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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De divisione rerum et qualitate.
eintheilt, so ist diese Theorie nicht nur mangelhaft, son-
dern es sind auch die Begriffe selbst zum Theil unrichtig.
Denn wer kann den Begriff von rebus communibus ver-
dauer, wenn unser Verfasser sich darunter solche Sachen
gedenket, quae in communi omnium hominum dominio ex-
stant?
Bestehet nicht der wesentliche Character des Eigen-
thums in einem ausschliessenden Rechte an der Substanz
einer Sache 14)? Wie ist nun nach dieser Idee ein
commune omnium hominum dominium denkbar? Res
communes
im Sinne des römischen Rechts sind vielmehr
eine Art von herrenloser Sachen, welche zwar jedermann
gebrauchen darf, wie und wozu er will, aber niemand
ausschliessend sich zu eigen machen kann, wie bey §. 169.
gezeigt werden wird. Meine Theorie ist nun folgende.

Sachen, nach ihrer rechtlichen Qualität betrachtet,
können auf viererley Art eingetheilet werden. Erstlich
in Ansehung des Eigenthums, oder des Rechts, so ei-
nem Subject darüber zustehen kann. Zweytens in
Ansehung ihrer rechtlichen Bestimmung und des Ge-
brauchs. Drittens in Ansehung des öffentlichen Schu-
tzes, und der daraus entstehenden Unverletzlichkeit der-
selben; und endlich viertens in Rücksicht ihrer Erwer-
bungsart.

A) In Ansehung des Eigenthums oder
des Rechts an einer Sache werden die Sachen in
unsern römischen Recht in res divini iuris, die dem
göttlichen Eigenthum geweihet, und daher dem menschli-
chen Verkehr und Disposition entzogen sind, und res hu-

mani
14) S. Reinhard von dem Begriffe des Eigenthums oder
Dominii, in Desselben Sammlung juristischer,
philosoph. u. kritischer Aufsätze
I. Band IV. Stück,
N. IV. S. 245. u. folgg.
C c 4

De diviſione rerum et qualitate.
eintheilt, ſo iſt dieſe Theorie nicht nur mangelhaft, ſon-
dern es ſind auch die Begriffe ſelbſt zum Theil unrichtig.
Denn wer kann den Begriff von rebus communibus ver-
dauer, wenn unſer Verfaſſer ſich darunter ſolche Sachen
gedenket, quae in communi omnium hominum dominio ex-
ſtant?
Beſtehet nicht der weſentliche Character des Eigen-
thums in einem ausſchlieſſenden Rechte an der Subſtanz
einer Sache 14)? Wie iſt nun nach dieſer Idee ein
commune omnium hominum dominium denkbar? Res
communes
im Sinne des roͤmiſchen Rechts ſind vielmehr
eine Art von herrenloſer Sachen, welche zwar jedermann
gebrauchen darf, wie und wozu er will, aber niemand
ausſchlieſſend ſich zu eigen machen kann, wie bey §. 169.
gezeigt werden wird. Meine Theorie iſt nun folgende.

Sachen, nach ihrer rechtlichen Qualitaͤt betrachtet,
koͤnnen auf viererley Art eingetheilet werden. Erſtlich
in Anſehung des Eigenthums, oder des Rechts, ſo ei-
nem Subject daruͤber zuſtehen kann. Zweytens in
Anſehung ihrer rechtlichen Beſtimmung und des Ge-
brauchs. Drittens in Anſehung des oͤffentlichen Schu-
tzes, und der daraus entſtehenden Unverletzlichkeit der-
ſelben; und endlich viertens in Ruͤckſicht ihrer Erwer-
bungsart.

A) In Anſehung des Eigenthums oder
des Rechts an einer Sache werden die Sachen in
unſern roͤmiſchen Recht in res divini iuris, die dem
goͤttlichen Eigenthum geweihet, und daher dem menſchli-
chen Verkehr und Dispoſition entzogen ſind, und res hu-

mani
14) S. Reinhard von dem Begriffe des Eigenthums oder
Dominii, in Deſſelben Sammlung juriſtiſcher,
philoſoph. u. kritiſcher Aufſaͤtze
I. Band IV. Stuͤck,
N. IV. S. 245. u. folgg.
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[407/0421] De diviſione rerum et qualitate. eintheilt, ſo iſt dieſe Theorie nicht nur mangelhaft, ſon- dern es ſind auch die Begriffe ſelbſt zum Theil unrichtig. Denn wer kann den Begriff von rebus communibus ver- dauer, wenn unſer Verfaſſer ſich darunter ſolche Sachen gedenket, quae in communi omnium hominum dominio ex- ſtant? Beſtehet nicht der weſentliche Character des Eigen- thums in einem ausſchlieſſenden Rechte an der Subſtanz einer Sache 14)? Wie iſt nun nach dieſer Idee ein commune omnium hominum dominium denkbar? Res communes im Sinne des roͤmiſchen Rechts ſind vielmehr eine Art von herrenloſer Sachen, welche zwar jedermann gebrauchen darf, wie und wozu er will, aber niemand ausſchlieſſend ſich zu eigen machen kann, wie bey §. 169. gezeigt werden wird. Meine Theorie iſt nun folgende. Sachen, nach ihrer rechtlichen Qualitaͤt betrachtet, koͤnnen auf viererley Art eingetheilet werden. Erſtlich in Anſehung des Eigenthums, oder des Rechts, ſo ei- nem Subject daruͤber zuſtehen kann. Zweytens in Anſehung ihrer rechtlichen Beſtimmung und des Ge- brauchs. Drittens in Anſehung des oͤffentlichen Schu- tzes, und der daraus entſtehenden Unverletzlichkeit der- ſelben; und endlich viertens in Ruͤckſicht ihrer Erwer- bungsart. A) In Anſehung des Eigenthums oder des Rechts an einer Sache werden die Sachen in unſern roͤmiſchen Recht in res divini iuris, die dem goͤttlichen Eigenthum geweihet, und daher dem menſchli- chen Verkehr und Dispoſition entzogen ſind, und res hu- mani 14) S. Reinhard von dem Begriffe des Eigenthums oder Dominii, in Deſſelben Sammlung juriſtiſcher, philoſoph. u. kritiſcher Aufſaͤtze I. Band IV. Stuͤck, N. IV. S. 245. u. folgg. C c 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/421>, abgerufen am 20.05.2024.