Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.de Statu Hominum. indessen diese Meinung auch mit den Grundsätzen einerächten Rechtstheorie übereinstimme, möchte wohl schwer- lich erwiesen werden können. Von dieser Seite verdient daher die verneinende Meinung der Rechtsgelehrten 94) mehreren Beyfall. Denn Verlöbniß ist doch noch keine Ehe, giebt auch kein Recht zum Beyschlaf, mithin ist der von verlobten Personen anticipirte Concubitus eine eben so leichtfertige Beywohnung, wie jedes Stuprum. Rechtmäsige eheliche Kinder sind nur diejenigen, welche aus rechtmäsiger Ehe erzeugt sind; eine solche aber läßt sich unter Protestanten ohne die priesterliche Trauung, und unter Catholiken ohne die Erklärung des Ehekonsen- ses vor dem competenten Pfarrer und zwey Zeugen nicht gedenken; ohne diese Form ist nach heutigem Kirchen- recht keine Ehe von bürgerlicher Wirkung, sie ist vielmehr null und nichtig, und kann daher auch keine Rechtmäsig- keit der Geburt den Kindern geben. Der Satz des rö- mischen Rechts: consensus facit nuptias 95) findet heutiges Ta- 94) Dieser Meinung sind Io. voetius in Commentar. ad Pan- dect. Lib. I. Tit. VI. §. 10. Gottl. Ger. titius in Iure pri- vato lib. VII. cap. I. §. 15. Iust. Henn. boehmer in Iur. Eccles. Protest. Lib. IV. Tit. 3. §. 50. lauterbach in Colleg. Th. Pract. Pandect. Lib. XXIII. Tit 2. §. 4. Tob. Iac. reinharth in select. Observat. ad Christinaeum Vol. VI. Obs. 10. p. 26 27. Aug. Rud. Ies. bunemann Diss. de spon- sae partu spurio. Goettingae 1753. G. Nic. grimmeisen Diss. de liberis ob deficientem in parentibus benedictionem sa- cerdotalem non legitimis. Altorf. 1731. Vorzüglich aber sehe man die gründliche Abhandlung über der Brautkinder Succeßions-Fähigkeit in den Gütern ihrer Väter in dem Archiv für die theoretische und practische Rechtsgelehrsamkeit, herausgegeben von Theodor Hage- mann und Christian August Günther IV. Th. (Braun- schweig 1789.) N. VII. S. 177--217. 95) L. 30. D. de Reg. Iur.
de Statu Hominum. indeſſen dieſe Meinung auch mit den Grundſaͤtzen eineraͤchten Rechtstheorie uͤbereinſtimme, moͤchte wohl ſchwer- lich erwieſen werden koͤnnen. Von dieſer Seite verdient daher die verneinende Meinung der Rechtsgelehrten 94) mehreren Beyfall. Denn Verloͤbniß iſt doch noch keine Ehe, giebt auch kein Recht zum Beyſchlaf, mithin iſt der von verlobten Perſonen anticipirte Concubitus eine eben ſo leichtfertige Beywohnung, wie jedes Stuprum. Rechtmaͤſige eheliche Kinder ſind nur diejenigen, welche aus rechtmaͤſiger Ehe erzeugt ſind; eine ſolche aber laͤßt ſich unter Proteſtanten ohne die prieſterliche Trauung, und unter Catholiken ohne die Erklaͤrung des Ehekonſen- ſes vor dem competenten Pfarrer und zwey Zeugen nicht gedenken; ohne dieſe Form iſt nach heutigem Kirchen- recht keine Ehe von buͤrgerlicher Wirkung, ſie iſt vielmehr null und nichtig, und kann daher auch keine Rechtmaͤſig- keit der Geburt den Kindern geben. Der Satz des roͤ- miſchen Rechts: conſenſus facit nuptias 95) findet heutiges Ta- 94) Dieſer Meinung ſind Io. voetius in Commentar. ad Pan- dect. Lib. I. Tit. VI. §. 