Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. 5. Tit. §. 117.
fatui 46) genennt; und diese theilt man in furiosos, Tol-
le, Rasende
, und dementes im eigentlichen Verstande,
Alberne, Wahnwitzige ein; die letzteren unterschei-
den sich jedoch von den erstern nur durch ein ruhigeres
Verhalten 47). Menschen die nur einen geringen Ge-
brauch ihres Verstandes und der Vernunft haben, wer-
den in Einfältige, und kindische Personen ein-
getheilt. Erstere haben zwar Vernunft und Beurthei-
lungskraft, allein nur im geringern Grade, als andere
Menschen, inzwischen haben sie Begriffe von Gegenstän-
den, die in die Sinne fallen, haben auch Begriffe vom
Guten und Bösen, und lassen sich durch Strafen in Zaum
halten, obwohl sie selten Kennzeichen eines geübten Ver-
standes und einer reifen Beurtheilungskraft zu erkennen
geben. Kindische Personen hingegen haben nicht
mehr Verstand als Kinder, und unterscheiden sich von
diesen nur durch das Alter und den Gebrauch der Spra-
che, haben im übrigen eine schwache Beurtheilungskraft
so daß sie selten ihre Handlungen auf die gehörige Art
und Weise verrichten, oder vernünftig handeln, desto häu-
figer und gewöhnlicher aber sich unordentlich und ver-
kehrt in ihren Handlungen beweisen. Solche Personen
werden daher mit den sinnlosen in eine Classe gesetzt.

Unter diesen Menschen, die wir jetzt in Ansehung des
Status integritatis in vollkommene und unvoll-

kom-
46) L. 2. D. de postul. L. 21. D. de reb. auct. iud. possid.
47) L. 8. §. 1. D. de tutor. et curat. dat. L. 27. §. 5. D. de
recept. §.
3. 4. I. de Curat. L. 25. Cod. de nupt.
S. Paul.
zacchias in Quaestion. medico. legal. Lib. II. T. l. qu. 9.
n. 3. 15. 16. Ulr. huber Digression. Iustinian. Lib. III.
cap.
18. §. 2. und besonders Gust. Bernh. becmann in Diss.
de acquisitione hereditatis dementi delatae. Goettingae
1772.
§. 2. 3. 4.

1. Buch. 5. Tit. §. 117.
fatui 46) genennt; und dieſe theilt man in furioſos, Tol-
le, Raſende
, und dementes im eigentlichen Verſtande,
Alberne, Wahnwitzige ein; die letzteren unterſchei-
den ſich jedoch von den erſtern nur durch ein ruhigeres
Verhalten 47). Menſchen die nur einen geringen Ge-
brauch ihres Verſtandes und der Vernunft haben, wer-
den in Einfaͤltige, und kindiſche Perſonen ein-
getheilt. Erſtere haben zwar Vernunft und Beurthei-
lungskraft, allein nur im geringern Grade, als andere
Menſchen, inzwiſchen haben ſie Begriffe von Gegenſtaͤn-
den, die in die Sinne fallen, haben auch Begriffe vom
Guten und Boͤſen, und laſſen ſich durch Strafen in Zaum
halten, obwohl ſie ſelten Kennzeichen eines geuͤbten Ver-
ſtandes und einer reifen Beurtheilungskraft zu erkennen
geben. Kindiſche Perſonen hingegen haben nicht
mehr Verſtand als Kinder, und unterſcheiden ſich von
dieſen nur durch das Alter und den Gebrauch der Spra-
che, haben im uͤbrigen eine ſchwache Beurtheilungskraft
ſo daß ſie ſelten ihre Handlungen auf die gehoͤrige Art
und Weiſe verrichten, oder vernuͤnftig handeln, deſto haͤu-
figer und gewoͤhnlicher aber ſich unordentlich und ver-
kehrt in ihren Handlungen beweiſen. Solche Perſonen
werden daher mit den ſinnloſen in eine Claſſe geſetzt.

