Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 9--22. Tit. §. 183. barkeit sowohl in bürgerlichen als peinlichen Rechtsfällen;ihre Gerichtsstube hieß Auditorium 23). Sie hatten auch ihre eigenen Asseßoren, unter welchen die berühmtesten Rechtsgelehrten waren 24). Ja unter diesem Kr. stieg ihr Ansehen so sehr, daß sie die Gewalt der ersten Staats- minister bekamen. Sie waren, wie Zosimus 25) sagt, magistratus a Principe secundus. Von ihren Rechts- sprüchen fand keine weitere Appellation statt. Tit. XII. de officio Praefecti urbi. Der Praefectus urbi hatte die ganze Policey in Rom, und der umliegenden Gegend 26); vor ihn wurden auch Criminalsachen, besonders der Scla- ven, gebracht. Bey ihm konnten auch Minderjährige restitutionem in integrum suchen 27). Tit. XII. de of- ficio Quaestoris. Die Quaestoren waren die geringsten obrigkeitlichen Personen, quasi primordium gerendorum honorum, hatten jedoch Sitz und Stimme im Senat. Einige von ihnen waren dazu bestimmt, die Briefe und Botschaften des Kaisers im Senat vorzulesen, und hies- sen Candidati principis. 28) Tit. XIV. de officio Praetorum. Von den Prätoren waren einige zur Jurisdiction, ande- re zum Iudicium publicum bestimmt. In den Frag- menten dieses Titels wird nur ihrer Legis actio gedacht. Bey ihnen konnten Manumissionen, Adoptionen und Emancipationen geschehen. Sie bestellten auch Vormün- der 23) L. 40. D. de rebus credit. 24) Z. B. Papinian L. 3. §. 3. D. de Usuris. 25) lib. II. Histor. cap. 32. 26) S. Arn. drackenborch Diss. de Praefectis urbi, sub praesid. Pet. burmanni rec. Francof. cis Viadrum 1752. et Eduard. corsini Series praefectorum urbis ab urbe condita ad annum usque MCCCLIII. Pisis 1763. 4. maj. 27) L. 38. pr. D de Minorib. 28) Io. Frid. mager Diss. de Candidatis Principis. Lipsiae 1733.
1. Buch. 9—22. Tit. §. 183. barkeit ſowohl in buͤrgerlichen als peinlichen Rechtsfaͤllen;ihre Gerichtsſtube hieß Auditorium 23). Sie hatten auch ihre eigenen Aſſeßoren, unter welchen die beruͤhmteſten Rechtsgelehrten waren 24). Ja unter dieſem Kr. ſtieg ihr Anſehen ſo ſehr, daß ſie die Gewalt der erſten Staats- miniſter bekamen. Sie waren, wie Zoſimus 25) ſagt, magiſtratus a Principe ſecundus. Von ihren Rechts- ſpruͤchen fand keine weitere Appellation ſtatt. Tit. XII. de officio Praefecti urbi. Der Praefectus urbi hatte die ganze Policey in Rom, und der umliegenden Gegend 26); vor ihn wurden auch Criminalſachen, beſonders der Scla- ven, gebracht. Bey ihm konnten auch Minderjaͤhrige reſtitutionem in integrum ſuchen 27). Tit. XII. de of- ficio Quaeſtoris. Die Quaeſtoren waren die geringſten obrigkeitlichen Perſonen, quaſi primordium gerendorum honorum, hatten jedoch Sitz und Stimme im Senat. Einige von ihnen waren dazu beſtimmt, die Briefe und Botſchaften des Kaiſers im Senat vorzuleſen, und hieſ- ſen Candidati principis. 28) Tit. XIV. de officio Praetorum. Von den Praͤtoren waren einige zur Jurisdiction, ande- re zum Iudicium publicum beſtimmt. In den Frag- menten dieſes Titels wird nur ihrer Legis actio gedacht. Bey ihnen konnten Manumiſſionen, Adoptionen und Emancipationen geſchehen. Sie beſtellten auch Vormuͤn- der 23) L. 40. D. de rebus credit. 24) Z. B. Papinian L. 3. §. 3. D. de Uſuris. 25) lib. II. Hiſtor. cap. 32. 26) S. Arn. drackenborch Diſſ. de Praefectis urbi, ſub praeſid. Pet. burmanni rec. Francof. cis Viadrum 1752. et Eduard. corsini Series praefectorum urbis ab urbe condita ad annum usque MCCCLIII. Piſis 1763. 4. maj. 27) L. 38. pr. D de Minorib. 28) Io. Frid. mager Diſſ. de Candidatis Principis. Lipſiae 1733.
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ihre Gerichtsſtube hieß Auditorium 23). Sie hatten auch
ihre eigenen Aſſeßoren, unter welchen die beruͤhmteſten
Rechtsgelehrten waren 24). Ja unter dieſem Kr. ſtieg
ihr Anſehen ſo ſehr, daß ſie die Gewalt der erſten Staats-
miniſter bekamen. Sie waren, wie Zoſimus 25) ſagt,
magiſtratus a Principe ſecundus. Von ihren Rechts-
ſpruͤchen fand keine weitere Appellation ſtatt. Tit. XII.
de officio Praefecti urbi. Der Praefectus urbi hatte die
ganze Policey in Rom, und der umliegenden Gegend 26);
vor ihn wurden auch Criminalſachen, beſonders der Scla-
ven, gebracht. Bey ihm konnten auch Minderjaͤhrige
reſtitutionem in integrum ſuchen 27). Tit. XII. de of-
ficio Quaeſtoris. Die Quaeſtoren waren die geringſten
obrigkeitlichen Perſonen, quaſi primordium gerendorum
honorum, hatten jedoch Sitz und Stimme im Senat.
Einige von ihnen waren dazu beſtimmt, die Briefe und
Botſchaften des Kaiſers im Senat vorzuleſen, und hieſ-
ſen Candidati principis. 28) Tit. XIV. de officio Praetorum.
Von den Praͤtoren waren einige zur Jurisdiction, ande-
re zum Iudicium publicum beſtimmt. In den Frag-
menten dieſes Titels wird nur ihrer Legis actio gedacht.
Bey ihnen konnten Manumiſſionen, Adoptionen und
Emancipationen geſchehen. Sie beſtellten auch Vormuͤn-
der
23) L. 40. D. de rebus credit.
24) Z. B. Papinian L. 3. §. 3. D. de Uſuris.
25) lib. II. Hiſtor. cap. 32.
26) S. Arn. drackenborch Diſſ. de Praefectis urbi, ſub
praeſid. Pet. burmanni rec. Francof. cis Viadrum 1752. et
Eduard. corsini Series praefectorum urbis ab urbe condita
ad annum usque MCCCLIII. Piſis 1763. 4. maj.
27) L. 38. pr. D de Minorib.
28) Io. Frid. mager Diſſ. de Candidatis Principis. Lipſiae 1733.
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