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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.

a) wenn ich ein fremdes Kind adoptiret habe, und
dieses mündig ist, so kann ich die Verbindung mit dem-
selben nach Gefallen aufheben 73).

b) Wenn sich die Kinder undankbar und pflichtwie-
drig gegen die Eltern betragen, ja sich solcher schwerer
Vergehungen gegen dieselben schuldig machen, wegen
welcher sie denen Rechten nach die Enterbung verdient
haben 74). Z. B. wenn Kinder ihre Eltern schlagen,
denenselben nach dem Leben stehen. Von solchen Kindern
sagt Justinian75): eos, causa cognita, emancipa-
tione dignos esse;
und Theophilus 76) in seiner Pa-
raphrase erläutert dieses durch folgende Beispiele. Quid
enim, si aut patri adoptivo
(es ist von einem arrogirten
Pupillen die Rede) insidias fecerit, aut aliud quid egerit,
propter quod merito ex patris potestate abiici debeat?
Die-
sem ist nun zwar nicht entgegen, wenn die Emancipa-

tion
73) Dieß läßt sich nicht nur aus L. 10. pr. Cod. de adopt.
schließen, wo Justinian sagt: Cum enim tanta fragilitas
est adoptionis, ut possit in ipso die et filius fieri et extraneus
per emancipationem inveniri: quis patiatur iura patris natu-
ralis nexu divino copulata, ludibrio defraudari;
sondern eben
darum sahe sich auch zuweilen der leibliche Vater, der seinen
Sohn adoptiren ließ, durch eine Stipulation vor, wodurch
der Adoptivvater sich zu einer gewissen Summe Geldes auf
den Fall verbindlich machen mußte, wenn er das angenom-
mene Kind ohne Ursach emancipiren würde. L. 132. pr. D.
de Verbor. obligat.
scheltinga cit. Diss. I. Cap. V.

§. 3. S. jedoch Hr. v. Globig über die Grenzen der väter-
lichen Gewalt S. 135.
74) Luc. van de poll lib. sing. de exheredat. et praeteritione
Rom. et hodierna Cap. VIII.
§. 4.
75) §. 3. I. de adoptionib.
76) in Paraphr. ad §. 3. I. cit. ex vers. lat. C. A. fabrotti
Lugd. Batav.
1715.
Z 5
De adoptionibus, emancipationibus etc.

a) wenn ich ein fremdes Kind adoptiret habe, und
dieſes muͤndig iſt, ſo kann ich die Verbindung mit dem-
ſelben nach Gefallen aufheben 73).

b) Wenn ſich die Kinder undankbar und pflichtwie-
drig gegen die Eltern betragen, ja ſich ſolcher ſchwerer
Vergehungen gegen dieſelben ſchuldig machen, wegen
welcher ſie denen Rechten nach die Enterbung verdient
haben 74). Z. B. wenn Kinder ihre Eltern ſchlagen,
denenſelben nach dem Leben ſtehen. Von ſolchen Kindern
ſagt Juſtinian75): eos, cauſa cognita, emancipa-
tione dignos eſſe;
und Theophilus 76) in ſeiner Pa-
raphraſe erlaͤutert dieſes durch folgende Beiſpiele. Quid
enim, ſi aut patri adoptivo
(es iſt von einem arrogirten
Pupillen die Rede) inſidias fecerit, aut aliud quid egerit,
propter quod merito ex patris poteſtate abiici debeat?
Die-
ſem iſt nun zwar nicht entgegen, wenn die Emancipa-

tion
73) Dieß laͤßt ſich nicht nur aus L. 10. pr. Cod. de adopt.
ſchließen, wo Juſtinian ſagt: Cum enim tanta fragilitas
eſt adoptionis, ut poſſit in ipſo die et filius fieri et extraneus
per emancipationem inveniri: quis patiatur iura patris natu-
ralis nexu divino copulata, ludibrio defraudari;
ſondern eben
darum ſahe ſich auch zuweilen der leibliche Vater, der ſeinen
Sohn adoptiren ließ, durch eine Stipulation vor, wodurch
der Adoptivvater ſich zu einer gewiſſen Summe Geldes auf
den Fall verbindlich machen mußte, wenn er das angenom-
mene Kind ohne Urſach emancipiren wuͤrde. L. 132. pr. D.
de Verbor. obligat.
scheltinga cit. Diſſ. I. Cap. V.

§. 3. S. jedoch Hr. v. Globig uͤber die Grenzen der vaͤter-
lichen Gewalt S. 135.
74) Luc. van de poll lib. ſing. de exheredat. et praeteritione
Rom. et hodierna Cap. VIII.
§. 4.
75) §. 3. I. de adoptionib.
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1715.
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[361/0375] De adoptionibus, emancipationibus etc. a) wenn ich ein fremdes Kind adoptiret habe, und dieſes muͤndig iſt, ſo kann ich die Verbindung mit dem- ſelben nach Gefallen aufheben 73). b) Wenn ſich die Kinder undankbar und pflichtwie- drig gegen die Eltern betragen, ja ſich ſolcher ſchwerer Vergehungen gegen dieſelben ſchuldig machen, wegen welcher ſie denen Rechten nach die Enterbung verdient haben 74). Z. B. wenn Kinder ihre Eltern ſchlagen, denenſelben nach dem Leben ſtehen. Von ſolchen Kindern ſagt Juſtinian 75): eos, cauſa cognita, emancipa- tione dignos eſſe; und Theophilus 76) in ſeiner Pa- raphraſe erlaͤutert dieſes durch folgende Beiſpiele. Quid enim, ſi aut patri adoptivo (es iſt von einem arrogirten Pupillen die Rede) inſidias fecerit, aut aliud quid egerit, propter quod merito ex patris poteſtate abiici debeat? Die- ſem iſt nun zwar nicht entgegen, wenn die Emancipa- tion 73) Dieß laͤßt ſich nicht nur aus L. 10. pr. Cod. de adopt. ſchließen, wo Juſtinian ſagt: Cum enim tanta fragilitas eſt adoptionis, ut poſſit in ipſo die et filius fieri et extraneus per emancipationem inveniri: quis patiatur iura patris natu- ralis nexu divino copulata, ludibrio defraudari; ſondern eben darum ſahe ſich auch zuweilen der leibliche Vater, der ſeinen Sohn adoptiren ließ, durch eine Stipulation vor, wodurch der Adoptivvater ſich zu einer gewiſſen Summe Geldes auf den Fall verbindlich machen mußte, wenn er das angenom- mene Kind ohne Urſach emancipiren wuͤrde. L. 132. pr. D. de Verbor. obligat. scheltinga cit. Diſſ. I. Cap. V. §. 3. S. jedoch Hr. v. Globig uͤber die Grenzen der vaͤter- lichen Gewalt S. 135. 74) Luc. van de poll lib. ſing. de exheredat. et praeteritione Rom. et hodierna Cap. VIII. §. 4. 75) §. 3. I. de adoptionib. 76) in Paraphr. ad §. 3. I. cit. ex verſ. lat. C. A. fabrotti Lugd. Batav. 1715. Z 5

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/375>, abgerufen am 23.11.2024.