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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 164.
mani iuris, worüber Menschen disponiren können, einge-
theilt 15). Diese Eintheilung rührt eigentlich noch aus
den heidnischen Zeiten der Römer her, und Justinian
hat sie unbedachtsamer Weise beybehalten, ohne seine Zei-
ten von den damaligen genug zu unterscheiden 16). Je-
doch haben die Sammler unserer Pandecten in Ansehung
der rerum divini iuris manches geändert und modificirt.
Nach der Lehrart des römischen Heidenthums wurden
res divini iuris für ein Eigenthum der Götter gehalten,
und diese theilte man in sacras, religiosas und sanctas ein.
Sachen, welche durch die römischen Pontifizen mit gehö-
riger Feyerlichkeit zum öffentlichen Dienst der Götter ge-
weihet waren, hießen res sacrae 17). Z. B. Tempel, Al-
täre 18), gottesdienstliche Gefäße und Geräthschaften 19)

und
15) L. 1. pr. D. de divis. rer. S. Diet. Herm. kemmerich
Diss. de natura et usu divisionis rerum in res divini et humani
iuris, illarumque in sacras, religiosas et sanctas. Vitembergae

1729. 4.
16) Justinian bedient sich zwar nicht geradezu dieser Ein-
theilung, sondern sagt im §. 7. I. h. t. nullius autem sunt
res sacrae, et religiosae et sanctae.
Allein er fügt gleich hin-
zu: quod enim divini iuris est, id nullius in bonis est. Hier-
durch bestätigt er also offenbar den Begriff der Alten, welche
lehrten, das res divini iuris in keines Menschen Eigenthum
sich befänden, sondern zum göttlichen Eigenthum gehörten.
17) Justinian sagt §. 8. I. h. t. sacrae res sunt, quae rite
per Pontifices Deo consecratae sunt: veluti aedes sacrae, et
donaria, quae rite ad ministerium Dei dedicata sunt. Dona-
ria
heißen hier die Altargefäße, und Kleidungen, so man zum
Gottesdienst schenkte. S. theophilus in paraphrasi graeca
ad h. l. Institut.
et L. 21. Cod. de SS. Eccles.
18) Henr. Ioan. arntzenius in Miscellaneor. libro Cap. 2. et 3.
19) Der Ort, wo man diese Gefäße und Geräthschaften auf-
bewahrte, hieß Sacrarium. Dieser Ort brauchte nicht ge-
weihet zu seyn. L. 9. §. 2. D. h. t.

1. Buch. 8. Tit. §. 164.
mani iuris, woruͤber Menſchen disponiren koͤnnen, einge-
theilt 15). Dieſe Eintheilung ruͤhrt eigentlich noch aus
den heidniſchen Zeiten der Roͤmer her, und Juſtinian
hat ſie unbedachtſamer Weiſe beybehalten, ohne ſeine Zei-
ten von den damaligen genug zu unterſcheiden 16). Je-
doch haben die Sammler unſerer Pandecten in Anſehung
der rerum divini iuris manches geaͤndert und modificirt.
Nach der Lehrart des roͤmiſchen Heidenthums wurden
res divini iuris fuͤr ein Eigenthum der Goͤtter gehalten,
und dieſe theilte man in ſacras, religioſas und ſanctas ein.
Sachen, welche durch die roͤmiſchen Pontifizen mit gehoͤ-
riger Feyerlichkeit zum oͤffentlichen Dienſt der Goͤtter ge-
weihet waren, hießen res ſacrae 17). Z. B. Tempel, Al-
taͤre 18), gottesdienſtliche Gefaͤße und Geraͤthſchaften 19)

und
15) L. 1. pr. D. de diviſ. rer. S. Diet. Herm. kemmerich
Diſſ. de natura et uſu diviſionis rerum in res divini et humani
iuris, illarumque in ſacras, religioſas et ſanctas. Vitembergae

