheilte Steuerfreyheit im
Zweifel nur von den gewoͤhnlichen Laſten verſtanden, auf
auſſerordentliche nicht vorher geſehene Faͤlle aber, woran
der Landesherr zur Zeit des ertheilten Privilegiums nicht
gedacht hat, z. B. wenn in Kriegszeiten, oder auf andere
Art eine allgemeine dringende Landesnoth entſtehet, kei-
nesweges gezogen werden 42). Wenn ferner die Gerichts-
barkeit Jemanden innerhalb eines gewiſſen Diſtricts
ſchlechtweg verliehen worden iſt, und zweifel entſtehet, ob
nur die niedere, oder ob auch zugleich die obere verliehen
worden ſey? ſo iſt bey einem landſaͤßigen Unterthan eine
ſolche unbeſtimmte Verleihung der Gerichtsbarkeit nur
von der niedern zu erklaͤren; denn das Recht uͤber Le-
ben und Tod der Unterthanen iſt ein viel zu wichtiges
Hoheitsrecht des Landesherrn, als daß man ohne genug-
ſamen Grund vermuthen duͤrfe, daß er ſolches ſeinen Un-
terthanen werde mitgetheilt haben. Dahingegen, wenn
einem Reichsſtande die Gerichtsbarkeit binnen einem ge-
wiſſen Diſtrict vom Kaiſer unbeſtimmt ertheilet worden,
in Zweifel zu vermuthen, daß auch die Blutgerichte
mit darunter verſtanden ſeyn 43).
Daß uͤbrigens der Regent die Wohlthat, die er ei-
nem durch das Privilegium hat ertheilen wollen, weiter
erſtrecken koͤnne, als die Natur deſſelben es mit ſich bringt,
hat keinen Zweifel 44). Auſſerdem ſtehet dem Landes-
herrn
42) Hr. Geh. Juſtiz R. Puͤtter in den auserleſenen Rechts-
faͤllen I. Bandes 3ter Theil. Deciſ. LXXIII. n. 3. 4. u. folgg.
II. Bandes 4ter Theil. Reſp. CCXXXIX. n. 40. 41. u. folgg.
III. Bandes 3ter Theil. Reſp. CCLXXI. n. 70. de ludewic
Conſilia Halenſia T. II. Lib. II. Reſp. 90. n. 60.
43) von Buri Erlaͤuterung des Lehnrechts 3. Fortſetz. S. 665.
Hr. G. JR. Boͤhmer Princip. iur. feudalis. §. 67.
44) L. 191. D. de Reg. Iur.
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