Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

De divisione rerum et qualitate.
kleinere Schrift des Herrn Prof. Westphals 54) enthält
in vielem Betracht weit richtigere Grundsätze. Da übri-
gens die bloße Bestimmung einer beweglichen Sache zum
beständigen Gebrauch einer unbeweglichen noch nicht hin-
länglich ist, die erstere zu einem Pertinenzstück der letztern
zu machen, sofern dieselbe ihrer Bestimmung gemäß noch
nicht angewendet worden 55); so läßt sich schon hieraus
urtheilen, wie irrig die Meinung derjenigen sey 56),
welche behaupten, daß das Geld, so zur Anschaffung ei-
ner unbeweglichen Sache bestimmt ist, für eine unbe-
wegliche Sache zu halten sey 57).

Zuweilen kann eben dieselbe Sache in verschiedener
Rücksicht zugleich eine bewegliche und unbewegliche seyn.
Ein Beyspiel hiervon geben uns die Schiff-Mühlen.
Zwar ist es unter den Rechtsgelehrten noch sehr streitig,
zu welcher Classe von Sachen diese gerechnet werden sol-
len 58). Allein dieser Streit läßt sich dadurch am leich-
testen beylegen, wenn wir einen Unterschied machen, ob

Schiffs-
54) D. Ernst Christ. Westphals rechtl. Abhandlung von
den Pertinenz-Stücken eines verkauften Hauses. Halle
1778. 4.
55) L. 17. §. 5. 10. et L. 18. §. 1. D. de actionib. emti vend.
56) berlich P. III. Conclus. 29. n. 78. et sqq. wesenbec
Consil. 321. n. 46. et sqq. voet in Tr. de mobil. et immobil.
natura Cap. VII.
§. 10.
57) gail Pract. Observat. Lib. II. cap. XI. hellfeld de hy-
potheca mobilium Cap. 1. §. 7. in fin.
auch schilter Ex. IV.
ad Pand. §. 23. voet in Comm ad Pand. h. t.
§. 15. Eich-
mann
Erklärungen des bürgerlichen Rechts IV. Th. S. 187.
Daß indessen jemand ein Recht haben könne, die bestimmte An-
wendung des Geldes zu verlangen, wird hiermit nicht geläugnet.
58) Die verschiedenen Meinungen der Gelehrten mit ihren Grün-
den findet man in mogen angef. Commentat. §. X.

De diviſione rerum et qualitate.
kleinere Schrift des Herrn Prof. Weſtphals 54) enthaͤlt
in vielem Betracht weit richtigere Grundſaͤtze. Da uͤbri-
gens die bloße Beſtimmung einer beweglichen Sache zum
beſtaͤndigen Gebrauch einer unbeweglichen noch nicht hin-
laͤnglich iſt, die erſtere zu einem Pertinenzſtuͤck der letztern
zu machen, ſofern dieſelbe ihrer Beſtimmung gemaͤß noch
nicht angewendet worden 55); ſo laͤßt ſich ſchon hieraus
urtheilen, wie irrig die Meinung derjenigen ſey 56),
welche behaupten, daß das Geld, ſo zur Anſchaffung ei-
ner unbeweglichen Sache beſtimmt iſt, fuͤr eine unbe-
wegliche Sache zu halten ſey 57).

Zuweilen kann eben dieſelbe Sache in verſchiedener
Ruͤckſicht zugleich eine bewegliche und unbewegliche ſeyn.
Ein Beyſpiel hiervon geben uns die Schiff-Muͤhlen.
Zwar iſt es unter den Rechtsgelehrten noch ſehr ſtreitig,
zu welcher Claſſe von Sachen dieſe gerechnet werden ſol-
len 58). Allein dieſer Streit laͤßt ſich dadurch am leich-
teſten beylegen, wenn wir einen Unterſchied machen, ob

