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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 172.
vorhandene Baarschaft, aus einem bestimmten Kasten,
oder einem andern beschriebenen Orte vermacht wird 2).
c) Wenn solches Jemanden blos zur Pracht oder Prah-
lerey geliehen wird 3). In den meisten Fällen wird je-
doch das Geld als Quantität betrachtet, z. B. im Dar-
lehn, bey Vermächtnissen, wodurch gewisse Summen
überhaupt legiret worden, beym Kauf, Pacht u. s. w. wo
dasselbe nur in Ansehung seines Werths in Betrachtung
kommt. Der Unterschied ist übrigens von großer Wich-
tigkeit. Denn wenn das Geld, als Quantität betrachtet,
den Gegenstand einer Verbindlichkeit ausmacht, so ist
solches eine res fungibilis, geht es daher durch Zufall
verlohren, so muß der Schuldner diesen Verlust tragen 4).
Ist hingegen das Geld, als eine körperliche Sache betrach-
tet, der Gegenstand einer Verbindlichkeit, so trift der
Unglücksfall den Gläubiger 5). Ferner, wenn in einem
letzten Willen Geld, als eine Quantität, vermacht wor-
den ist, z. B. der Testirer hat Jemanden schlechthin
100 Rthlr. vermacht, so muß der Erbe die legirte Sum-
me schlechterdings auszahlen, wenn schon kein baares
Geld im Nachlaß des Testirers vorhanden ist, sondern
vorher erst Erbschaftssachen zu Gelde mussen gemacht wer-
den 6). Wenn hingegen Geld, als ein corpus, ver-
macht worden ist, z. B. der Testirer hat mir diejenigen
100 Rthlr. vermacht, welche in seiner Chatoulle in ei-
nem versiegelten Beutel liegen, und es findet sich dieses
Geld in der Chatoulle nicht, so ist das Vermächtniß

ohne
2) L. 34. §. 4. D. de legatis 1. L. 120. D. de verbor. obligat.
3) L. 3. in fin. et L. 4. D. commod.
4) §. 2. Institut. quib mod. re contrabitur obligat. L. 1. §. 4.
D. de obligat. et actionib.
5) L. 37. D. de verbor. obligat.
6) L. 34. §. 3. D. de legat. I.

1. Buch. 8. Tit. §. 172.
vorhandene Baarſchaft, aus einem beſtimmten Kaſten,
oder einem andern beſchriebenen Orte vermacht wird 2).
c) Wenn ſolches Jemanden blos zur Pracht oder Prah-
lerey geliehen wird 3). In den meiſten Faͤllen wird je-
doch das Geld als Quantitaͤt betrachtet, z. B. im Dar-
lehn, bey Vermaͤchtniſſen, wodurch gewiſſe Summen
uͤberhaupt legiret worden, beym Kauf, Pacht u. ſ. w. wo
daſſelbe nur in Anſehung ſeines Werths in Betrachtung
kommt. Der Unterſchied iſt uͤbrigens von großer Wich-
tigkeit. Denn wenn das Geld, als Quantitaͤt betrachtet,
den Gegenſtand einer Verbindlichkeit ausmacht, ſo iſt
ſolches eine res fungibilis, geht es daher durch Zufall
verlohren, ſo muß der Schuldner dieſen Verluſt tragen 4).
Iſt hingegen das Geld, als eine koͤrperliche Sache betrach-
tet, der Gegenſtand einer Verbindlichkeit, ſo trift der
Ungluͤcksfall den Glaͤubiger 5). Ferner, wenn in einem
letzten Willen Geld, als eine Quantitaͤt, vermacht wor-
den iſt, z. B. der Teſtirer hat Jemanden ſchlechthin
100 Rthlr. vermacht, ſo muß der Erbe die legirte Sum-
me ſchlechterdings auszahlen, wenn ſchon kein baares
Geld im Nachlaß des Teſtirers vorhanden iſt, ſondern
vorher erſt Erbſchaftsſachen zu Gelde muſſen gemacht wer-
den 6). Wenn hingegen Geld, als ein corpus, ver-
macht worden iſt, z. B. der Teſtirer hat mir diejenigen
100 Rthlr. vermacht, welche in ſeiner Chatoulle in ei-
nem verſiegelten Beutel liegen, und es findet ſich dieſes
Geld in der Chatoulle nicht, ſo iſt das Vermaͤchtniß

ohne
2) L. 34. §. 4. D. de legatis 1. L. 120. D. de verbor. obligat.
3) L. 3. in fin. et L. 4. D. commod.
4) §. 2. Inſtitut. quib mod. re contrabitur obligat. L. 1. §. 4.
D. de obligat. et actionib.
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[464/0478] 1. Buch. 8. Tit. §. 172. vorhandene Baarſchaft, aus einem beſtimmten Kaſten, oder einem andern beſchriebenen Orte vermacht wird 2). c) Wenn ſolches Jemanden blos zur Pracht oder Prah- lerey geliehen wird 3). In den meiſten Faͤllen wird je- doch das Geld als Quantitaͤt betrachtet, z. B. im Dar- lehn, bey Vermaͤchtniſſen, wodurch gewiſſe Summen uͤberhaupt legiret worden, beym Kauf, Pacht u. ſ. w. wo daſſelbe nur in Anſehung ſeines Werths in Betrachtung kommt. Der Unterſchied iſt uͤbrigens von großer Wich- tigkeit. Denn wenn das Geld, als Quantitaͤt betrachtet, den Gegenſtand einer Verbindlichkeit ausmacht, ſo iſt ſolches eine res fungibilis, geht es daher durch Zufall verlohren, ſo muß der Schuldner dieſen Verluſt tragen 4). Iſt hingegen das Geld, als eine koͤrperliche Sache betrach- tet, der Gegenſtand einer Verbindlichkeit, ſo trift der Ungluͤcksfall den Glaͤubiger 5). Ferner, wenn in einem letzten Willen Geld, als eine Quantitaͤt, vermacht wor- den iſt, z. B. der Teſtirer hat Jemanden ſchlechthin 100 Rthlr. vermacht, ſo muß der Erbe die legirte Sum- me ſchlechterdings auszahlen, wenn ſchon kein baares Geld im Nachlaß des Teſtirers vorhanden iſt, ſondern vorher erſt Erbſchaftsſachen zu Gelde muſſen gemacht wer- den 6). Wenn hingegen Geld, als ein corpus, ver- macht worden iſt, z. B. der Teſtirer hat mir diejenigen 100 Rthlr. vermacht, welche in ſeiner Chatoulle in ei- nem verſiegelten Beutel liegen, und es findet ſich dieſes Geld in der Chatoulle nicht, ſo iſt das Vermaͤchtniß ohne 2) L. 34. §. 4. D. de legatis 1. L. 120. D. de verbor. obligat. 3) L. 3. in fin. et L. 4. D. commod. 4) §. 2. Inſtitut. quib mod. re contrabitur obligat. L. 1. §. 4. D. de obligat. et actionib. 5) L. 37. D. de verbor. obligat. 6) L. 34. §. 3. D. de legat. I.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/478>, abgerufen am 23.11.2024.