Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.bare, oder nur widerrechtliche, nicht strafbare Hand- iudex, 54) Man sehe den Titel der Institutionen de obligationibus, quae
quasi ex delicto nascuntur. Lib. IV. Tit. 5. bare, oder nur widerrechtliche, nicht ſtrafbare Hand- iudex, 54) Man ſehe den Titel der Inſtitutionen de obligationibus, quae
quaſi ex delicto naſcuntur. Lib. IV. Tit. 5. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="13"/><hi rendition="#g">bare,</hi> oder nur <hi rendition="#g">widerrechtliche, nicht ſtrafbare Hand-<lb/> lungen</hi>. Von den unerlaubten Handlungen der letztern Art fin-<lb/> den wir eine Menge von Beyſpielen in unſern Geſetzbuͤchern auf-<lb/> gezeichnet, welche ſaͤmmtlich dahin uͤbereinkommen, daß Jemand<lb/> mit Vorſatz oder Fahrlaͤſſigkeit wider die Geſetze und ſeine Pflich-<lb/> ten etwas unternommen oder unterlaſſen hat, weshalb er jedoch<lb/> nur zum Erſatz des Schadens, welcher einem andern dadurch<lb/> zugefuͤgt worden, oder zur Leiſtung des Intereſſe, auſſerdem<lb/> aber zu keiner Strafe gehalten iſt. Dahin gehoͤrt z. B. wenn<lb/> man die Sache eines andern aus Gefaͤhrde zu beſitzen aufhoͤrt,<lb/> oder ſich muthwillig auf eine Klage einlaͤßt, als wenn man im<lb/> Beſitz der in Anſpruch genommenen Sache waͤre, d<gap unit="chars" quantity="2"/> man ſie<lb/> doch nicht beſitzt. Ferner wenn man einen aus Arglit zur Ent-<lb/> ſagung einer Erbſchaft verleitet, einen unrechtmaͤßiger Arreſt auf<lb/> fremde Guͤter bewirkt u. d. m. Sind aber unerlaubte Hand-<lb/> lungen <hi rendition="#g">ſtrafbar;</hi> ſo unterſcheidet das roͤmiſche Recht wieder<lb/> zwiſchen <hi rendition="#g">wahren Verbrechen,</hi> welche ihrem Urheber mo-<lb/> raliſch zugerechnet werden koͤnnen, und ſolchen Handlungen,<lb/> welche an ſich zwar nicht erlaubt ſind, jedoch entweder nach den<lb/> Regeln der moraliſchen Imputation, oder doch wenigſtens nach<lb/> ſonſtigen Vorſchriften des ſtrengen Rechts diej<gap unit="chars" quantity="1"/>nige Verbindlich-<lb/> keit nicht geradezu hervorbringen wuͤrde, welche vermoͤge beſon-<lb/> derer Verordnungen daraus entſpringt, d. i. n<supplied>o</supplied>ch ſonſtigen Grund-<lb/> ſaͤtzen des ſtrengen roͤmiſchen Rechts demjenigen nicht geradezu<lb/> zur Laſt gereichen wuͤrden, welcher nach beſondern geſetzlichen<lb/> Vorſchriften aus Gruͤnden des gemeinen Wohls und der natuͤr-<lb/> lichen Billigkeit dafuͤr haften muß. In jenem erſteren Falle<lb/> entſtehen <hi rendition="#aq">obligationes ex delictis;</hi> in dem letzteren Falle aber<lb/><hi rendition="#aq">obligationes quaſi ex delicto</hi> <note place="foot" n="54)">Man ſehe den Titel der <hi rendition="#fr">Inſtitutionen</hi> <hi rendition="#aq">de obligationibus, quae<lb/> quaſi ex delicto naſcuntur. Lib. IV. Tit.</hi> 5.</note>. Dahin rechnen z. E. die Geſetze<lb/> die Verbindlichkeit eines Richters zur Schadenerſetzung und Be-<lb/> zahlung einer willkuͤhrlichen Geldſtrafe, wenn er aus Verſehen<lb/> und Unwiſſenheit einem ſtreitenden Theile zu nahe gethan. <hi rendition="#aq">Si</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">iudex,</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0021]
bare, oder nur widerrechtliche, nicht ſtrafbare Hand-
lungen. Von den unerlaubten Handlungen der letztern Art fin-
den wir eine Menge von Beyſpielen in unſern Geſetzbuͤchern auf-
gezeichnet, welche ſaͤmmtlich dahin uͤbereinkommen, daß Jemand
mit Vorſatz oder Fahrlaͤſſigkeit wider die Geſetze und ſeine Pflich-
ten etwas unternommen oder unterlaſſen hat, weshalb er jedoch
nur zum Erſatz des Schadens, welcher einem andern dadurch
zugefuͤgt worden, oder zur Leiſtung des Intereſſe, auſſerdem
aber zu keiner Strafe gehalten iſt. Dahin gehoͤrt z. B. wenn
man die Sache eines andern aus Gefaͤhrde zu beſitzen aufhoͤrt,
oder ſich muthwillig auf eine Klage einlaͤßt, als wenn man im
Beſitz der in Anſpruch genommenen Sache waͤre, d__ man ſie
doch nicht beſitzt. Ferner wenn man einen aus Arglit zur Ent-
ſagung einer Erbſchaft verleitet, einen unrechtmaͤßiger Arreſt auf
fremde Guͤter bewirkt u. d. m. Sind aber unerlaubte Hand-
lungen ſtrafbar; ſo unterſcheidet das roͤmiſche Recht wieder
zwiſchen wahren Verbrechen, welche ihrem Urheber mo-
raliſch zugerechnet werden koͤnnen, und ſolchen Handlungen,
welche an ſich zwar nicht erlaubt ſind, jedoch entweder nach den
Regeln der moraliſchen Imputation, oder doch wenigſtens nach
ſonſtigen Vorſchriften des ſtrengen Rechts diej_nige Verbindlich-
keit nicht geradezu hervorbringen wuͤrde, welche vermoͤge beſon-
derer Verordnungen daraus entſpringt, d. i. noch ſonſtigen Grund-
ſaͤtzen des ſtrengen roͤmiſchen Rechts demjenigen nicht geradezu
zur Laſt gereichen wuͤrden, welcher nach beſondern geſetzlichen
Vorſchriften aus Gruͤnden des gemeinen Wohls und der natuͤr-
lichen Billigkeit dafuͤr haften muß. In jenem erſteren Falle
entſtehen obligationes ex delictis; in dem letzteren Falle aber
obligationes quaſi ex delicto 54). Dahin rechnen z. E. die Geſetze
die Verbindlichkeit eines Richters zur Schadenerſetzung und Be-
zahlung einer willkuͤhrlichen Geldſtrafe, wenn er aus Verſehen
und Unwiſſenheit einem ſtreitenden Theile zu nahe gethan. Si
iudex,
54) Man ſehe den Titel der Inſtitutionen de obligationibus, quae
quaſi ex delicto naſcuntur. Lib. IV. Tit. 5.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |