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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De divisione rerum et qualitate.
divini iuris wären 27). Ich werde hierüber noch eini-
ge Bemerkungen bey dem folgenden §. machen.

Was nun die res humani iuris anlangt, so sind diese
entweder Niemanden zugehörig, res nullius, von denen
die res communes eine besondere Gattung ausmachen;
oder sie sind einem ganzen Statt eigen, res publicae;
oder einer einzeln Stadt, und anderer Gemeinheit, Ei-
genthum, res universitatis; oder sie sind solchen einzelnen
Personen eigen, die bey dem Eigenthum keine Gemein-
heit ausmachen, res privatae oder singulorum. Von den
letztern ist in den Gesetzen nichts weiter angeführt, und
zu deren Erläuterung zu merken, von den übrigen
Arten der Sachen aber wird bey den §. 169. 170. und
171. umständlicher gehandelt werden.


B) In
27) §. 10. I. h. t. sanctae quoque res, veluti muri et portae
civitatis, quodammodo divini iuris sunt; et ideo nullius in
bonis sunt.
Die Leseart, oder Erklärung des Christph. ric-
cius
in Vindiciis iuris cap.
7. bey otto Thes. iur. Rom.
Tom. II.
col.
775. welcher die Worte: Sanctae quoque res,
veluti muri,
für einen besondern Satz, dann die Worte: et
portae civitatis quodammodo divini iuris sunt,
für einen
zweyten Satz hält, ist ganz irrig. Denn daß man in dem
neuern Recht zwischen Thoren und Mauern keinen Un-
terschied gemacht, erhellet aus mehrern Gesetzstellen der Pan-
decten. S. L. 1. pr. D. h. t. L. 2. D. ne quid in loco sacro.
Verstehet man nun unter sanctum alles, auf dessen Verletzung
eine besondere harte Strafe gesetzt ist, so waren Thore so
heilig und unverletzlich, als die Stadtmauern, wie auch
d'arnaud a. a. O. pag. 92. schon gegen riccius erinnert
hat. Endlich bestätiget auch theophilus in seiner griechischen
Paraphrase die gemeine Leseart, welcher teikhe kai pulai
zusammensetzt. Die ganze Stelle des theophilus lautet
nach der Uebersetzung folgendermaßen: Res sanctae, ut muri
portaeque, quodammodo divini iuris sunt, et propterea a ne-
mine possidentur.

De diviſione rerum et qualitate.
divini iuris waͤren 27). Ich werde hieruͤber noch eini-
ge Bemerkungen bey dem folgenden §. machen.

Was nun die res humani iuris anlangt, ſo ſind dieſe
entweder Niemanden zugehoͤrig, res nullius, von denen
die res communes eine beſondere Gattung ausmachen;
oder ſie ſind einem ganzen Statt eigen, res publicae;
oder einer einzeln Stadt, und anderer Gemeinheit, Ei-
genthum, res univerſitatis; oder ſie ſind ſolchen einzelnen
Perſonen eigen, die bey dem Eigenthum keine Gemein-
heit ausmachen, res privatae oder ſingulorum. Von den
letztern iſt in den Geſetzen nichts weiter angefuͤhrt, und
zu deren Erlaͤuterung zu merken, von den uͤbrigen
Arten der Sachen aber wird bey den §. 169. 170. und
171. umſtaͤndlicher gehandelt werden.


B) In
27) §. 10. I. h. t. sanctae quoque res, veluti muri et portae
civitatis, quodammodo divini iuris ſunt; et ideo nullius in
bonis ſunt.
Die Leſeart, oder Erklaͤrung des Chriſtph. ric-
cius
in Vindiciis iuris cap.
7. bey otto Theſ. iur. Rom.
Tom. II.
col.
775. welcher die Worte: Sanctae quoque res,
veluti muri,
fuͤr einen beſondern Satz, dann die Worte: et
portae civitatis quodammodo divini iuris ſunt,
fuͤr einen
zweyten Satz haͤlt, iſt ganz irrig. Denn daß man in dem
neuern Recht zwiſchen Thoren und Mauern keinen Un-
terſchied gemacht, erhellet aus mehrern Geſetzſtellen der Pan-
decten. S. L. 1. pr. D. h. t. L. 2. D. ne quid in loco ſacro.
Verſtehet man nun unter ſanctum alles, auf deſſen Verletzung
eine beſondere harte Strafe geſetzt iſt, ſo waren Thore ſo
heilig und unverletzlich, als die Stadtmauern, wie auch
d’arnaud a. a. O. pag. 92. ſchon gegen riccius erinnert
hat. Endlich beſtaͤtiget auch theophilus in ſeiner griechiſchen
Paraphraſe die gemeine Leſeart, welcher τείχη καὶ πύλαι
zuſammenſetzt. Die ganze Stelle des theophilus lautet
nach der Ueberſetzung folgendermaßen: Res ſanctae, ut muri
portaeque, quodammodo divini iuris ſunt, et propterea a ne-
mine poſſidentur.
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[411/0425] De diviſione rerum et qualitate. divini iuris waͤren 27). Ich werde hieruͤber noch eini- ge Bemerkungen bey dem folgenden §. machen. Was nun die res humani iuris anlangt, ſo ſind dieſe entweder Niemanden zugehoͤrig, res nullius, von denen die res communes eine beſondere Gattung ausmachen; oder ſie ſind einem ganzen Statt eigen, res publicae; oder einer einzeln Stadt, und anderer Gemeinheit, Ei- genthum, res univerſitatis; oder ſie ſind ſolchen einzelnen Perſonen eigen, die bey dem Eigenthum keine Gemein- heit ausmachen, res privatae oder ſingulorum. Von den letztern iſt in den Geſetzen nichts weiter angefuͤhrt, und zu deren Erlaͤuterung zu merken, von den uͤbrigen Arten der Sachen aber wird bey den §. 169. 170. und 171. umſtaͤndlicher gehandelt werden. B) In 27) §. 10. I. h. t. sanctae quoque res, veluti muri et portae civitatis, quodammodo divini iuris ſunt; et ideo nullius in bonis ſunt. Die Leſeart, oder Erklaͤrung des Chriſtph. ric- cius in Vindiciis iuris cap. 7. bey otto Theſ. iur. Rom. Tom. II. col. 775. welcher die Worte: Sanctae quoque res, veluti muri, fuͤr einen beſondern Satz, dann die Worte: et portae civitatis quodammodo divini iuris ſunt, fuͤr einen zweyten Satz haͤlt, iſt ganz irrig. Denn daß man in dem neuern Recht zwiſchen Thoren und Mauern keinen Un- terſchied gemacht, erhellet aus mehrern Geſetzſtellen der Pan- decten. S. L. 1. pr. D. h. t. L. 2. D. ne quid in loco ſacro. Verſtehet man nun unter ſanctum alles, auf deſſen Verletzung eine beſondere harte Strafe geſetzt iſt, ſo waren Thore ſo heilig und unverletzlich, als die Stadtmauern, wie auch d’arnaud a. a. O. pag. 92. ſchon gegen riccius erinnert hat. Endlich beſtaͤtiget auch theophilus in ſeiner griechiſchen Paraphraſe die gemeine Leſeart, welcher τείχη καὶ πύλαι zuſammenſetzt. Die ganze Stelle des theophilus lautet nach der Ueberſetzung folgendermaßen: Res ſanctae, ut muri portaeque, quodammodo divini iuris ſunt, et propterea a ne- mine poſſidentur.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/425>, abgerufen am 20.05.2024.