Schiffs-
54) D. Ernſt Chriſt. Weſtphals rechtl. Abhandlung von
den Pertinenz-Stuͤcken eines verkauften Hauſes. Halle
1778. 4.
55) L. 17. §. 5. 10. et L. 18. §. 1. D. de actionib. emti vend.
56) berlich P. III. Concluſ. 29. n. 78. et ſqq. wesenbec
Conſil. 321. n. 46. et ſqq. voet in Tr. de mobil. et immobil.
natura Cap. VII.
§. 10.
57) gail Pract. Obſervat. Lib. II. cap. XI. hellfeld de hy-
potheca mobilium Cap. 1. §. 7. in fin.
auch schilter Ex. IV.
ad Pand. §. 23. voet in Comm ad Pand. h. t.
§. 15. Eich-
mann
Erklaͤrungen des buͤrgerlichen Rechts IV. Th. S. 187.
Daß indeſſen jemand ein Recht haben koͤnne, die beſtimmte An-
wendung des Geldes zu verlangen, wird hiermit nicht gelaͤugnet.
58) Die verſchiedenen Meinungen der Gelehrten mit ihren Gruͤn-
den findet man in mogen angef. Commentat. §. X.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0493" n="479"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De divi&#x017F;ione rerum et qualitate.</hi></fw><lb/>
kleinere Schrift des Herrn Prof. <hi rendition="#fr">We&#x017F;tphals</hi> <note place="foot" n="54)"><hi rendition="#aq">D.</hi><hi rendition="#g">Ern&#x017F;t Chri&#x017F;t. We&#x017F;tphals</hi> rechtl. Abhandlung von<lb/>
den Pertinenz-Stu&#x0364;cken eines verkauften Hau&#x017F;es. <hi rendition="#g">Halle</hi><lb/>
1778. 4.</note> entha&#x0364;lt<lb/>
in vielem Betracht weit richtigere Grund&#x017F;a&#x0364;tze. Da u&#x0364;bri-<lb/>
gens die bloße Be&#x017F;timmung einer beweglichen Sache zum<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Gebrauch einer unbeweglichen noch nicht hin-<lb/>
la&#x0364;nglich i&#x017F;t, die er&#x017F;tere zu einem Pertinenz&#x017F;tu&#x0364;ck der letztern<lb/>
zu machen, &#x017F;ofern die&#x017F;elbe ihrer Be&#x017F;timmung gema&#x0364;ß noch<lb/>
nicht angewendet worden <note place="foot" n="55)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 17. <hi rendition="#i">§.</hi> 5. 10. <hi rendition="#i">et L.</hi> 18. §. 1. <hi rendition="#i">D. de actionib. emti vend.</hi></hi></note>; &#x017F;o la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;chon hieraus<lb/>
urtheilen, wie irrig die Meinung derjenigen &#x017F;ey <note place="foot" n="56)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">berlich</hi> P. III. Conclu&#x017F;. 29. n. 78. et &#x017F;qq. <hi rendition="#k">wesenbec</hi><lb/>
Con&#x017F;il. 321. n. 46. et &#x017F;qq. <hi rendition="#k">voet</hi> in Tr. de mobil. et immobil.<lb/>
natura Cap. VII.</hi> §. 10.</note>,<lb/>
welche behaupten, daß das Geld, &#x017F;o zur An&#x017F;chaffung ei-<lb/>
ner unbeweglichen Sache be&#x017F;timmt i&#x017F;t, fu&#x0364;r eine unbe-<lb/>
wegliche Sache zu halten &#x017F;ey <note place="foot" n="57)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">gail</hi> Pract. Ob&#x017F;ervat. Lib. II. cap. XI. <hi rendition="#k">hellfeld</hi> de hy-<lb/>
potheca mobilium Cap. 1. §. 7. in fin.</hi> auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">schilter</hi> Ex. IV.<lb/>
ad Pand. §. 23. <hi rendition="#k">voet</hi> in Comm ad Pand. h. t.</hi> §. 15. <hi rendition="#g">Eich-<lb/>
mann</hi> Erkla&#x0364;rungen des bu&#x0364;rgerlichen Rechts <hi rendition="#aq">IV.</hi> Th. S. 187.<lb/>
