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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
Gründen erwiesen haben. Wenn demnach eine Tochter
durch die Heyrath von der väterlichen Familie einmal ab-
gesondert ist, und sie kehrt auch als Witwe wieder zu ih-
res Vaters Hauß und Tisch zurück, so wacht hierdurch die
einmal erloschene väterliche Gewalt nicht wieder auf 82),
sondern die Tochter bleibt heutiges Tages sui iuris, und
behält den Stand des verstorbenen Mannes, bis sie zur
andern Ehe schreitet. Hierzu kommt was Ulpian sagt 83):
Qui liberatus est patria potestate, is postea in potestatem ho-
neste reverti non potest, nisi adoptione,
welches allerdings
hier Anwendung findet.

Ehe ich diesen §. verlasse, muß ich noch eine Be-
merkung hinzufügen. Man pflegt es eine stillschwei-
gende besondere Emancipation
zu nennen, wenn
ein Vater die Obrigkeit ersucht, seinen noch minderjähri-
gen Sohne, weil er mit demselben ein gewisses Ge-
schäft schliessen will, einen Curator zu bestellen, und von
der Obrigkeit diesem Gesuche auch gewillfahret wird 84).
Allein daß dieser Sprachgebrauch unschicklich sey, ergiebt
sich aus den vorgetragenen Grundsätzen von selbst 85)


§. 162.
82) S. Prof. wernher lect. Commentat. ad Dig. h. t. §. 13.
S. 61. und hommel Rhapsod. Quaestion. For. Vol. V. Obs.
667. n.
29.
83) L. 12. D. h. t.
84) berger Oecon. iuris Lib. I. Tit. III. §. 16. wernher
Observat. forens. Tom. I. Part. III. Observat.
248. und Gottfr.
Reinb.
koeselis Diss. de tacita eaq. particulari emancipatione
iure domestico fundata Vit.
1724.
85) Man sehe nach heimburg cit. Dissertat. §. 73. 74. u. 75.
vorzüglich aber Christ. Ilenr. breuning Diss. an, si a patre
filio suo petatur curator, hoc involvat emancipationem taci-
tam. Lipsiae
1770.
B b 5

De adoptionibus, emancipationibus etc.
Gruͤnden erwieſen haben. Wenn demnach eine Tochter
durch die Heyrath von der vaͤterlichen Familie einmal ab-
geſondert iſt, und ſie kehrt auch als Witwe wieder zu ih-
res Vaters Hauß und Tiſch zuruͤck, ſo wacht hierdurch die
einmal erloſchene vaͤterliche Gewalt nicht wieder auf 82),
ſondern die Tochter bleibt heutiges Tages ſui iuris, und
behaͤlt den Stand des verſtorbenen Mannes, bis ſie zur
andern Ehe ſchreitet. Hierzu kommt was Ulpian ſagt 83):
Qui liberatus eſt patria poteſtate, is poſtea in poteſtatem ho-
neſte reverti non poteſt, niſi adoptione,
welches allerdings
hier Anwendung findet.

Ehe ich dieſen §. verlaſſe, muß ich noch eine Be-
merkung hinzufuͤgen. Man pflegt es eine ſtillſchwei-
gende beſondere Emancipation
zu nennen, wenn
ein Vater die Obrigkeit erſucht, ſeinen noch minderjaͤhri-
gen Sohne, weil er mit demſelben ein gewiſſes Ge-
ſchaͤft ſchlieſſen will, einen Curator zu beſtellen, und von
der Obrigkeit dieſem Geſuche auch gewillfahret wird 84).
Allein daß dieſer Sprachgebrauch unſchicklich ſey, ergiebt
ſich aus den vorgetragenen Grundſaͤtzen von ſelbſt 85)


§. 162.
82) S. Prof. wernher lect. Commentat. ad Dig. h. t. §. 13.
S. 61. und hommel Rhapſod. Quaeſtion. For. Vol. V. Obſ.
667. n.
29.
83) L. 12. D. h. t.
84) berger Oecon. iuris Lib. I. Tit. III. §. 16. wernher
Obſervat. forens. Tom. I. Part. III. Obſervat.
248. und Gottfr.
Reinb.
koeselis Diſſ. de tacita eaq. particulari emancipatione
iure domeſtico fundata Vit.
1724.
85) Man ſehe nach heimburg cit. Diſſertat. §. 73. 74. u. 75.
vorzuͤglich aber Chriſt. Ilenr. breuning Diſſ. an, ſi a patre
filio ſuo petatur curator, hoc involvat emancipationem taci-
tam. Lipſiae
1770.
B b 5
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[393/0407] De adoptionibus, emancipationibus etc. Gruͤnden erwieſen haben. Wenn demnach eine Tochter durch die Heyrath von der vaͤterlichen Familie einmal ab- geſondert iſt, und ſie kehrt auch als Witwe wieder zu ih- res Vaters Hauß und Tiſch zuruͤck, ſo wacht hierdurch die einmal erloſchene vaͤterliche Gewalt nicht wieder auf 82), ſondern die Tochter bleibt heutiges Tages ſui iuris, und behaͤlt den Stand des verſtorbenen Mannes, bis ſie zur andern Ehe ſchreitet. Hierzu kommt was Ulpian ſagt 83): Qui liberatus eſt patria poteſtate, is poſtea in poteſtatem ho- neſte reverti non poteſt, niſi adoptione, welches allerdings hier Anwendung findet. Ehe ich dieſen §. verlaſſe, muß ich noch eine Be- merkung hinzufuͤgen. Man pflegt es eine ſtillſchwei- gende beſondere Emancipation zu nennen, wenn ein Vater die Obrigkeit erſucht, ſeinen noch minderjaͤhri- gen Sohne, weil er mit demſelben ein gewiſſes Ge- ſchaͤft ſchlieſſen will, einen Curator zu beſtellen, und von der Obrigkeit dieſem Geſuche auch gewillfahret wird 84). Allein daß dieſer Sprachgebrauch unſchicklich ſey, ergiebt ſich aus den vorgetragenen Grundſaͤtzen von ſelbſt 85) §. 162. 82) S. Prof. wernher lect. Commentat. ad Dig. h. t. §. 13. S. 61. und hommel Rhapſod. Quaeſtion. For. Vol. V. Obſ. 667. n. 29. 83) L. 12. D. h. t. 84) berger Oecon. iuris Lib. I. Tit. III. §. 16. wernher Obſervat. forens. Tom. I. Part. III. Obſervat. 248. und Gottfr. Reinb. koeselis Diſſ. de tacita eaq. particulari emancipatione iure domeſtico fundata Vit. 1724. 85) Man ſehe nach heimburg cit. Diſſertat. §. 73. 74. u. 75. vorzuͤglich aber Chriſt. Ilenr. breuning Diſſ. an, ſi a patre filio ſuo petatur curator, hoc involvat emancipationem taci- tam. Lipſiae 1770. B b 5

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/407>, abgerufen am 23.11.2024.