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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 164.
eigentlich nicht divini iuris, wie Plutarch meldet, der
noch einen andern Grund anführt, warum die Thore
nicht die religiöse Heiligkeit der Mauern gehabt hätten,
nämlich weil durch dieselben todte Körper und allerley Un-
reinigkeiten aus der Stadt weggeführet würden. Indes-
sen machte ihre Verbindung mit den Mauern, die man
für gottgeheiligte Sachen hielt, daß man sie auf gewis-
se Art
, obwohl nur uneigentlich, zu den rebus divini
iuris
rechnete, und man nannte daher auch die Thore
res sanctas, weil sie, wie die Mauern, vom gemeinen
Gebrauch ausgeschlossen, und unverletzlich waren 25). In
der Folge hörte jedoch jene religiöse Heiligkeit der Mau-
ern in der Maaße, wie sie das Alterthum ehemals ver-
ehrte, auf, und es blieb denenselben, wie den Thoren,
blos die Unverletzlichkeit übrig. Daher wird in den Frag-
menten unserer Pandecten sanctum immer nur dasjeni-
ge genennt, was um des gemeinen Besten wil-
len unverletzlich, d. i. durch eine Pönalsan-
ction gegen alle Beleidigungen und Verle-
tzungen gesichert ist
26). Eben daher lässet sich nun
auch erklären, warum die Sammler der Pandecten zwi-
schen Thoren und Mauern überall keinen Unterschied ma-
chen, sondern von beyden sagen, daß sie nur quodammodo

divini
25) S. Ge. d'arnaud variar. Coniecturar. iuris civ. Lib. I.
cap. 14. Ioseph. finestres in Hermogenian. Tom. II. pag.
753. sqq.
Westphal im angef. Buche §. 7. et 10.
26) L 8. pr. D. h. t. sanctum est, quod ab iniuria homi-
num defensum atque munitum est. L. 9. §. 3. D eodem:
Proprie dicimus Sancta, quae neque sacra neque profana sunt,
sed sanctione quadam confirmata. Quod enim sanctione qua-
dam subnixum est, id sanctum est, etsi Deo non sit conse-
cratum.

1. Buch. 8. Tit. §. 164.
eigentlich nicht divini iuris, wie Plutarch meldet, der
noch einen andern Grund anfuͤhrt, warum die Thore
nicht die religioͤſe Heiligkeit der Mauern gehabt haͤtten,
naͤmlich weil durch dieſelben todte Koͤrper und allerley Un-
reinigkeiten aus der Stadt weggefuͤhret wuͤrden. Indeſ-
ſen machte ihre Verbindung mit den Mauern, die man
fuͤr gottgeheiligte Sachen hielt, daß man ſie auf gewiſ-
ſe Art
, obwohl nur uneigentlich, zu den rebus divini
iuris
rechnete, und man nannte daher auch die Thore
res ſanctas, weil ſie, wie die Mauern, vom gemeinen
Gebrauch ausgeſchloſſen, und unverletzlich waren 25). In
der Folge hoͤrte jedoch jene religioͤſe Heiligkeit der Mau-
ern in der Maaße, wie ſie das Alterthum ehemals ver-
ehrte, auf, und es blieb denenſelben, wie den Thoren,
blos die Unverletzlichkeit uͤbrig. Daher wird in den Frag-
menten unſerer Pandecten sanctum immer nur dasjeni-
ge genennt, was um des gemeinen Beſten wil-
len unverletzlich, d. i. durch eine Poͤnalſan-
ction gegen alle Beleidigungen und Verle-
tzungen geſichert iſt
26). Eben daher laͤſſet ſich nun
auch erklaͤren, warum die Sammler der Pandecten zwi-
ſchen Thoren und Mauern uͤberall keinen Unterſchied ma-
chen, ſondern von beyden ſagen, daß ſie nur quodammodo

divini
25) S. Ge. d’arnaud variar. Coniecturar. iuris civ. Lib. I.
cap. 14. Ioſeph. finestres in Hermogenian. Tom. II. pag.
753. ſqq.
Weſtphal im angef. Buche §. 7. et 10.
26) L 8. pr. D. h. t. sanctum eſt, quod ab iniuria homi-
num defenſum atque munitum eſt. L. 9. §. 3. D eodem:
Proprie dicimus Sancta, quae neque ſacra neque profana ſunt,
ſed ſanctione quadam confirmata. Quod enim ſanctione qua-
dam ſubnixum eſt, id ſanctum eſt, etſi Deo non ſit conſe-
cratum.
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[410/0424] 1. Buch. 8. Tit. §. 164. eigentlich nicht divini iuris, wie Plutarch meldet, der noch einen andern Grund anfuͤhrt, warum die Thore nicht die religioͤſe Heiligkeit der Mauern gehabt haͤtten, naͤmlich weil durch dieſelben todte Koͤrper und allerley Un- reinigkeiten aus der Stadt weggefuͤhret wuͤrden. Indeſ- ſen machte ihre Verbindung mit den Mauern, die man fuͤr gottgeheiligte Sachen hielt, daß man ſie auf gewiſ- ſe Art, obwohl nur uneigentlich, zu den rebus divini iuris rechnete, und man nannte daher auch die Thore res ſanctas, weil ſie, wie die Mauern, vom gemeinen Gebrauch ausgeſchloſſen, und unverletzlich waren 25). In der Folge hoͤrte jedoch jene religioͤſe Heiligkeit der Mau- ern in der Maaße, wie ſie das Alterthum ehemals ver- ehrte, auf, und es blieb denenſelben, wie den Thoren, blos die Unverletzlichkeit uͤbrig. Daher wird in den Frag- menten unſerer Pandecten sanctum immer nur dasjeni- ge genennt, was um des gemeinen Beſten wil- len unverletzlich, d. i. durch eine Poͤnalſan- ction gegen alle Beleidigungen und Verle- tzungen geſichert iſt 26). Eben daher laͤſſet ſich nun auch erklaͤren, warum die Sammler der Pandecten zwi- ſchen Thoren und Mauern uͤberall keinen Unterſchied ma- chen, ſondern von beyden ſagen, daß ſie nur quodammodo divini 25) S. Ge. d’arnaud variar. Coniecturar. iuris civ. Lib. I. cap. 14. Ioſeph. finestres in Hermogenian. Tom. II. pag. 753. ſqq. Weſtphal im angef. Buche §. 7. et 10. 26) L 8. pr. D. h. t. sanctum eſt, quod ab iniuria homi- num defenſum atque munitum eſt. L. 9. §. 3. D eodem: Proprie dicimus Sancta, quae neque ſacra neque profana ſunt, ſed ſanctione quadam confirmata. Quod enim ſanctione qua- dam ſubnixum eſt, id ſanctum eſt, etſi Deo non ſit conſe- cratum.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/424>, abgerufen am 23.11.2024.