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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 176. u. 177.
Natur nach nicht gegen jeden Besitzer angestellet werden
können, zu diesen gehört z. B. die Publicianische
Klage, die aus einem prätorischen oder präsumtiven Ei-
genthum gegen den erhoben wird, welcher entweder mit
gar keinem, oder doch geringern Rechte, als der Kläger,
die Sache besitzt. Ferner die hereditatis petitio, die
nur gegen einen solchen Besitzer der Erbschaft angestellet
werden kann, der solche pro herede oder pro possessore
inne hat. Der dritte Fall kommt in denjenigen Gegen-
den Teutschlands vor, in welchen die Regel angenommen
ist: Hand muß Hand wahren, oder: wo man sei-
nen Glauben gelassen hat, da muß man ihn wie-
der finden
22). Nach dieser Regel kann derjenige, wel-
cher durch einen Vertrag seine Sachen einem andern in
Gewahrsam gegeben, ohnerachtet er ihm das Eigenthum
dadurch nicht überlassen hat, dennoch auf den Fall, daß
dieser gegen des Eigenthümers Absicht dieselben an einen
Dritten überlassen und veräussert haben sollte, diesen drit-
ten Mann nicht in Anspruch nehmen, sondern sich nur an
den halten, dem er getrauet hat. Sie ist in dem alten
Sächsischen, Lübischen, Hamburgischen, Bremischen, Cöl-
nischen, Culmer, und mehreren statutarischen Rechten ge-
gründet, und gilt bey Versetzungen, Verleihungen, Hin-
terlegung der Sachen, gegebener Vollmacht, und in an-
dern ähnlichen Fällen. Die neuern Rechte haben jedoch
diese Regel auf mancherley Weise eingeschränkt 23), und

es
22) Eisenhart Sprüchwörter pag. 319. folgg. Ernst
Christ. Westphals
rechtliche Abhandlung derjenigen Fälle,
in welchen der Eigenthümer seine in eine dritte Hand gediehe-
nen Sachen entweder gar nicht, oder nicht unentgeldlich ab-
fordern kann. Halle 1787. §. 6--22.
23) Sam. Frider. willenberg Dissertat. de abusu canonis iuris
Lubecensis,
Hand muß Hand wahren. Gedani 1707. Mich.
Godofr.

1. Buch. 8. Tit. §. 176. u. 177.
Natur nach nicht gegen jeden Beſitzer angeſtellet werden
koͤnnen, zu dieſen gehoͤrt z. B. die Publicianiſche
Klage, die aus einem praͤtoriſchen oder praͤſumtiven Ei-
genthum gegen den erhoben wird, welcher entweder mit
gar keinem, oder doch geringern Rechte, als der Klaͤger,
die Sache beſitzt. Ferner die hereditatis petitio, die
nur gegen einen ſolchen Beſitzer der Erbſchaft angeſtellet
werden kann, der ſolche pro herede oder pro poſſeſſore
inne hat. Der dritte Fall kommt in denjenigen Gegen-
den Teutſchlands vor, in welchen die Regel angenommen
iſt: Hand muß Hand wahren, oder: wo man ſei-
nen Glauben gelaſſen hat, da muß man ihn wie-
der finden
22). Nach dieſer Regel kann derjenige, wel-
cher durch einen Vertrag ſeine Sachen einem andern in
Gewahrſam gegeben, ohnerachtet er ihm das Eigenthum
dadurch nicht uͤberlaſſen hat, dennoch auf den Fall, daß
dieſer gegen des Eigenthuͤmers Abſicht dieſelben an einen
Dritten uͤberlaſſen und veraͤuſſert haben ſollte, dieſen drit-
ten Mann nicht in Anſpruch nehmen, ſondern ſich nur an
den halten, dem er getrauet hat. Sie iſt in dem alten
Saͤchſiſchen, Luͤbiſchen, Hamburgiſchen, Bremiſchen, Coͤl-
niſchen, Culmer, und mehreren ſtatutariſchen Rechten ge-
gruͤndet, und gilt bey Verſetzungen, Verleihungen, Hin-
terlegung der Sachen, gegebener Vollmacht, und in an-
dern aͤhnlichen Faͤllen. Die neuern Rechte haben jedoch
dieſe Regel auf mancherley Weiſe eingeſchraͤnkt 23), und

es
22) Eiſenhart Spruͤchwoͤrter pag. 319. folgg. Ernſt
Chriſt. Weſtphals
rechtliche Abhandlung derjenigen Faͤlle,
in welchen der Eigenthuͤmer ſeine in eine dritte Hand gediehe-
nen Sachen entweder gar nicht, oder nicht unentgeldlich ab-
fordern kann. Halle 1787. §. 6—22.
23) Sam. Frider. willenberg Diſſertat. de abuſu canonis iuris
Lubecenſis,
Hand muß Hand wahren. Gedani 1707. Mich.
Godofr.
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[500/0514] 1. Buch. 8. Tit. §. 176. u. 177. Natur nach nicht gegen jeden Beſitzer angeſtellet werden koͤnnen, zu dieſen gehoͤrt z. B. die Publicianiſche Klage, die aus einem praͤtoriſchen oder praͤſumtiven Ei- genthum gegen den erhoben wird, welcher entweder mit gar keinem, oder doch geringern Rechte, als der Klaͤger, die Sache beſitzt. Ferner die hereditatis petitio, die nur gegen einen ſolchen Beſitzer der Erbſchaft angeſtellet werden kann, der ſolche pro herede oder pro poſſeſſore inne hat. Der dritte Fall kommt in denjenigen Gegen- den Teutſchlands vor, in welchen die Regel angenommen iſt: Hand muß Hand wahren, oder: wo man ſei- nen Glauben gelaſſen hat, da muß man ihn wie- der finden 22). Nach dieſer Regel kann derjenige, wel- cher durch einen Vertrag ſeine Sachen einem andern in Gewahrſam gegeben, ohnerachtet er ihm das Eigenthum dadurch nicht uͤberlaſſen hat, dennoch auf den Fall, daß dieſer gegen des Eigenthuͤmers Abſicht dieſelben an einen Dritten uͤberlaſſen und veraͤuſſert haben ſollte, dieſen drit- ten Mann nicht in Anſpruch nehmen, ſondern ſich nur an den halten, dem er getrauet hat. Sie iſt in dem alten Saͤchſiſchen, Luͤbiſchen, Hamburgiſchen, Bremiſchen, Coͤl- niſchen, Culmer, und mehreren ſtatutariſchen Rechten ge- gruͤndet, und gilt bey Verſetzungen, Verleihungen, Hin- terlegung der Sachen, gegebener Vollmacht, und in an- dern aͤhnlichen Faͤllen. Die neuern Rechte haben jedoch dieſe Regel auf mancherley Weiſe eingeſchraͤnkt 23), und es 22) Eiſenhart Spruͤchwoͤrter pag. 319. folgg. Ernſt Chriſt. Weſtphals rechtliche Abhandlung derjenigen Faͤlle, in welchen der Eigenthuͤmer ſeine in eine dritte Hand gediehe- nen Sachen entweder gar nicht, oder nicht unentgeldlich ab- fordern kann. Halle 1787. §. 6—22. 23) Sam. Frider. willenberg Diſſertat. de abuſu canonis iuris Lubecenſis, Hand muß Hand wahren. Gedani 1707. Mich. Godofr.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/514>, abgerufen am 23.11.2024.