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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 7. Tit. §. 156.
zustehenden Rechts, so dieser entweder aus Unwissenheit,
oder, weil er es sonst für gut findet, geschehen lässet 92).
Von einer solchen ist nun in denen, in der Note d von
unsern Verf. angeführten, Gesetzstellen 93) eigentlich die
Rede nicht. Diese enthalten solche Fälle, da das Kind
sich als ein homo sui iuris ohne Widerspruch des Va-
ters aufgeführet hatte, und der Vater eben deswegen,
weil er dieses eine geraume Zeit geschehen lassen, oh-
ne die Rechte der väterlichen Gewalt in Ausübung zu
bringen, seines Rechts für verlustig erklärt wird. Man
setze also die Tochter oder der Sohn fordere sein Vermö-
gen vom Vater, und unternehme desselben Administra-
tion selbst, oder lasse sich einen Vormund bestellen, und
der Vater schweige zu dem allen eine lange Zeit still, ohne
sich jemahlen seiner Rechte zu bedienen, so hat der Va-
ter durch Nichtgebrauch die väterliche Gewalt ver-
lohren, eben so gut, als wenn er das Kind emancipi-
ret hätte, und kann nach dem Tode desselben das von
dem Kinde hinterlassene Testament nicht anfechten 94).
So wie jedoch, wenn ein Recht durch den Nichtgebrauch
verlohren werden soll, zweyerley erfordert wird; 1) der
Verlauf einer gewissen Zeit, und 2) die unge-
hinderte Gelegenheit, sich binnen dieser Zeit
seines Rechts zu bedienen
95); so ist auch beydes
nöthig, wenn das Recht der väterlichen Gewalt durch den
Nichtgebrauch erlöschen soll. Das Erforderniß der Zeit

ist
92) H. Geh. Rath. Nettelbladt in System. elem. iurisprud.
positivae Germ. comm. generalis
§. 473. sagt: usurpatio
est iuris alieni seu nobis non competentis exercitium.
93) L. 25. princ. D. h. t. L. 1. Cod. de patr. potest.
94) Ant. faber in Rational. in Pand. ad L. 25. D. h. t. stry[k]
Diss. de non usu iuris quaesiti Cap. II. n.
37.
95) stryr cit. Dissert. Cap. III.

1. Buch. 7. Tit. §. 156.
zuſtehenden Rechts, ſo dieſer entweder aus Unwiſſenheit,
oder, weil er es ſonſt fuͤr gut findet, geſchehen laͤſſet 92).
Von einer ſolchen iſt nun in denen, in der Note d von
unſern Verf. angefuͤhrten, Geſetzſtellen 93) eigentlich die
Rede nicht. Dieſe enthalten ſolche Faͤlle, da das Kind
ſich als ein homo ſui iuris ohne Widerſpruch des Va-
ters aufgefuͤhret hatte, und der Vater eben deswegen,
weil er dieſes eine geraume Zeit geſchehen laſſen, oh-
ne die Rechte der vaͤterlichen Gewalt in Ausuͤbung zu
bringen, ſeines Rechts fuͤr verluſtig erklaͤrt wird. Man
ſetze alſo die Tochter oder der Sohn fordere ſein Vermoͤ-
gen vom Vater, und unternehme deſſelben Adminiſtra-
tion ſelbſt, oder laſſe ſich einen Vormund beſtellen, und
der Vater ſchweige zu dem allen eine lange Zeit ſtill, ohne
ſich jemahlen ſeiner Rechte zu bedienen, ſo hat der Va-
ter durch Nichtgebrauch die vaͤterliche Gewalt ver-
lohren, eben ſo gut, als wenn er das Kind emancipi-
ret haͤtte, und kann nach dem Tode deſſelben das von
dem Kinde hinterlaſſene Teſtament nicht anfechten 94).
So wie jedoch, wenn ein Recht durch den Nichtgebrauch
verlohren werden ſoll, zweyerley erfordert wird; 1) der
Verlauf einer gewiſſen Zeit, und 2) die unge-
hinderte Gelegenheit, ſich binnen dieſer Zeit
ſeines Rechts zu bedienen
95); ſo iſt auch beydes
noͤthig, wenn das Recht der vaͤterlichen Gewalt durch den
Nichtgebrauch erloͤſchen ſoll. Das Erforderniß der Zeit

iſt
92) H. Geh. Rath. Nettelbladt in Syſtem. elem. iurisprud.
poſitivae Germ. comm. generalis
§. 473. ſagt: usurpatio
eſt iuris alieni ſeu nobis non competentis exercitium.
93) L. 25. princ. D. h. t. L. 1. Cod. de patr. poteſt.
94) Ant. faber in Rational. in Pand. ad L. 25. D. h. t. stry[k]
Diſſ. de non uſu iuris quaeſiti Cap. II. n.
37.
95) stryr cit. Diſſert. Cap. III.
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[342/0356] 1. Buch. 7. Tit. §. 156. zuſtehenden Rechts, ſo dieſer entweder aus Unwiſſenheit, oder, weil er es ſonſt fuͤr gut findet, geſchehen laͤſſet 92). Von einer ſolchen iſt nun in denen, in der Note d von unſern Verf. angefuͤhrten, Geſetzſtellen 93) eigentlich die Rede nicht. Dieſe enthalten ſolche Faͤlle, da das Kind ſich als ein homo ſui iuris ohne Widerſpruch des Va- ters aufgefuͤhret hatte, und der Vater eben deswegen, weil er dieſes eine geraume Zeit geſchehen laſſen, oh- ne die Rechte der vaͤterlichen Gewalt in Ausuͤbung zu bringen, ſeines Rechts fuͤr verluſtig erklaͤrt wird. Man ſetze alſo die Tochter oder der Sohn fordere ſein Vermoͤ- gen vom Vater, und unternehme deſſelben Adminiſtra- tion ſelbſt, oder laſſe ſich einen Vormund beſtellen, und der Vater ſchweige zu dem allen eine lange Zeit ſtill, ohne ſich jemahlen ſeiner Rechte zu bedienen, ſo hat der Va- ter durch Nichtgebrauch die vaͤterliche Gewalt ver- lohren, eben ſo gut, als wenn er das Kind emancipi- ret haͤtte, und kann nach dem Tode deſſelben das von dem Kinde hinterlaſſene Teſtament nicht anfechten 94). So wie jedoch, wenn ein Recht durch den Nichtgebrauch verlohren werden ſoll, zweyerley erfordert wird; 1) der Verlauf einer gewiſſen Zeit, und 2) die unge- hinderte Gelegenheit, ſich binnen dieſer Zeit ſeines Rechts zu bedienen 95); ſo iſt auch beydes noͤthig, wenn das Recht der vaͤterlichen Gewalt durch den Nichtgebrauch erloͤſchen ſoll. Das Erforderniß der Zeit iſt 92) H. Geh. Rath. Nettelbladt in Syſtem. elem. iurisprud. poſitivae Germ. comm. generalis §. 473. ſagt: usurpatio eſt iuris alieni ſeu nobis non competentis exercitium. 93) L. 25. princ. D. h. t. L. 1. Cod. de patr. poteſt. 94) Ant. faber in Rational. in Pand. ad L. 25. D. h. t. stryk Diſſ. de non uſu iuris quaeſiti Cap. II. n. 37. 95) stryr cit. Diſſert. Cap. III.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/356>, abgerufen am 23.11.2024.