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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 136.
führten Schrift 60) wird solches beiahet. Allein ich kann
mich davon nicht überzeugen. Das peculium profecti-
tium
ist ja unstreitig eine Wirkung der römischen väter-
lichen Gewalt. An dieser aber hat die Mutter weder
nach römischen 61) noch teutschen Rechten Antheil 62). Die
Schenkung, die die Mutter denen Kindern während
der väterlichen Gewalt macht, ist nach der L. 25. Cod.
de donat. inter vir. et uxor.
zwar wiederruflich, aber das
macht sie noch zu keinem peculium profectitium. End-
lich dasjenige Vermögen, das die Kinder anders woher,
als vom Vater oder durch denselben erlangt haben, wird
peculium adventitium 63) genennt. Dahin gehören müt-
terliche Geschenke, mütterliche Erbschaft, oder was den
Kindern von mütterlichen Großeltern zufällt, ferner die
Erwerbung der Kinder durch Handwerksdienste, Glücks-
ereignisse, und dergleichen 64). Den Ursprung desselben
leitet man von Constantin den Großen her 65). Allein
Galvan 66) hat gezeigt, das es älter sey. Constantin

wollte
60) Abhandl. über die Frage: ob es ein peculium profectitium
gebe, wovon der Mutter das Eigenthum zuste-
het
? im Archiv für die theoret. und pract. Rechtsgelehrs.
I. Th. N. VI. S. 190.
61) §. 3. I. de Pat. Pot. §. 10. I. de adopt.
62) Ferd. Aug. hommel Diss. de usu hod. patriae potestatis
rom. in foris Germ. Lipsiae 1732. Cap. III.
§. 90.
63) Scip. gentilis Tract. de bonis maternis Hanov. 1616. 8.
Casp. Christ. kober Diss. de peculio adventitio regulari s.
ordinario. Altorf.
1705.
64) L. 1. 2. Cod. de bonis matern. L. 4. et 6. Cod. de bon,
quae lib.
65) Iac. gothofredus Commentar. ad Tit. Cod. Theod. de
bonis maternis.
66) De Usufructu. cap. VII. n. X.

1. Buch. 6. Tit. §. 136.
fuͤhrten Schrift 60) wird ſolches beiahet. Allein ich kann
mich davon nicht uͤberzeugen. Das peculium profecti-
tium
iſt ja unſtreitig eine Wirkung der roͤmiſchen vaͤter-
lichen Gewalt. An dieſer aber hat die Mutter weder
nach roͤmiſchen 61) noch teutſchen Rechten Antheil 62). Die
Schenkung, die die Mutter denen Kindern waͤhrend
der vaͤterlichen Gewalt macht, iſt nach der L. 25. Cod.
de donat. inter vir. et uxor.
zwar wiederruflich, aber das
macht ſie noch zu keinem peculium profectitium. End-
lich dasjenige Vermoͤgen, das die Kinder anders woher,
als vom Vater oder durch denſelben erlangt haben, wird
peculium adventitium 63) genennt. Dahin gehoͤren muͤt-
terliche Geſchenke, muͤtterliche Erbſchaft, oder was den
Kindern von muͤtterlichen Großeltern zufaͤllt, ferner die
Erwerbung der Kinder durch Handwerksdienſte, Gluͤcks-
ereigniſſe, und dergleichen 64). Den Urſprung deſſelben
leitet man von Conſtantin den Großen her 65). Allein
Galvan 66) hat gezeigt, das es aͤlter ſey. Conſtantin

wollte
60) Abhandl. uͤber die Frage: ob es ein peculium profectitium
gebe, wovon der Mutter das Eigenthum zuſte-
het
? im Archiv fuͤr die theoret. und pract. Rechtsgelehrſ.
I. Th. N. VI. S. 190.
61) §. 3. I. de Pat. Pot. §. 10. I. de adopt.
62) Ferd. Aug. hommel Diſſ. de uſu hod. patriae poteſtatis
rom. in foris Germ. Lipſiae 1732. Cap. III.
§. 90.
63) Scip. gentilis Tract. de bonis maternis Hanov. 1616. 8.
Caſp. Chriſt. kober Diſſ. de peculio adventitio regulari ſ.
ordinario. Altorf.
1705.
64) L. 1. 2. Cod. de bonis matern. L. 4. et 6. Cod. de bon,
quae lib.
65) Iac. gothofredus Commentar. ad Tit. Cod. Theod. de
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[218/0232] 1. Buch. 6. Tit. §. 136. fuͤhrten Schrift 60) wird ſolches beiahet. Allein ich kann mich davon nicht uͤberzeugen. Das peculium profecti- tium iſt ja unſtreitig eine Wirkung der roͤmiſchen vaͤter- lichen Gewalt. An dieſer aber hat die Mutter weder nach roͤmiſchen 61) noch teutſchen Rechten Antheil 62). Die Schenkung, die die Mutter denen Kindern waͤhrend der vaͤterlichen Gewalt macht, iſt nach der L. 25. Cod. de donat. inter vir. et uxor. zwar wiederruflich, aber das macht ſie noch zu keinem peculium profectitium. End- lich dasjenige Vermoͤgen, das die Kinder anders woher, als vom Vater oder durch denſelben erlangt haben, wird peculium adventitium 63) genennt. Dahin gehoͤren muͤt- terliche Geſchenke, muͤtterliche Erbſchaft, oder was den Kindern von muͤtterlichen Großeltern zufaͤllt, ferner die Erwerbung der Kinder durch Handwerksdienſte, Gluͤcks- ereigniſſe, und dergleichen 64). Den Urſprung deſſelben leitet man von Conſtantin den Großen her 65). Allein Galvan 66) hat gezeigt, das es aͤlter ſey. Conſtantin wollte 60) Abhandl. uͤber die Frage: ob es ein peculium profectitium gebe, wovon der Mutter das Eigenthum zuſte- het? im Archiv fuͤr die theoret. und pract. Rechtsgelehrſ. I. Th. N. VI. S. 190. 61) §. 3. I. de Pat. Pot. §. 10. I. de adopt. 62) Ferd. Aug. hommel Diſſ. de uſu hod. patriae poteſtatis rom. in foris Germ. Lipſiae 1732. Cap. III. §. 90. 63) Scip. gentilis Tract. de bonis maternis Hanov. 1616. 8. Caſp. Chriſt. kober Diſſ. de peculio adventitio regulari ſ. ordinario. Altorf. 1705. 64) L. 1. 2. Cod. de bonis matern. L. 4. et 6. Cod. de bon, quae lib. 65) Iac. gothofredus Commentar. ad Tit. Cod. Theod. de bonis maternis. 66) De Uſufructu. cap. VII. n. X.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/232>, abgerufen am 12.05.2024.