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Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

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S. 503. Z. 3. vor können, setze: Zuweilen und streiche aus:
unterweilen.

Zur Note 22, jetzt 30, setze am Ende noch hinzu: voorda
Interpret. et Emendat Lib. I. c. I.

Zur Note 23, jetzt 3, setze noch: Man vergleiche hier auch
Ge. Steph. wiesand Diss. de causis, vim et auctoritatem legum
minuentibus. Vitemb
1778.

S. 504. Z. 13. hinter gültig, setze die Note: 32) hofacker
Princip. iur. civ. T. I.
§. 88.

Z. 21. streche aus: welches auch seine Richtigkeit hat, u.
s. w. bis zu En[d]e des ganzen Abschnittes und lies: Dieß hat
insofern allerdings seine Richtigkeit, als bis jetzt noch keine Ge-
legenheit gewesen ist, das Gesetz zur Anwendung zu bringen. Ge-
setzt also, daß auch in hundert und mehrern Jahren kein solcher Fall
vorgekommen, wovon das Gesetz redet, so kann dieß der Gültig-
keit des Gesetzes nichts benehmen, weil es seine verbindliche
Kraft durch die Piomulgation, nicht aber durch die Beobachtung
erhält 33). Wäre jedoch bey vorkommenden Fällen ein gewisses
Gesetz schon lange nicht mehr in Gerichten befolget worden, da
doch genugsame Gelegenheit zur Anwendung desselben vorhanden
gewesen, und der Gesetzgeber hätte diesen Nichtgebrauch ge-
schehen lassen, ohne auf die Beobachtung des Gesetzes zu drin-
gen, so kann durch eine solche Entwöhnung ein Gesetz allerdings
aufgehoben werden, nur muß freylich der usus fori contrarius so
beschaffen seyn, daß daraus eine legale Gewohnheit entstehen
kann, und insonderheit die specielle Einwilligung des Gesetzge-
bers erwiesen werden können. Unter dieser Voraussetzung kön-
nen auch sogar Strafgesetze per disuetudinem ihre Gültigkeit
verlieren 34). Ist nur in aussergerichtlichen Fällen kein Gebrauch
von einem Gesetz gemacht worden, so kommt es darauf an, ob
dasselbe ein bloses Permissiv-Gesetz ist, und daher nur darum

kein
33) lauterbach Colleg. theor. pract. Pandectar. h. t. §. 21.
Fratr. becmanni in Consil. et Decis. P. I. Resp. I. pag.
20.
34) §. 7. I. de iniuriis.

S. 503. Z. 3. vor koͤnnen, ſetze: Zuweilen und ſtreiche aus:
unterweilen.

Zur Note 22, jetzt 30, ſetze am Ende noch hinzu: voorda
Interpret. et Emendat Lib. I. c. I.

Zur Note 23, jetzt 3, ſetze noch: Man vergleiche hier auch
Ge. Steph. wiesand Diſſ. de cauſis, vim et auctoritatem legum
minuentibus. Vitemb
1778.

