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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 170.
dominium allodiale oder utile feudale zustehet 52).
Es folgt hieraus, daß alle Theile eines teutschen Reichs-
landes, die nicht von andern eigenthümlich besessen wer-
den, dem Landesherrn eigenthümlich zugehören, mithin
res publicae öffentliche Sachen im Sinne des teut-
schen Staatsrechts diejenigen zu nennen sind, die nicht
sowohl dem Lande oder Staate zugeeignet
werden können, sondern deren Eigenthum
vielmehr dem Landesherrn selbst zustehet, und
welche theils zum Unterhalt und Gebrauch
des Landesherrn, theils zu Abhelfung ande-
rer öffentlicher und gemeiner Bedürfnisse
des Landes bestimmt sind
53). In Gemäsheit die-
ser Grundsätze gehören daher heutiges Tages zum landes-
herrlichen Eigenthume

I) die Flüsse und Seen mit ihren Gestaden,
Betten,
(alveus) Inseln, und übrigen Zubehö-
rungen
54). Der Landesherr ist daher befugt, a) pre-
tiöse Sachen, welche der Fluß mit sich führt, z. B. kost-
bare Steine, Goldsand u. d. m. desgleichen auch die Nu-
tzungen der Flüsse, z. B. die Fischerey sich zuzueignen;
b) den privat Gebrauch des Wassers andern zur Schif-

farth,
52) Christ Gottl. biener de natura et indole dominii in terri-
toriis Germaniae. Lipsiae
1780. Schnaubert Anfangs-
gründe des Staatsrechts der gesammten Reichslande 3. Buch
5tes Hauptst S. 110. ff.
53) de selchow in Element. iur. german. privati hodier. §. 527.
Schnaubert Beyträge zum T. Staats- und Kirchenrecht
II. Th. N. II. S. 127 ff. und Io. Audr. hoffmann Diss. de
rebus Princibus S. R. I. regentibus ad imperium, dignitatem
et personam publicam, sustinendum dicatis. Marburgi
1774.
54) Ahasv. fritsch ius fluviaticum. Ienae 1672. f. Car. Gotfr.
winckler Diss. de iure circa flumina. Kiel
1758.

1. Buch. 8. Tit. §. 170.
dominium allodiale oder utile feudale zuſtehet 52).
Es folgt hieraus, daß alle Theile eines teutſchen Reichs-
landes, die nicht von andern eigenthuͤmlich beſeſſen wer-
den, dem Landesherrn eigenthuͤmlich zugehoͤren, mithin
res publicae oͤffentliche Sachen im Sinne des teut-
ſchen Staatsrechts diejenigen zu nennen ſind, die nicht
ſowohl dem Lande oder Staate zugeeignet
werden koͤnnen, ſondern deren Eigenthum
vielmehr dem Landesherrn ſelbſt zuſtehet, und
welche theils zum Unterhalt und Gebrauch
des Landesherrn, theils zu Abhelfung ande-
rer oͤffentlicher und gemeiner Beduͤrfniſſe
des Landes beſtimmt ſind
53). In Gemaͤsheit die-
ſer Grundſaͤtze gehoͤren daher heutiges Tages zum landes-
herrlichen Eigenthume

I) die Fluͤſſe und Seen mit ihren Geſtaden,
Betten,
(alveus) Inſeln, und uͤbrigen Zubehoͤ-
rungen
54). Der Landesherr iſt daher befugt, a) pre-
tioͤſe Sachen, welche der Fluß mit ſich fuͤhrt, z. B. koſt-
bare Steine, Goldſand u. d. m. desgleichen auch die Nu-
tzungen der Fluͤſſe, z. B. die Fiſcherey ſich zuzueignen;
b) den privat Gebrauch des Waſſers andern zur Schif-

farth,
52) Chriſt Gottl. biener de natura et indole dominii in terri-
toriis Germaniae. Lipſiae
1780. Schnaubert Anfangs-
gruͤnde des Staatsrechts der geſammten Reichslande 3. Buch
5tes Hauptſt S. 110. ff.
53) de selchow in Element. iur. german. privati hodier. §. 527.
Schnaubert Beytraͤge zum T. Staats- und Kirchenrecht
II. Th. N. II. S. 127 ff. und Io. Audr. hoffmann Diſſ. de
rebus Princibus S. R. I. regentibus ad imperium, dignitatem
et perſonam publicam, ſuſtinendum dicatis. Marburgi
1774.
54) Ahasv. fritsch ius fluviaticum. Ienae 1672. f. Car. Gotfr.
winckler Diſſ. de iure circa flumina. Kiel
1758.
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[448/0462] 1. Buch. 8. Tit. §. 170. dominium allodiale oder utile feudale zuſtehet 52). Es folgt hieraus, daß alle Theile eines teutſchen Reichs- landes, die nicht von andern eigenthuͤmlich beſeſſen wer- den, dem Landesherrn eigenthuͤmlich zugehoͤren, mithin res publicae oͤffentliche Sachen im Sinne des teut- ſchen Staatsrechts diejenigen zu nennen ſind, die nicht ſowohl dem Lande oder Staate zugeeignet werden koͤnnen, ſondern deren Eigenthum vielmehr dem Landesherrn ſelbſt zuſtehet, und welche theils zum Unterhalt und Gebrauch des Landesherrn, theils zu Abhelfung ande- rer oͤffentlicher und gemeiner Beduͤrfniſſe des Landes beſtimmt ſind 53). In Gemaͤsheit die- ſer Grundſaͤtze gehoͤren daher heutiges Tages zum landes- herrlichen Eigenthume I) die Fluͤſſe und Seen mit ihren Geſtaden, Betten, (alveus) Inſeln, und uͤbrigen Zubehoͤ- rungen 54). Der Landesherr iſt daher befugt, a) pre- tioͤſe Sachen, welche der Fluß mit ſich fuͤhrt, z. B. koſt- bare Steine, Goldſand u. d. m. desgleichen auch die Nu- tzungen der Fluͤſſe, z. B. die Fiſcherey ſich zuzueignen; b) den privat Gebrauch des Waſſers andern zur Schif- farth, 52) Chriſt Gottl. biener de natura et indole dominii in terri- toriis Germaniae. Lipſiae 1780. Schnaubert Anfangs- gruͤnde des Staatsrechts der geſammten Reichslande 3. Buch 5tes Hauptſt S. 110. ff. 53) de selchow in Element. iur. german. privati hodier. §. 527. Schnaubert Beytraͤge zum T. Staats- und Kirchenrecht II. Th. N. II. S. 127 ff. und Io. Audr. hoffmann Diſſ. de rebus Princibus S. R. I. regentibus ad imperium, dignitatem et perſonam publicam, ſuſtinendum dicatis. Marburgi 1774. 54) Ahasv. fritsch ius fluviaticum. Ienae 1672. f. Car. Gotfr. winckler Diſſ. de iure circa flumina. Kiel 1758.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/462>, abgerufen am 20.05.2024.