Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De his, qui sui vel alieni iuris sunt. sind 88)? Diese wichtige Frage ist auf dem FriedensExecutions Congreß zu Nürnberg im Jahr 1650. 89) mit beyder der katholischen und evangelischen Stände Einstim- mung dahin entschieden worden, daß die Kinder beyder- ley Geschlechts in des Vaters Religion erzogen werden sollen, bis sie die Unterscheidungsjahre 90) (annos discre- tionis) 88) Franc. Ant. dürr Diss. de potestate patria circa religionem liberorum. Moguntiae 1755. (in Ant. schmidt Thesauro iu- ris Eccles. potissimum Germ. Tom. VI. Diss. XVIII. S. 674. folgg.) Struben rechtl. Bedenken I. Theil Bed. 144. 89) S. von Meiern Acta pacis executionis publ. Tom. II. Lib. 12. §. 12. S. 681. und L. 13. §. 3. und 21. S. 804. Moser R. Hofraths Conclusa P. VII. S. 1037. und Estor Anfangsgründe des gemeinen und Reichs-Processes Tit. 135. §. 1083. S. 412. 90) Worinn diese Unterscheidungs-Jahre (anni discre- tionis) bestehen, nach deren Erreichung die Gesetze es den Kindern freystellen, die väterliche Religion, in der sie erzo- gen worden sind, zu ändern, und zu einer andern gesetzlich gebilligten Religion überzugehen, ist so wenig im Religions- als Westphälischen-Frieden bestimmt worden. Auch bey den Nürnbergischen Friedens-Executions- Tractaten konnte man sich darüber nicht vergleichen. S. Meiern Acta Pacis Execut. P. II. p. 804. 812. 813. 815. 825. u. 871. Nun ist es zwar eine gemeine Meinung der Rechtsgelehrten, als ob durch ein Conclusum Corporis Evan- gelicorum unter den Evangelischen das vierzehnte Jahr für den Unterscheidungszeitpunct sey festgesetzet worden; Allein man behauptet dieses ohne genugsamen Grund, in dem vielmehr das Corpus Evangelicorum jederzeit den Grundsatz eifrigst ver- theidiget hat, daß man bey Kindern, die über wichtige ihr zeitli- ches und ewiges Wohl betreffende Sachen sich entschliessen sollen, solche hinlängliche Jahre erfordere, da ein reifes Judicium sich zu äussern pflegt, und wirklich sich äussert, und daß es höch- stens möglich sey, bey einem vierzehenjährigen Kinde solche Ver- Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. P
De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. ſind 88)? Dieſe wichtige Frage iſt auf dem FriedensExecutions Congreß zu Nuͤrnberg im Jahr 1650. 89) mit beyder der katholiſchen und evangeliſchen Staͤnde Einſtim- mung dahin entſchieden worden, daß die Kinder beyder- ley Geſchlechts in des Vaters Religion erzogen werden ſollen, bis ſie die Unterſcheidungsjahre 90) (annos diſcre- tionis) 88) Franc. Ant. dürr Diſſ. de poteſtate patria circa religionem liberorum. Moguntiae 1755. (in Ant. schmidt Theſauro iu- ris Eccles. potiſſimum Germ. Tom. VI. Diſſ. XVIII. S. 674. folgg.) Struben rechtl. Bedenken I. Theil Bed. 144. 89) S. von Meiern Acta pacis executionis publ. Tom. II. Lib. 12. §. 12. S. 681. und L. 13. §. 3. und 21. S. 804. Moſer R. Hofraths Concluſa P. VII. S. 1037. und Eſtor Anfangsgruͤnde des gemeinen und Reichs-Proceſſes Tit. 135. §. 1083. S. 412. 