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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Constitutionibus Principum.
est cessibile, findet nicht ohne allen Unterschied statt, wie
man z. B. schon daraus siehet, weil der Adel auf die
eheliche Deßcendenz fortgepflanzt wird, und dennoch nicht
cediret werden kann. Ist indessen ein Privilegium so
personell, daß es nicht einmal auf die Erben gehet, so
hilft es auch dem Ceßionar nichts, wenn er sich gleich
von dem Cedenten eine Vollmacht geben liesse, und auf
solche Art das ihm abgetretene Recht in des Cedenten
Namen, als procurator in rem suam, geltend machen
wollte 17).

Wenn nun aber das Privilegium ohne Rücksicht
der Person, lediglich mit einer gewissen Sache oder For-
derung, an welcher dasselbe klebt, verknüpft ist, so ge-
het zwar solches mit der Sache oder Klage auf einen
jeden andern, welchem dieselbe überlassen und abgetreten
wird 18); aber von der Sache selbst kann es dennoch
nicht getrennt, noch durch Cession auf eine andere Sa-
che gebracht werden, weil dieses gegen den Begrif eines
Real-Privilegiums streiten würde. Denn solches kommt
blos dem Besitzer der privilegirten Sache zu, und erreicht
nur mit der gänzlichen Zerstörung derselben seine End-
schaft 19).


§. 102.
17) L. 42. D. de administr. et peric tut. et curat. lauter-
bach
in Colleg. Th. Pract. Pandect. Lib. XVIII. Tit. IV.

§. 56 ff. hertius in Diss. de transitione privilegii personalis
ad alios §. 13. Opusc. Vol. I. T. III. p.
31. Einer andern
Meinung ist jedoch wasmuth in Diss. de privilegior. natu-
ra etc. §. XIV.
ff.
18) L. 68. D. de Reg. iur. verb. ubi vero genus actio-
nis
etc. L. 1. §. 43. D. de aqua quotid.
19) hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 93.
n. I.
A 4

de Conſtitutionibus Principum.
eſt ceſſibile, findet nicht ohne allen Unterſchied ſtatt, wie
man z. B. ſchon daraus ſiehet, weil der Adel auf die
eheliche Deßcendenz fortgepflanzt wird, und dennoch nicht
cediret werden kann. Iſt indeſſen ein Privilegium ſo
perſonell, daß es nicht einmal auf die Erben gehet, ſo
hilft es auch dem Ceßionar nichts, wenn er ſich gleich
von dem Cedenten eine Vollmacht geben lieſſe, und auf
ſolche Art das ihm abgetretene Recht in des Cedenten
Namen, als procurator in rem ſuam, geltend machen
wollte 17).

Wenn nun aber das Privilegium ohne Ruͤckſicht
der Perſon, lediglich mit einer gewiſſen Sache oder For-
derung, an welcher daſſelbe klebt, verknuͤpft iſt, ſo ge-
het zwar ſolches mit der Sache oder Klage auf einen
jeden andern, welchem dieſelbe uͤberlaſſen und abgetreten
wird 18); aber von der Sache ſelbſt kann es dennoch
nicht getrennt, noch durch Ceſſion auf eine andere Sa-
che gebracht werden, weil dieſes gegen den Begrif eines
Real-Privilegiums ſtreiten wuͤrde. Denn ſolches kommt
blos dem Beſitzer der privilegirten Sache zu, und erreicht
nur mit der gaͤnzlichen Zerſtoͤrung derſelben ſeine End-
ſchaft 19).


§. 102.
17) L. 42. D. de adminiſtr. et peric tut. et curat. lauter-
bach
in Colleg. Th. Pract. Pandect. Lib. XVIII. Tit. IV.

§. 56 ff. hertius in Diſſ. de tranſitione privilegii perſonalis
ad alios §. 13. Opuſc. Vol. I. T. III. p.
31. Einer andern
Meinung iſt jedoch wasmuth in Diſſ. de privilegior. natu-
ra etc. §. XIV.
ff.
18) L. 68. D. de Reg. iur. verb. ubi vero genus actio-
nis
etc. L. 1. §. 43. D. de aqua quotid.
19) hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 93.
n. I.
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[7/0021] de Conſtitutionibus Principum. eſt ceſſibile, findet nicht ohne allen Unterſchied ſtatt, wie man z. B. ſchon daraus ſiehet, weil der Adel auf die eheliche Deßcendenz fortgepflanzt wird, und dennoch nicht cediret werden kann. Iſt indeſſen ein Privilegium ſo perſonell, daß es nicht einmal auf die Erben gehet, ſo hilft es auch dem Ceßionar nichts, wenn er ſich gleich von dem Cedenten eine Vollmacht geben lieſſe, und auf ſolche Art das ihm abgetretene Recht in des Cedenten Namen, als procurator in rem ſuam, geltend machen wollte 17). Wenn nun aber das Privilegium ohne Ruͤckſicht der Perſon, lediglich mit einer gewiſſen Sache oder For- derung, an welcher daſſelbe klebt, verknuͤpft iſt, ſo ge- het zwar ſolches mit der Sache oder Klage auf einen jeden andern, welchem dieſelbe uͤberlaſſen und abgetreten wird 18); aber von der Sache ſelbſt kann es dennoch nicht getrennt, noch durch Ceſſion auf eine andere Sa- che gebracht werden, weil dieſes gegen den Begrif eines Real-Privilegiums ſtreiten wuͤrde. Denn ſolches kommt blos dem Beſitzer der privilegirten Sache zu, und erreicht nur mit der gaͤnzlichen Zerſtoͤrung derſelben ſeine End- ſchaft 19). §. 102. 17) L. 42. D. de adminiſtr. et peric tut. et curat. lauter- bach in Colleg. Th. Pract. Pandect. Lib. XVIII. Tit. IV. §. 56 ff. hertius in Diſſ. de tranſitione privilegii perſonalis ad alios §. 13. Opuſc. Vol. I. T. III. p. 31. Einer andern Meinung iſt jedoch wasmuth in Diſſ. de privilegior. natu- ra etc. §. XIV. ff. 18) L. 68. D. de Reg. iur. verb. ubi vero genus actio- nis etc. L. 1. §. 43. D. de aqua quotid. 19) hofacker Princip. iur. civ. Rom. Germ. Tom. I. §. 93. n. I. A 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/21>, abgerufen am 27.04.2024.