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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Statu Hominum.
rer Unfälle einer schwangern Person nicht einmal ein
peinliches Urtheil eröfnet werden solle 46).

Ueberhaupt sorgen die Gesetze für ein ungebohren
Kind eben so wohl, als ob es schon das Licht der Welt
erblickt hätte, wenn es auf dessen eigene Vortheile an-
kommt 47). Denn so können solche ungebohrne Kinder,
ja sie müßen vom Vater zu Erben eingesetzet werden,
wenn das Testament nicht ungültig seyn soll 48); Ferner
wenn der Erblasser eine Witwe hinterläßt, welche schwan-
ger ist, und die übrige Erben auf die Theilung der Erb-
schaft dringen, so muß dem noch ungebohrnen Kinde
sein Theil so gut, wie den schon gebohrnen, ausgeworffen
werden, und zwar nehmen die Gesetze hier den möglichen
Fall, daß drey Kinder zur Welt gebohren werden können,
bey bestimmung des Erbtheils an, und wollen daher,
daß für die noch ungebohrne Kinder drey Theile bis zur
Geburt aufbehalten werden sollen 49). Auch kann der
Vater seinem noch ungebohrnen Kinde einen Vormund

im
46) paulus a. a. O. hommel in Diss. de cauta publicatione
sententiae crimin.
§. 17. und Hr. GR. koch Institut. iuris
crim. §. 908. not.
2.
47) L. 7. D. h. t. L. 231. D. de Verb. Signif. Ausser der
schon von Verf. angeführten Döringischen Schrift ver-
dienen noch folgende angeführt zu werden: Christ. wildvo-
gel
Diss. de iure Embryonum. Ienae 1693. Casp. verdyn
Diss. de iure eorum, qui in utero sunt. pagenstecker Vi-
siones de ventre. Brem. 1714. Arn. Flor. Theod. mallinkrot
Disp. de statu nondum natorum, indeque dependentibus iuribus
et obligationibus. Giessae
1759. und Gottfr. Heinr. Mau-
chart
über die Rechte des Menschen vor seiner Geburt. Frkf.
und Leipzig 1782. 8.
48) §. 5. I. de exhered. liberor. L. 4. C. de liberis praeterit.
L.
1. C. de postumis beredib. instit. vel. exhered. Frid. Lud.
doering Diss. de iuribus, quae nascituris et postumis intuitu
successionis competunt. Erf. 1769. §. IV. sqq.
49) L. 3. D. Si pars hereditat. petat.

de Statu Hominum.
rer Unfaͤlle einer ſchwangern Perſon nicht einmal ein
peinliches Urtheil eroͤfnet werden ſolle 46).

Ueberhaupt ſorgen die Geſetze fuͤr ein ungebohren
Kind eben ſo wohl, als ob es ſchon das Licht der Welt
erblickt haͤtte, wenn es auf deſſen eigene Vortheile an-
kommt 47). Denn ſo koͤnnen ſolche ungebohrne Kinder,
ja ſie muͤßen vom Vater zu Erben eingeſetzet werden,
wenn das Teſtament nicht unguͤltig ſeyn ſoll 48); Ferner
wenn der Erblaſſer eine Witwe hinterlaͤßt, welche ſchwan-
ger iſt, und die uͤbrige Erben auf die Theilung der Erb-
ſchaft dringen, ſo muß dem noch ungebohrnen Kinde
ſein Theil ſo gut, wie den ſchon gebohrnen, ausgeworffen
werden, und zwar nehmen die Geſetze hier den moͤglichen
Fall, daß drey Kinder zur Welt gebohren werden koͤnnen,
bey beſtimmung des Erbtheils an, und wollen daher,
daß fuͤr die noch ungebohrne Kinder drey Theile bis zur
Geburt aufbehalten werden ſollen 49). Auch kann der
Vater ſeinem noch ungebohrnen Kinde einen Vormund

im
46) paulus a. a. O. hommel in Diſſ. de cauta publicatione
ſententiae crimin.
§. 17. und Hr. GR. koch Inſtitut. iuris
crim. §. 908. not.
2.
47) L. 7. D. h. t. L. 231. D. de Verb. Signif. Auſſer der
ſchon von Verf. angefuͤhrten Doͤringiſchen Schrift ver-
dienen noch folgende angefuͤhrt zu werden: Chriſt. wildvo-
gel
Diſſ. de iure Embryonum. Ienae 1693. Caſp. verdyn
Diſſ. de iure eorum, qui in utero ſunt. pagenstecker Vi-
ſiones de ventre. Brem. 1714. Arn. Flor. Theod. mallinkrot
Diſp. de ſtatu nondum natorum, indeque dependentibus iuribus
et obligationibus. Gieſſae
1759. und Gottfr. Heinr. Mau-
chart
uͤber die Rechte des Menſchen vor ſeiner Geburt. Frkf.
und Leipzig 1782. 8.
48) §. 5. I. de exhered. liberor. L. 4. C. de liberis praeterit.
L.
1. C. de poſtumis beredib. inſtit. vel. exhered. Frid. Lud.
doering Diſſ. de iuribus, quae naſcituris et poſtumis intuitu
ſucceſſionis competunt. Erf. 1769. §. IV. ſqq.
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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/75>, abgerufen am 11.05.2024.