90) Worinn dieſe Unterſcheidungs-Jahre (anni diſcre- tionis) beſtehen, nach deren Erreichung die Geſetze es den Kindern freyſtellen, die vaͤterliche Religion, in der ſie erzo- gen worden ſind, zu aͤndern, und zu einer andern geſetzlich gebilligten Religion uͤberzugehen, iſt ſo wenig im Religions- als Weſtphaͤliſchen-Frieden beſtimmt worden. Auch bey den Nuͤrnbergiſchen Friedens-Executions- Tractaten konnte man ſich daruͤber nicht vergleichen. S. Meiern Acta Pacis Execut. P. II. p. 804. 812. 813. 815. 825. u. 871. Nun iſt es zwar eine gemeine Meinung der Rechtsgelehrten, als ob durch ein Concluſum Corporis Evan- gelicorum unter den Evangeliſchen das vierzehnte Jahr fuͤr den Unterſcheidungszeitpunct ſey feſtgeſetzet worden; Allein man behauptet dieſes ohne genugſamen Grund, in dem vielmehr das Corpus Evangelicorum jederzeit den Grundſatz eifrigſt ver- theidiget hat, daß man bey Kindern, die uͤber wichtige ihr zeitli- ches und ewiges Wohl betreffende Sachen ſich entſchlieſſen ſollen, ſolche hinlaͤngliche Jahre erfordere, da ein reifes Judicium ſich zu aͤuſſern pflegt, und wirklich ſich aͤuſſert, und daß es hoͤch- ſtens moͤglich ſey, bey einem vierzehenjaͤhrigen Kinde ſolche Ver- Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. P
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Executions Congreß zu Nuͤrnberg im Jahr 1650. 89) mit
beyder der katholiſchen und evangeliſchen Staͤnde Einſtim-
mung dahin entſchieden worden, daß die Kinder beyder-
ley Geſchlechts in des Vaters Religion erzogen werden
ſollen, bis ſie die Unterſcheidungsjahre 90) (annos diſcre-
tionis)
88) Franc. Ant. dürr Diſſ. de poteſtate patria circa religionem
liberorum. Moguntiae 1755. (in Ant. schmidt Theſauro iu-
ris Eccles. potiſſimum Germ. Tom. VI. Diſſ. XVIII. S. 674.
folgg.) Struben rechtl. Bedenken I. Theil Bed. 144.
89) S. von Meiern Acta pacis executionis publ. Tom. II.
Lib. 12. §. 12. S. 681. und L. 13. §. 3. und 21. S. 804.
Moſer R. Hofraths Concluſa P. VII. S. 1037. und Eſtor
Anfangsgruͤnde des gemeinen und Reichs-Proceſſes Tit. 135.
§. 1083. S. 412.
90) Worinn dieſe Unterſcheidungs-Jahre (anni diſcre-
tionis) beſtehen, nach deren Erreichung die Geſetze es den
Kindern freyſtellen, die vaͤterliche Religion, in der ſie erzo-
gen worden ſind, zu aͤndern, und zu einer andern geſetzlich
gebilligten Religion uͤberzugehen, iſt ſo wenig im Religions-
als Weſtphaͤliſchen-Frieden beſtimmt worden. Auch
bey den Nuͤrnbergiſchen Friedens-Executions-
Tractaten konnte man ſich daruͤber nicht vergleichen. S.
Meiern Acta Pacis Execut. P. II. p. 804. 812. 813. 815.
825. u. 871. Nun iſt es zwar eine gemeine Meinung der
Rechtsgelehrten, als ob durch ein Concluſum Corporis Evan-
gelicorum unter den Evangeliſchen das vierzehnte Jahr
fuͤr den Unterſcheidungszeitpunct ſey feſtgeſetzet worden; Allein
man behauptet dieſes ohne genugſamen Grund, in dem vielmehr
das Corpus Evangelicorum jederzeit den Grundſatz eifrigſt ver-
theidiget hat, daß man bey Kindern, die uͤber wichtige ihr zeitli-
ches und ewiges Wohl betreffende Sachen ſich entſchlieſſen ſollen,
ſolche hinlaͤngliche Jahre erfordere, da ein reifes Judicium ſich
zu aͤuſſern pflegt, und wirklich ſich aͤuſſert, und daß es hoͤch-
ſtens moͤglich ſey, bey einem vierzehenjaͤhrigen Kinde ſolche
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