S. 504. Z. 13. hinter guͤltig, ſetze die Note: 32) hofacker
Princip. iur. civ. T. I.
§. 88.

Z. 21. ſtreche aus: welches auch ſeine Richtigkeit hat, u.
ſ. w. bis zu En[d]e des ganzen Abſchnittes und lies: Dieß hat
inſofern allerdings ſeine Richtigkeit, als bis jetzt noch keine Ge-
legenheit geweſen iſt, das Geſetz zur Anwendung zu bringen. Ge-
ſetzt alſo, daß auch in hundert und mehrern Jahren kein ſolcher Fall
vorgekommen, wovon das Geſetz redet, ſo kann dieß der Guͤltig-
keit des Geſetzes nichts benehmen, weil es ſeine verbindliche
Kraft durch die Piomulgation, nicht aber durch die Beobachtung
erhaͤlt 33). Waͤre jedoch bey vorkommenden Faͤllen ein gewiſſes
Geſetz ſchon lange nicht mehr in Gerichten befolget worden, da
doch genugſame Gelegenheit zur Anwendung deſſelben vorhanden
geweſen, und der Geſetzgeber haͤtte dieſen Nichtgebrauch ge-
ſchehen laſſen, ohne auf die Beobachtung des Geſetzes zu drin-
gen, ſo kann durch eine ſolche Entwoͤhnung ein Geſetz allerdings
aufgehoben werden, nur muß freylich der uſus fori contrarius ſo
beſchaffen ſeyn, daß daraus eine legale Gewohnheit entſtehen
kann, und inſonderheit die ſpecielle Einwilligung des Geſetzge-
bers erwieſen werden koͤnnen. Unter dieſer Vorausſetzung koͤn-
nen auch ſogar Strafgeſetze per diſuetudinem ihre Guͤltigkeit
verlieren 34). Iſt nur in auſſergerichtlichen Faͤllen kein Gebrauch
von einem Geſetz gemacht worden, ſo kommt es darauf an, ob
daſſelbe ein bloſes Permiſſiv-Geſetz iſt, und daher nur darum

kein
33) lauterbach Colleg. theor. pract. Pandectar. h. t. §. 21.
Fratr. becmanni in Conſil. et Deciſ. P. I. Reſp. I. pag.
20.
34) §. 7. I. de iniuriis.
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[108/0116] S. 503. Z. 3. vor koͤnnen, ſetze: Zuweilen und ſtreiche aus: unterweilen. Zur Note 22, jetzt 30, ſetze am Ende noch hinzu: voorda Interpret. et Emendat Lib. I. c. I. Zur Note 23, jetzt 3, ſetze noch: Man vergleiche hier auch Ge. Steph. wiesand Diſſ. de cauſis, vim et auctoritatem legum minuentibus. Vitemb 1778. S. 504. Z. 13. hinter guͤltig, ſetze die Note: 32) hofacker Princip. iur. civ. T. I. §. 88. Z. 21. ſtreche aus: welches auch ſeine Richtigkeit hat, u. ſ. w. bis zu Ende des ganzen Abſchnittes und lies: Dieß hat inſofern allerdings ſeine Richtigkeit, als bis jetzt noch keine Ge- legenheit geweſen iſt, das Geſetz zur Anwendung zu bringen. Ge- ſetzt alſo, daß auch in hundert und mehrern Jahren kein ſolcher Fall vorgekommen, wovon das Geſetz redet, ſo kann dieß der Guͤltig- keit des Geſetzes nichts benehmen, weil es ſeine verbindliche Kraft durch die Piomulgation, nicht aber durch die Beobachtung erhaͤlt 33). Waͤre jedoch bey vorkommenden Faͤllen ein gewiſſes Geſetz ſchon lange nicht mehr in Gerichten befolget worden, da doch genugſame Gelegenheit zur Anwendung deſſelben vorhanden geweſen, und der Geſetzgeber haͤtte dieſen Nichtgebrauch ge- ſchehen laſſen, ohne auf die Beobachtung des Geſetzes zu drin- gen, ſo kann durch eine ſolche Entwoͤhnung ein Geſetz allerdings aufgehoben werden, nur muß freylich der uſus fori contrarius ſo beſchaffen ſeyn, daß daraus eine legale Gewohnheit entſtehen kann, und inſonderheit die ſpecielle Einwilligung des Geſetzge- bers erwieſen werden koͤnnen. Unter dieſer Vorausſetzung koͤn- nen auch ſogar Strafgeſetze per diſuetudinem ihre Guͤltigkeit verlieren 34). Iſt nur in auſſergerichtlichen Faͤllen kein Gebrauch von einem Geſetz gemacht worden, ſo kommt es darauf an, ob daſſelbe ein bloſes Permiſſiv-Geſetz iſt, und daher nur darum kein 33) lauterbach Colleg. theor. pract. Pandectar. h. t. §. 21. Fratr. becmanni in Conſil. et Deciſ. P. I. Reſp. I. pag. 20. 34) §. 7. I. de iniuriis.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/116>, abgerufen am 30.11.2024.