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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 170.
beständigen Lauf haben 33), und Häfen. Ihr Ge-
brauch stehet jedem Bürger offen. Das Eigenthum da-
von gehört dem Staate. Jeder Bürger kann daher
nicht nur solche beschiffen und darin die Fischerey üben 34);
sondern auch in dem Fluße einen Bau anlegen, oder
etwas darinn wegbringen, niederreißen, und fortschaf-
fen, wenn dadurch dem gemeinen Gebrauche, dem
Staate, und Privatpersonen kein Nachtheil erwächst 35).
Daher ist es keinem Privatmann erlaubt, zu seiner Be-
quemlichkeit eine Brücke über einen öffentlichen Fluß zu
schlagen, wodurch die Schiffahrt gehindert wird. 36).
Die Ufer der Flüße gehören zwar eigentlich denen an-
gränzenden Nachbarn, jedoch müssen dieselben jedem Bür-
ger frey gelassen werden, so weit er es zum gemeinen
Gebrauch des Flußes nöthig hat 37), und blos in die-
sem Verstande wird von ripis gesagt, daß sie publicae
seyn 38). Es stehet daher einem Jeden frey, mit sei-
nem Schiffe an das Ufer anzulanden, die Schiffs-Seile
an den darauf gewachsenen Bäumen zu befestigen, Fi-
scher-Netze daselbst zu trocknen, oder sonst eine Last dar-
auf zu legen, mit eben dem Rechte, als auf dem Fluße
selbst zu schiffen 39). Nur darf Niemand etwas an oder

auf
33) L 1. §. 3. D. de fluminib. L. 3. D. eodem. L. 4. §. 1. D.
de rer. divis.
Conf. westphal de libert. et servit. prae-
dior. Sect. II. c. 10.
34) §. 2. et 4. I. h. t.
35) L. 24 pr. D de damno inf. L. 1. §. 12. D. de fluminib.
L. 10. §. 2. D. de aqua pluv. L. un. §. 1. et 4. D. ne quid in
flum. publ.
36) L. 4. D. de fluminib.
37) §. 4. I. et L. 5. pr. D. de divis. rer.
38) L. 3 pr. D. de fluminib.
39) L. 5. pr. D. de Rer. divis. L. un. §. 8. D. ut in flum.
publ. navig.

1. Buch. 8. Tit. §. 170.
beſtaͤndigen Lauf haben 33), und Haͤfen. Ihr Ge-
brauch ſtehet jedem Buͤrger offen. Das Eigenthum da-
von gehoͤrt dem Staate. Jeder Buͤrger kann daher
nicht nur ſolche beſchiffen und darin die Fiſcherey uͤben 34);
ſondern auch in dem Fluße einen Bau anlegen, oder
etwas darinn wegbringen, niederreißen, und fortſchaf-
fen, wenn dadurch dem gemeinen Gebrauche, dem
Staate, und Privatperſonen kein Nachtheil erwaͤchſt 35).
Daher iſt es keinem Privatmann erlaubt, zu ſeiner Be-
quemlichkeit eine Bruͤcke uͤber einen oͤffentlichen Fluß zu
ſchlagen, wodurch die Schiffahrt gehindert wird. 36).
Die Ufer der Fluͤße gehoͤren zwar eigentlich denen an-
graͤnzenden Nachbarn, jedoch muͤſſen dieſelben jedem Buͤr-
ger frey gelaſſen werden, ſo weit er es zum gemeinen
Gebrauch des Flußes noͤthig hat 37), und blos in die-
ſem Verſtande wird von ripis geſagt, daß ſie publicae
ſeyn 38). Es ſtehet daher einem Jeden frey, mit ſei-
nem Schiffe an das Ufer anzulanden, die Schiffs-Seile
an den darauf gewachſenen Baͤumen zu befeſtigen, Fi-
ſcher-Netze daſelbſt zu trocknen, oder ſonſt eine Laſt dar-
auf zu legen, mit eben dem Rechte, als auf dem Fluße
ſelbſt zu ſchiffen 39). Nur darf Niemand etwas an oder

auf
33) L 1. §. 3. D. de fluminib. L. 3. D. eodem. L. 4. §. 1. D.
de rer. diviſ.
Conf. westphal de libert. et ſervit. prae-
dior. Sect. II. c. 10.
34) §. 2. et 4. I. h. t.
35) L. 24 pr. D de damno inf. L. 1. §. 12. D. de fluminib.
L. 10. §. 2. D. de aqua pluv. L. un. §. 1. et 4. D. ne quid in
flum. publ.
36) L. 4. D. de fluminib.
37) §. 4. I. et L. 5. pr. D. de diviſ. rer.
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[444/0458] 1. Buch. 8. Tit. §. 170. beſtaͤndigen Lauf haben 33), und Haͤfen. Ihr Ge- brauch ſtehet jedem Buͤrger offen. Das Eigenthum da- von gehoͤrt dem Staate. Jeder Buͤrger kann daher nicht nur ſolche beſchiffen und darin die Fiſcherey uͤben 34); ſondern auch in dem Fluße einen Bau anlegen, oder etwas darinn wegbringen, niederreißen, und fortſchaf- fen, wenn dadurch dem gemeinen Gebrauche, dem Staate, und Privatperſonen kein Nachtheil erwaͤchſt 35). Daher iſt es keinem Privatmann erlaubt, zu ſeiner Be- quemlichkeit eine Bruͤcke uͤber einen oͤffentlichen Fluß zu ſchlagen, wodurch die Schiffahrt gehindert wird. 36). Die Ufer der Fluͤße gehoͤren zwar eigentlich denen an- graͤnzenden Nachbarn, jedoch muͤſſen dieſelben jedem Buͤr- ger frey gelaſſen werden, ſo weit er es zum gemeinen Gebrauch des Flußes noͤthig hat 37), und blos in die- ſem Verſtande wird von ripis geſagt, daß ſie publicae ſeyn 38). Es ſtehet daher einem Jeden frey, mit ſei- nem Schiffe an das Ufer anzulanden, die Schiffs-Seile an den darauf gewachſenen Baͤumen zu befeſtigen, Fi- ſcher-Netze daſelbſt zu trocknen, oder ſonſt eine Laſt dar- auf zu legen, mit eben dem Rechte, als auf dem Fluße ſelbſt zu ſchiffen 39). Nur darf Niemand etwas an oder auf 33) L 1. §. 3. D. de fluminib. L. 3. D. eodem. L. 4. §. 1. D. de rer. diviſ. Conf. westphal de libert. et ſervit. prae- dior. Sect. II. c. 10. 34) §. 2. et 4. I. h. t. 35) L. 24 pr. D de damno inf. L. 1. §. 12. D. de fluminib. L. 10. §. 2. D. de aqua pluv. L. un. §. 1. et 4. D. ne quid in flum. publ. 36) L. 4. D. de fluminib. 37) §. 4. I. et L. 5. pr. D. de diviſ. rer. 38) L. 3 pr. D. de fluminib. 39) L. 5. pr. D. de Rer. diviſ. L. un. §. 8. D. ut in flum. publ. navig.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/458>, abgerufen am 20.05.2024.