1729. 4.
16) Juſtinian bedient ſich zwar nicht geradezu dieſer Ein-
theilung, ſondern ſagt im §. 7. I. h. t. nullius autem ſunt
res ſacrae, et religioſae et ſanctae.
Allein er fuͤgt gleich hin-
zu: quod enim divini iuris eſt, id nullius in bonis eſt. Hier-
durch beſtaͤtigt er alſo offenbar den Begriff der Alten, welche
lehrten, das res divini iuris in keines Menſchen Eigenthum
ſich befaͤnden, ſondern zum goͤttlichen Eigenthum gehoͤrten.
17) Juſtinian ſagt §. 8. I. h. t. sacrae res ſunt, quae rite
per Pontifices Deo conſecratae ſunt: veluti aedes ſacrae, et
donaria, quae rite ad miniſterium Dei dedicata ſunt. Dona-
ria
heißen hier die Altargefaͤße, und Kleidungen, ſo man zum
Gottesdienſt ſchenkte. S. theophilus in paraphraſi graeca
ad h. l. Inſtitut.
et L. 21. Cod. de SS. Eccleſ.
18) Henr. Ioan. arntzenius in Miſcellaneor. libro Cap. 2. et 3.
19) Der Ort, wo man dieſe Gefaͤße und Geraͤthſchaften auf-
bewahrte, hieß Sacrarium. Dieſer Ort brauchte nicht ge-
weihet zu ſeyn. L. 9. §. 2. D. h. t.
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[408/0422] 1. Buch. 8. Tit. §. 164. mani iuris, woruͤber Menſchen disponiren koͤnnen, einge- theilt 15). Dieſe Eintheilung ruͤhrt eigentlich noch aus den heidniſchen Zeiten der Roͤmer her, und Juſtinian hat ſie unbedachtſamer Weiſe beybehalten, ohne ſeine Zei- ten von den damaligen genug zu unterſcheiden 16). Je- doch haben die Sammler unſerer Pandecten in Anſehung der rerum divini iuris manches geaͤndert und modificirt. Nach der Lehrart des roͤmiſchen Heidenthums wurden res divini iuris fuͤr ein Eigenthum der Goͤtter gehalten, und dieſe theilte man in ſacras, religioſas und ſanctas ein. Sachen, welche durch die roͤmiſchen Pontifizen mit gehoͤ- riger Feyerlichkeit zum oͤffentlichen Dienſt der Goͤtter ge- weihet waren, hießen res ſacrae 17). Z. B. Tempel, Al- taͤre 18), gottesdienſtliche Gefaͤße und Geraͤthſchaften 19) und 15) L. 1. pr. D. de diviſ. rer. S. Diet. Herm. kemmerich Diſſ. de natura et uſu diviſionis rerum in res divini et humani iuris, illarumque in ſacras, religioſas et ſanctas. Vitembergae 1729. 4. 16) Juſtinian bedient ſich zwar nicht geradezu dieſer Ein- theilung, ſondern ſagt im §. 7. I. h. t. nullius autem ſunt res ſacrae, et religioſae et ſanctae. Allein er fuͤgt gleich hin- zu: quod enim divini iuris eſt, id nullius in bonis eſt. Hier- durch beſtaͤtigt er alſo offenbar den Begriff der Alten, welche lehrten, das res divini iuris in keines Menſchen Eigenthum ſich befaͤnden, ſondern zum goͤttlichen Eigenthum gehoͤrten. 17) Juſtinian ſagt §. 8. I. h. t. sacrae res ſunt, quae rite per Pontifices Deo conſecratae ſunt: veluti aedes ſacrae, et donaria, quae rite ad miniſterium Dei dedicata ſunt. Dona- ria heißen hier die Altargefaͤße, und Kleidungen, ſo man zum Gottesdienſt ſchenkte. S. theophilus in paraphraſi graeca ad h. l. Inſtitut. et L. 21. Cod. de SS. Eccleſ. 18) Henr. Ioan. arntzenius in Miſcellaneor. libro Cap. 2. et 3. 19) Der Ort, wo man dieſe Gefaͤße und Geraͤthſchaften auf- bewahrte, hieß Sacrarium. Dieſer Ort brauchte nicht ge- weihet zu ſeyn. L. 9. §. 2. D. h. t.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/422>, abgerufen am 20.05.2024.