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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 4. Tit. §. 101.

4) daß der Privilegirte, wenn er selbst keinen Ge-
brauch von der ihm durch sein Privilegium verliehenen
Gerechtsame machen will, solche einen andern pachtweise
überlassen könne, hat wohl an sich keinen Zweifel. Es
können sogar persönliche Privilegien verpachtet werden 13),
weil dadurch nicht das Recht des Privilegiums selbst dem
Pächter abgetreten, sondern ihm nur die Ausübung des-
selben überlassen wird 14). Allein eine andere Frage ist,
ob auch das Recht des Privilegiums selbst einem
andern dergestalt cediret werden könne, daß es in der Per-
son des Privilegirten, oder auf der Sache desselben gänz-
lich aufhöre, und auf die Person oder Sache des Ceßio-
nars übergehe? Mich dünkt, daß diese Frage zu vernei-
nen sey. Denn ist das Privilegium ganz personell, so
läßt sich solches von der Person, welcher es verliehen
worden ist, nicht trennen 15), zumal wenn es einen ge-
wissen Zustand derselben zum Grunde hat, wie z. B. das
privilegium aetatis, privilegium miserabilium perso-
narum,
u. s. m. Hierher gehört die Stelle des Paulus 16)
aus desselben libro sing. de dotis repetitione: in omnibus
causis id observatur, ut ubi personae conditio locum
facit beneficio, ibi, deficiente ea, beneficium quoque
deficiat.
Es kommt nicht darauf an, ob das persönliche
Privilegium auf die Erben gehe, oder nicht, denn die
Regel, quidquid potest ad heredes transmitti, illud quoque

est
13) leyser Meditat. ad Pandect. Specim. X. med. 2.
14) wasmuth in Diss. de privilegiorum natura generatim, et
in specie de modis, quibus finiuntur vel amittuntur Cap. I.

§. 17.
15) voet. in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 13. W. V. wiese
in Diss. de iuribus ex cessione tam valida quam invalida. (Rost.

1780.) §. 10.
16) L. 68. D. de Reg. Iur.
1. Buch. 4. Tit. §. 101.

4) daß der Privilegirte, wenn er ſelbſt keinen Ge-
brauch von der ihm durch ſein Privilegium verliehenen
Gerechtſame machen will, ſolche einen andern pachtweiſe
uͤberlaſſen koͤnne, hat wohl an ſich keinen Zweifel. Es
koͤnnen ſogar perſoͤnliche Privilegien verpachtet werden 13),
weil dadurch nicht das Recht des Privilegiums ſelbſt dem
Paͤchter abgetreten, ſondern ihm nur die Ausuͤbung deſ-
ſelben uͤberlaſſen wird 14). Allein eine andere Frage iſt,
ob auch das Recht des Privilegiums ſelbſt einem
andern dergeſtalt cediret werden koͤnne, daß es in der Per-
ſon des Privilegirten, oder auf der Sache deſſelben gaͤnz-
lich aufhoͤre, und auf die Perſon oder Sache des Ceßio-
nars uͤbergehe? Mich duͤnkt, daß dieſe Frage zu vernei-
nen ſey. Denn iſt das Privilegium ganz perſonell, ſo
laͤßt ſich ſolches von der Perſon, welcher es verliehen
worden iſt, nicht trennen 15), zumal wenn es einen ge-
wiſſen Zuſtand derſelben zum Grunde hat, wie z. B. das
privilegium aetatis, privilegium miſerabilium perſo-
narum,
u. ſ. m. Hierher gehoͤrt die Stelle des Paulus 16)
aus deſſelben libro ſing. de dotis repetitione: in omnibus
cauſis id obſervatur, ut ubi perſonae conditio locum
facit beneficio, ibi, deficiente ea, beneficium quoque
deficiat.
Es kommt nicht darauf an, ob das perſoͤnliche
Privilegium auf die Erben gehe, oder nicht, denn die
Regel, quidquid poteſt ad heredes transmitti, illud quoque

eſt
13) leyser Meditat. ad Pandect. Specim. X. med. 2.
14) wasmuth in Diſſ. de privilegiorum natura generatim, et
in ſpecie de modis, quibus finiuntur vel amittuntur Cap. I.

§. 17.
15) voet. in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 13. W. V. wiese
in Diſſ. de iuribus ex ceſſione tam valida quam invalida. (Roſt.

1780.) §. 10.
16) L. 68. D. de Reg. Iur.
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[6/0020] 1. Buch. 4. Tit. §. 101. 4) daß der Privilegirte, wenn er ſelbſt keinen Ge- brauch von der ihm durch ſein Privilegium verliehenen Gerechtſame machen will, ſolche einen andern pachtweiſe uͤberlaſſen koͤnne, hat wohl an ſich keinen Zweifel. Es koͤnnen ſogar perſoͤnliche Privilegien verpachtet werden 13), weil dadurch nicht das Recht des Privilegiums ſelbſt dem Paͤchter abgetreten, ſondern ihm nur die Ausuͤbung deſ- ſelben uͤberlaſſen wird 14). Allein eine andere Frage iſt, ob auch das Recht des Privilegiums ſelbſt einem andern dergeſtalt cediret werden koͤnne, daß es in der Per- ſon des Privilegirten, oder auf der Sache deſſelben gaͤnz- lich aufhoͤre, und auf die Perſon oder Sache des Ceßio- nars uͤbergehe? Mich duͤnkt, daß dieſe Frage zu vernei- nen ſey. Denn iſt das Privilegium ganz perſonell, ſo laͤßt ſich ſolches von der Perſon, welcher es verliehen worden iſt, nicht trennen 15), zumal wenn es einen ge- wiſſen Zuſtand derſelben zum Grunde hat, wie z. B. das privilegium aetatis, privilegium miſerabilium perſo- narum, u. ſ. m. Hierher gehoͤrt die Stelle des Paulus 16) aus deſſelben libro ſing. de dotis repetitione: in omnibus cauſis id obſervatur, ut ubi perſonae conditio locum facit beneficio, ibi, deficiente ea, beneficium quoque deficiat. Es kommt nicht darauf an, ob das perſoͤnliche Privilegium auf die Erben gehe, oder nicht, denn die Regel, quidquid poteſt ad heredes transmitti, illud quoque eſt 13) leyser Meditat. ad Pandect. Specim. X. med. 2. 14) wasmuth in Diſſ. de privilegiorum natura generatim, et in ſpecie de modis, quibus finiuntur vel amittuntur Cap. I. §. 17. 15) voet. in Commentar. ad Pandect. h. t. §. 13. W. V. wiese in Diſſ. de iuribus ex ceſſione tam valida quam invalida. (Roſt. 1780.) §. 10. 16) L. 68. D. de Reg. Iur.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/20>, abgerufen am 28.04.2024.