Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De divisione rerum et qualitate. ohne Wirkung, und darf solches der Erbe, vorausgesetzt,daß das Geld ohne desselben Fahrläßigkeit entkommen ist, nicht anderswoher ersetzen 7). Ein anderes Beyspiel, wie ein und eben dieselbige Sache in verschiedener Rücksicht bald als eine körperliche bald als eine unkörperliche be- trachtet werden kann, giebt uns das Vermächtniß künftiger Früchte. Wenn künftige Früchte aus ei- nem Grundstück vermacht worden sind, so kommt alles darauf, ob die Bestimmung des Grundstücks blos als eine Demonstration beygefüget worden, oder ob das Grundstück taxationis causa genennt worden ist, d. i. ob der Testirer durch jene Bestimmung und Aßignation des Grundstücks dem Legat eine Bedingung habe beyfügen wollen, dergestalt, daß der Legatar nur aus diesem Gute die Früchte erhalten solle, wenn soviel, als vermacht wor- den sind, darauf wachsen werden. Im erstern Fall wer- den die vermachten Früchte als Quantitäten betrachtet, welche nicht zu Grunde gehen. Der Erbe ist daher schul- dig, die bestimmte Quantität an Früchten auszuliefern, es mag auf dem angewiesenen Grundstück etwas oder nichts gewachsen seyn 8). Im andern Fall hingegen wer- den 7) L. 30. §. 4. D. ad Leg. Falcid. L. 1. §. 7. D. de dote prae- leg. L. 37. D de Verbor obligat In der Bedeutung als corpus wird das Geld in unsern Gesetzen mit einem fundo legato verglichen, und ganz nach der Analogie anderer kör- perlicher Sachen beurtheilt, L. 34. §. 4. D et L 51. D. de legat 1 Recht trefliche Bemerkungen bierüber, und An- wendung dieser Grundsätze auf einen wichtigen Rechtsfall fin- det man in Hrn. Hofr. Io. Aug reichardt gründlichen und sehr eleganten Dissert de fideicommisso eius, quod superfutu- rum erit, eiusque differentia a debitis, quibus accepta red- denda sunt in eodem genere (Ienae 1785.) §. 15 sqq. 8) L. 96 pr D de legat. 1. L. 27. §. 2. D. de legat. 3. L. 12. D. de aliment. legat. Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. G g
De diviſione rerum et qualitate. ohne Wirkung, und darf ſolches der Erbe, vorausgeſetzt,daß das Geld ohne deſſelben Fahrlaͤßigkeit entkommen iſt, nicht anderswoher erſetzen 7). Ein anderes Beyſpiel, wie ein und eben dieſelbige Sache in verſchiedener Ruͤckſicht bald als eine koͤrperliche bald als eine unkoͤrperliche be- trachtet werden kann, giebt uns das Vermaͤchtniß kuͤnftiger Fruͤchte. Wenn kuͤnftige Fruͤchte aus ei- nem Grundſtuͤck vermacht worden ſind, ſo kommt alles darauf, ob die Beſtimmung des Grundſtuͤcks blos als eine Demonſtration beygefuͤget worden, oder ob das Grundſtuͤck taxationis cauſa genennt worden iſt, d. i. ob der Teſtirer durch jene Beſtimmung und Aßignation des Grundſtuͤcks dem Legat eine Bedingung habe beyfuͤgen wollen, dergeſtalt, daß der Legatar nur aus dieſem Gute die Fruͤchte erhalten ſolle, wenn ſoviel, als vermacht wor- den ſind, darauf wachſen werden. Im erſtern Fall wer- den die vermachten Fruͤchte als Quantitaͤten betrachtet, welche nicht zu Grunde gehen. Der Erbe iſt daher ſchul- dig, die beſtimmte Quantitaͤt an Fruͤchten auszuliefern, es mag auf dem angewieſenen Grundſtuͤck etwas oder nichts gewachſen ſeyn 8). Im andern Fall hingegen wer- den 7) L. 30. §. 4. D. ad Leg. Falcid. L. 1. §. 7. D. de dote prae- leg. L. 37. D de Verbor obligat In der Bedeutung als corpus wird das Geld in unſern Geſetzen mit einem fundo legato verglichen, und ganz nach der Analogie anderer koͤr- perlicher Sachen beurtheilt, L. 34. §. 4. D et L 51. D. de legat 1 Recht trefliche Bemerkungen bieruͤber, und An- wendung dieſer Grundſaͤtze auf einen wichtigen Rechtsfall fin- det man in Hrn. Hofr. Io. Aug reichardt gruͤndlichen und ſehr eleganten Diſſert de fideicommiſſo eius, quod ſuperfutu- rum erit, eiusque differentia a debitis, quibus accepta red- denda ſunt in eodem genere (Ienae 1785.) §. 15 ſqq. 8) L. 96 pr D de legat. 1. L. 27. §. 2. D. de legat. 3. L. 12. D. de aliment. legat. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. G g
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De diviſione rerum et qualitate.
ohne Wirkung, und darf ſolches der Erbe, vorausgeſetzt,
daß das Geld ohne deſſelben Fahrlaͤßigkeit entkommen iſt,
nicht anderswoher erſetzen 7). Ein anderes Beyſpiel, wie
ein und eben dieſelbige Sache in verſchiedener Ruͤckſicht
bald als eine koͤrperliche bald als eine unkoͤrperliche be-
trachtet werden kann, giebt uns das Vermaͤchtniß
kuͤnftiger Fruͤchte. Wenn kuͤnftige Fruͤchte aus ei-
nem Grundſtuͤck vermacht worden ſind, ſo kommt alles
darauf, ob die Beſtimmung des Grundſtuͤcks blos als
eine Demonſtration beygefuͤget worden, oder ob das
Grundſtuͤck taxationis cauſa genennt worden iſt, d. i. ob
der Teſtirer durch jene Beſtimmung und Aßignation des
Grundſtuͤcks dem Legat eine Bedingung habe beyfuͤgen
wollen, dergeſtalt, daß der Legatar nur aus dieſem Gute
die Fruͤchte erhalten ſolle, wenn ſoviel, als vermacht wor-
den ſind, darauf wachſen werden. Im erſtern Fall wer-
den die vermachten Fruͤchte als Quantitaͤten betrachtet,
welche nicht zu Grunde gehen. Der Erbe iſt daher ſchul-
dig, die beſtimmte Quantitaͤt an Fruͤchten auszuliefern,
es mag auf dem angewieſenen Grundſtuͤck etwas oder
nichts gewachſen ſeyn 8). Im andern Fall hingegen wer-
den
7) L. 30. §. 4. D. ad Leg. Falcid. L. 1. §. 7. D. de dote prae-
leg. L. 37. D de Verbor obligat In der Bedeutung als
corpus wird das Geld in unſern Geſetzen mit einem fundo
legato verglichen, und ganz nach der Analogie anderer koͤr-
perlicher Sachen beurtheilt, L. 34. §. 4. D et L 51. D.
de legat 1 Recht trefliche Bemerkungen bieruͤber, und An-
wendung dieſer Grundſaͤtze auf einen wichtigen Rechtsfall fin-
det man in Hrn. Hofr. Io. Aug reichardt gruͤndlichen und
ſehr eleganten Diſſert de fideicommiſſo eius, quod ſuperfutu-
rum erit, eiusque differentia a debitis, quibus accepta red-
denda ſunt in eodem genere (Ienae 1785.) §. 15 ſqq.
8) L. 96 pr D de legat. 1. L. 27. §. 2. D. de legat. 3. L. 12.
D. de aliment. legat.
Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. G g
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