Daß inde&#x017F;&#x017F;en jemand ein Recht haben ko&#x0364;nne, die be&#x017F;timmte An-<lb/>
wendung des Geldes zu verlangen, wird hiermit nicht gela&#x0364;ugnet.</note>.</p><lb/>
          <p>Zuweilen kann eben die&#x017F;elbe Sache in ver&#x017F;chiedener<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht zugleich eine bewegliche und unbewegliche &#x017F;eyn.<lb/>
Ein Bey&#x017F;piel hiervon geben uns die <hi rendition="#g">Schiff-Mu&#x0364;hlen</hi>.<lb/>
Zwar i&#x017F;t es unter den Rechtsgelehrten noch &#x017F;ehr &#x017F;treitig,<lb/>
zu welcher Cla&#x017F;&#x017F;e von Sachen die&#x017F;e gerechnet werden &#x017F;ol-<lb/>
len <note place="foot" n="58)">Die ver&#x017F;chiedenen Meinungen der Gelehrten mit ihren Gru&#x0364;n-<lb/>
den findet man in <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">mogen</hi></hi> angef. <hi rendition="#aq">Commentat. §. X.</hi></note>. Allein die&#x017F;er Streit la&#x0364;ßt &#x017F;ich dadurch am leich-<lb/>
te&#x017F;ten beylegen, wenn wir einen Unter&#x017F;chied machen, ob<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schiffs-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[479/0493] De diviſione rerum et qualitate. kleinere Schrift des Herrn Prof. Weſtphals 54) enthaͤlt in vielem Betracht weit richtigere Grundſaͤtze. Da uͤbri- gens die bloße Beſtimmung einer beweglichen Sache zum beſtaͤndigen Gebrauch einer unbeweglichen noch nicht hin- laͤnglich iſt, die erſtere zu einem Pertinenzſtuͤck der letztern zu machen, ſofern dieſelbe ihrer Beſtimmung gemaͤß noch nicht angewendet worden 55); ſo laͤßt ſich ſchon hieraus urtheilen, wie irrig die Meinung derjenigen ſey 56), welche behaupten, daß das Geld, ſo zur Anſchaffung ei- ner unbeweglichen Sache beſtimmt iſt, fuͤr eine unbe- wegliche Sache zu halten ſey 57). Zuweilen kann eben dieſelbe Sache in verſchiedener Ruͤckſicht zugleich eine bewegliche und unbewegliche ſeyn. Ein Beyſpiel hiervon geben uns die Schiff-Muͤhlen. Zwar iſt es unter den Rechtsgelehrten noch ſehr ſtreitig, zu welcher Claſſe von Sachen dieſe gerechnet werden ſol- len 58). Allein dieſer Streit laͤßt ſich dadurch am leich- teſten beylegen, wenn wir einen Unterſchied machen, ob Schiffs- 54) D. Ernſt Chriſt. Weſtphals rechtl. Abhandlung von den Pertinenz-Stuͤcken eines verkauften Hauſes. Halle 1778. 4. 55) L. 17. §. 5. 10. et L. 18. §. 1. D. de actionib. emti vend. 56) berlich P. III. Concluſ. 29. n. 78. et ſqq. wesenbec Conſil. 321. n. 46. et ſqq. voet in Tr. de mobil. et immobil. natura Cap. VII. §. 10. 57) gail Pract. Obſervat. Lib. II. cap. XI. hellfeld de hy- potheca mobilium Cap. 1. §. 7. in fin. auch schilter Ex. IV. ad Pand. §. 23. voet in Comm ad Pand. h. t. §. 15. Eich- mann Erklaͤrungen des buͤrgerlichen Rechts IV. Th. S. 187. Daß indeſſen jemand ein Recht haben koͤnne, die beſtimmte An- wendung des Geldes zu verlangen, wird hiermit nicht gelaͤugnet. 58) Die verſchiedenen Meinungen der Gelehrten mit ihren Gruͤn- den findet man in mogen angef. Commentat. §. X.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/493
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/493>, abgerufen am 20.05.2024.