Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De his, qui sui vel alieni iuris sunt. Eine Familie nach diesem ächten römischen Begriff be-stehet also a) aus Personen. Diese sind, wie Ul- pian 24) sagt, paterfamilias, materfamilias, filiusfa- milias, filiafamilias, nepotes, neptes u. s. w. Alle die- se Personen werden zwar vermöge einer bekannten recht- lichen Fiction als eine Person angesehen 25), aber doch mit dem Unterschiede, daß dem Hausvater die Herrschaft und Gewalt in seinem Hauswesen zugeschrieben wird. Daher sagt Ulpian 26): Paterfamilias appellatur, qui in domo dominium habet. Zur Familie in der ange- führten Bedeutung des Worts werden nun auch b) Sa- chen gerechnet. Daher wird das gesammte Vermögen eines Hausvaters in unsern Gesetzen oft Familia ge- nennt. So sagen z. B. die Gesetze der 12 Tafeln: Paterfamilias uti legassit super familia sua, ita ius esto 27), und man beym M. Aurel. calvanus de Usufructu Cap. VIII. n. 8. et sqq. Luc. van de poll de exharedatione et praeteritione Cap. IV. V. et VI. Die neuere Dissertat. des Theod. Ioan. Adrian. van lom de Familia. Lugd. Batav. 1785. 4. macht jenen Vorgängern den Rang eben nicht streitig. 24) L. 195. §. 2. D. de Verbor. Significat. Man vergleiche Not. 99. S. 173. 25) Einige neuere Rechtsgelehrte wollen zwar diese Einheit der Person in Zweifel ziehen, als Andr. Flor. rivinus in Diss. de figmento fictionis unitatis personae inter patrem et filium. Vitemb. 1760. und Lud. God. madihn in Principiis Iuris Rom. Part. I. §. 36. p. 51. Allein die unläugbaren wichtigen und gemein bekannten Wirkungen dieser Einheit der Person zwischen den Hausvater und den seiner Gewalt unterworse- nen Personen widerlegen jene Grille sattsam. Man sehe Höpfners Commentar über die Institutionen §. 100. S. 100. der neuesten 3ten Austage. 26) a. a. O. in L. 196. pr. D. eodem wird er Princeps fami- liae genennt. 27) cicero lib. II. de inventione und auctor ad Herennium lib. I. M 3
De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. Eine Familie nach dieſem aͤchten roͤmiſchen Begriff be-ſtehet alſo a) aus Perſonen. Dieſe ſind, wie Ul- pian 24) ſagt, paterfamilias, materfamilias, filiusfa- milias, filiafamilias, nepotes, neptes u. ſ. w. Alle die- ſe Perſonen werden zwar vermoͤge einer bekannten recht- lichen Fiction als eine Perſon angeſehen 25), aber doch mit dem Unterſchiede, daß dem Hausvater die Herrſchaft und Gewalt in ſeinem Hausweſen zugeſchrieben wird. Daher ſagt Ulpian 26): Paterfamilias appellatur, qui in domo dominium habet. Zur Familie in der ange- fuͤhrten Bedeutung des Worts werden nun auch b) Sa- chen gerechnet. Daher wird das geſammte Vermoͤgen eines Hausvaters in unſern Geſetzen oft Familia ge- nennt. So ſagen z. B. die Geſetze der 12 Tafeln: Paterfamilias uti legaſſit ſuper familia ſua, ita ius eſto 27), und man beym M. Aurel. calvanus de Uſufructu Cap. VIII. n. 8. et ſqq. Luc. van de poll de exharedatione et praeteritione Cap. IV. V. et VI. Die neuere Diſſertat. des Theod. Ioan. Adrian. van lom de Familia. Lugd. Batav. 1785. 4. macht jenen Vorgaͤngern den Rang eben nicht ſtreitig. 24) L. 195. §. 2. D. de Verbor. Significat. Man vergleiche Not. 99. S. 173. 25) Einige neuere Rechtsgelehrte wollen zwar dieſe Einheit der Perſon in Zweifel ziehen, als Andr. Flor. rivinus in Diſſ. de figmento fictionis unitatis perſonae inter patrem et filium. Vitemb. 1760. und Lud. God. madihn in Principiis Iuris Rom. Part. I. §. 36. p. 51. Allein die unlaͤugbaren wichtigen und gemein bekannten Wirkungen dieſer Einheit der Perſon zwiſchen den Hausvater und den ſeiner Gewalt unterworſe- nen Perſonen widerlegen jene Grille ſattſam. Man ſehe Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 100. S. 100. der neueſten 3ten Auſtage. 26) a. a. O. in L. 196. pr. D. eodem wird er Princeps fami- liae genennt. 27) cicero lib. II. de inventione und auctor ad Herennium lib. I. M 3
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Eine Familie nach dieſem aͤchten roͤmiſchen Begriff be-
ſtehet alſo a) aus Perſonen. Dieſe ſind, wie Ul-
pian 24) ſagt, paterfamilias, materfamilias, filiusfa-
milias, filiafamilias, nepotes, neptes u. ſ. w. Alle die-
ſe Perſonen werden zwar vermoͤge einer bekannten recht-
lichen Fiction als eine Perſon angeſehen 25), aber doch
mit dem Unterſchiede, daß dem Hausvater die Herrſchaft
und Gewalt in ſeinem Hausweſen zugeſchrieben wird.
Daher ſagt Ulpian 26): Paterfamilias appellatur, qui
in domo dominium habet. Zur Familie in der ange-
fuͤhrten Bedeutung des Worts werden nun auch b) Sa-
chen gerechnet. Daher wird das geſammte Vermoͤgen
eines Hausvaters in unſern Geſetzen oft Familia ge-
nennt. So ſagen z. B. die Geſetze der 12 Tafeln:
Paterfamilias uti legaſſit ſuper familia ſua, ita ius eſto 27),
und
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24) L. 195. §. 2. D. de Verbor. Significat. Man vergleiche
Not. 99. S. 173.
25) Einige neuere Rechtsgelehrte wollen zwar dieſe Einheit der
Perſon in Zweifel ziehen, als Andr. Flor. rivinus in Diſſ.
de figmento fictionis unitatis perſonae inter patrem et filium.
Vitemb. 1760. und Lud. God. madihn in Principiis Iuris
Rom. Part. I. §. 36. p. 51. Allein die unlaͤugbaren wichtigen
und gemein bekannten Wirkungen dieſer Einheit der Perſon
zwiſchen den Hausvater und den ſeiner Gewalt unterworſe-
nen Perſonen widerlegen jene Grille ſattſam. Man ſehe
Hoͤpfners Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 100.
S. 100. der neueſten 3ten Auſtage.
26) a. a. O. in L. 196. pr. D. eodem wird er Princeps fami-
liae genennt.
27) cicero lib. II. de inventione und auctor ad Herennium
lib. I.
23) man beym M. Aurel. calvanus de Uſufructu Cap. VIII. n. 8.
et ſqq. Luc. van de poll de exharedatione et praeteritione
Cap. IV. V. et VI. Die neuere Diſſertat. des Theod. Ioan.
Adrian. van lom de Familia. Lugd. Batav. 1785. 4. macht
jenen Vorgaͤngern den Rang eben nicht ſtreitig.
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