Unter dieſen Menſchen, die wir jetzt in Anſehung des
Status integritatis in vollkommene und unvoll-

kom-
46) L. 2. D. de poſtul. L. 21. D. de reb. auct. iud. poſſid.
47) L. 8. §. 1. D. de tutor. et curat. dat. L. 27. §. 5. D. de
recept. §.
3. 4. I. de Curat. L. 25. Cod. de nupt.
S. Paul.
zacchias in Quaeſtion. medico. legal. Lib. II. T. l. qu. 9.
n. 3. 15. 16. Ulr. huber Digreſſion. Iuſtinian. Lib. III.
cap.
18. §. 2. und beſonders Guſt. Bernh. becmann in Diſſ.
de acquiſitione hereditatis dementi delatae. Goettingae
1772.
§. 2. 3. 4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0136" n="122"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 5. Tit. §. 117.</fw><lb/><hi rendition="#i">fatui</hi><note place="foot" n="46)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2. <hi rendition="#i">D. de po&#x017F;tul. L.</hi> 21. <hi rendition="#i">D. de reb. auct. iud. po&#x017F;&#x017F;id.</hi></hi></note> genennt; und die&#x017F;e theilt man in <hi rendition="#i">furio&#x017F;os</hi>, <hi rendition="#g">Tol-<lb/>
le, Ra&#x017F;ende</hi>, und <hi rendition="#i">dementes</hi> im eigentlichen Ver&#x017F;tande,<lb/><hi rendition="#g">Alberne, Wahnwitzige</hi> ein; die letzteren unter&#x017F;chei-<lb/>
den &#x017F;ich jedoch von den er&#x017F;tern nur durch ein ruhigeres<lb/>
Verhalten <note place="foot" n="47)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 8. <hi rendition="#i">§.</hi> 1. <hi rendition="#i">D. de tutor. et curat. dat. L.</hi> 27. <hi rendition="#i">§.</hi> 5. <hi rendition="#i">D. de<lb/>
recept. §.</hi> 3. 4. <hi rendition="#i">I. de Curat. L.</hi> 25. <hi rendition="#i">Cod. de nupt.</hi></hi> S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Paul.</hi><lb/><hi rendition="#k">zacchias</hi> in Quae&#x017F;tion. medico. legal. Lib. II. T. l. qu. 9.<lb/>
n. 3. 15. 16. <hi rendition="#i">Ulr.</hi> <hi rendition="#k">huber</hi> Digre&#x017F;&#x017F;ion. Iu&#x017F;tinian. Lib. III.<lb/>
cap.</hi> 18. §. 2. und be&#x017F;onders <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gu&#x017F;t. Bernh.</hi><hi rendition="#k">becmann</hi> in Di&#x017F;&#x017F;.<lb/>
de acqui&#x017F;itione hereditatis dementi delatae. <hi rendition="#i">Goettingae</hi></hi> 1772.<lb/>
§. 2. 3. 4.</note>. Men&#x017F;chen die nur einen geringen Ge-<lb/>
brauch ihres Ver&#x017F;tandes und der Vernunft haben, wer-<lb/>
den in <hi rendition="#g">Einfa&#x0364;ltige</hi>, und <hi rendition="#g">kindi&#x017F;che Per&#x017F;onen</hi> ein-<lb/>
getheilt. Er&#x017F;tere haben zwar Vernunft und Beurthei-<lb/>
lungskraft, allein nur im geringern Grade, als andere<lb/>
Men&#x017F;chen, inzwi&#x017F;chen haben &#x017F;ie Begriffe von Gegen&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den, die in die Sinne fallen, haben auch Begriffe vom<lb/>
Guten und Bo&#x0364;&#x017F;en, und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich durch Strafen in Zaum<lb/>
halten, obwohl &#x017F;ie &#x017F;elten Kennzeichen eines geu&#x0364;bten Ver-<lb/>
&#x017F;tandes und einer reifen Beurtheilungskraft zu erkennen<lb/>