10. Gottl. Ger. titius in Iure pri- vato lib. VII. cap. I. §. 15. Iuſt. Henn. boehmer in Iur. Eccleſ. Proteſt. Lib. IV. Tit. 3. §. 50. lauterbach in Colleg. Th. Pract. Pandect. Lib. XXIII. Tit 2. §. 4. Tob. Iac. reinharth in ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaeum Vol. VI. Obſ. 10. p. 26 27. Aug. Rud. Ieſ. bunemann Diſſ. de ſpon- ſae partu ſpurio. Goettingae 1753. G. Nic. grimmeisen Diſſ. de liberis ob deficientem in parentibus benedictionem ſa- cerdotalem non legitimis. Altorf. 1731. Vorzuͤglich aber ſehe man die gruͤndliche Abhandlung uͤber der Brautkinder Succeßions-Faͤhigkeit in den Guͤtern ihrer Vaͤter in dem Archiv fuͤr die theoretiſche und practiſche Rechtsgelehrſamkeit, herausgegeben von Theodor Hage- mann und Chriſtian Auguſt Guͤnther IV. Th. (Braun- ſchweig 1789.) N. VII. S. 177—217. 95) L. 30. D. de Reg. Iur.
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aͤchten Rechtstheorie uͤbereinſtimme, moͤchte wohl ſchwer-
lich erwieſen werden koͤnnen. Von dieſer Seite verdient
daher die verneinende Meinung der Rechtsgelehrten 94)
mehreren Beyfall. Denn Verloͤbniß iſt doch noch keine
Ehe, giebt auch kein Recht zum Beyſchlaf, mithin iſt
der von verlobten Perſonen anticipirte Concubitus eine
eben ſo leichtfertige Beywohnung, wie jedes Stuprum.
Rechtmaͤſige eheliche Kinder ſind nur diejenigen, welche
aus rechtmaͤſiger Ehe erzeugt ſind; eine ſolche aber laͤßt
ſich unter Proteſtanten ohne die prieſterliche Trauung,
und unter Catholiken ohne die Erklaͤrung des Ehekonſen-
ſes vor dem competenten Pfarrer und zwey Zeugen nicht
gedenken; ohne dieſe Form iſt nach heutigem Kirchen-
recht keine Ehe von buͤrgerlicher Wirkung, ſie iſt vielmehr
null und nichtig, und kann daher auch keine Rechtmaͤſig-
keit der Geburt den Kindern geben. Der Satz des roͤ-
miſchen Rechts: conſenſus facit nuptias 95) findet heutiges
Ta-
94) Dieſer Meinung ſind Io. voetius in Commentar. ad Pan-
dect. Lib. I. Tit. VI. §. 10. Gottl. Ger. titius in Iure pri-
vato lib. VII. cap. I. §. 15. Iuſt. Henn. boehmer in Iur.
Eccleſ. Proteſt. Lib. IV. Tit. 3. §. 50. lauterbach in
Colleg. Th. Pract. Pandect. Lib. XXIII. Tit 2. §. 4. Tob.
Iac. reinharth in ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaeum Vol. VI.
Obſ. 10. p. 26 27. Aug. Rud. Ieſ. bunemann Diſſ. de ſpon-
ſae partu ſpurio. Goettingae 1753. G. Nic. grimmeisen
Diſſ. de liberis ob deficientem in parentibus benedictionem ſa-
cerdotalem non legitimis. Altorf. 1731. Vorzuͤglich aber ſehe
man die gruͤndliche Abhandlung uͤber der Brautkinder
Succeßions-Faͤhigkeit in den Guͤtern ihrer
Vaͤter in dem Archiv fuͤr die theoretiſche und practiſche
Rechtsgelehrſamkeit, herausgegeben von Theodor Hage-
mann und Chriſtian Auguſt Guͤnther IV. Th. (Braun-
ſchweig 1789.) N. VII. S. 177—217.
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