geben. <hi rendition="#g">Kindi&#x017F;che Per&#x017F;onen</hi> hingegen haben nicht<lb/>
mehr Ver&#x017F;tand als Kinder, und unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich von<lb/>
die&#x017F;en nur durch das Alter und den Gebrauch der Spra-<lb/>
che, haben im u&#x0364;brigen eine &#x017F;chwache Beurtheilungskraft<lb/>
&#x017F;o daß &#x017F;ie &#x017F;elten ihre Handlungen auf die geho&#x0364;rige Art<lb/>
und Wei&#x017F;e verrichten, oder vernu&#x0364;nftig handeln, de&#x017F;to ha&#x0364;u-<lb/>
figer und gewo&#x0364;hnlicher aber &#x017F;ich unordentlich und ver-<lb/>
kehrt in ihren Handlungen bewei&#x017F;en. Solche Per&#x017F;onen<lb/>
werden daher mit den &#x017F;innlo&#x017F;en in eine Cla&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;etzt.</p><lb/>
          <p>Unter die&#x017F;en Men&#x017F;chen, die wir jetzt in An&#x017F;ehung des<lb/><hi rendition="#aq">Status integritatis</hi> in <hi rendition="#g">vollkommene</hi> und <hi rendition="#g">unvoll-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">kom-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0136] 1. Buch. 5. Tit. §. 117. fatui 46) genennt; und dieſe theilt man in furioſos, Tol- le, Raſende, und dementes im eigentlichen Verſtande, Alberne, Wahnwitzige ein; die letzteren unterſchei- den ſich jedoch von den erſtern nur durch ein ruhigeres Verhalten 47). Menſchen die nur einen geringen Ge- brauch ihres Verſtandes und der Vernunft haben, wer- den in Einfaͤltige, und kindiſche Perſonen ein- getheilt. Erſtere haben zwar Vernunft und Beurthei- lungskraft, allein nur im geringern Grade, als andere Menſchen, inzwiſchen haben ſie Begriffe von Gegenſtaͤn- den, die in die Sinne fallen, haben auch Begriffe vom Guten und Boͤſen, und laſſen ſich durch Strafen in Zaum halten, obwohl ſie ſelten Kennzeichen eines geuͤbten Ver- ſtandes und einer reifen Beurtheilungskraft zu erkennen geben. Kindiſche Perſonen hingegen haben nicht mehr Verſtand als Kinder, und unterſcheiden ſich von dieſen nur durch das Alter und den Gebrauch der Spra- che, haben im uͤbrigen eine ſchwache Beurtheilungskraft ſo daß ſie ſelten ihre Handlungen auf die gehoͤrige Art und Weiſe verrichten, oder vernuͤnftig handeln, deſto haͤu- figer und gewoͤhnlicher aber ſich unordentlich und ver- kehrt in ihren Handlungen beweiſen. Solche Perſonen werden daher mit den ſinnloſen in eine Claſſe geſetzt. Unter dieſen Menſchen, die wir jetzt in Anſehung des Status integritatis in vollkommene und unvoll- kom- 46) L. 2. D. de poſtul. L. 21. D. de reb. auct. iud. poſſid. 47) L. 8. §. 1. D. de tutor. et curat. dat. L. 27. §. 5. D. de recept. §. 3. 4. I. de Curat. L. 25. Cod. de nupt. S. Paul. zacchias in Quaeſtion. medico. legal. Lib. II. T. l. qu. 9. n. 3. 15. 16. Ulr. huber Digreſſion. Iuſtinian. Lib. III. cap. 18. §. 2. und beſonders Guſt. Bernh. becmann in Diſſ. de acquiſitione hereditatis dementi delatae. Goettingae 1772. §. 2. 3. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/136
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/136>, abgerufen am 13.05.2024.