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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Statu Hominum.

I) daß die Geburt des Kindes mit dem Zeitpunct
übereinstimme, da ihm das Recht angefallen, und daß
folglich damals die Frucht schon in Mutterleibe gewesen
sey 56). Dieß wird nach der Zeit beurtheilt, in welcher
nach der von den Gesetzen angenommenen Bestimmung
ein vollkommenes Kind zur Welt gebohren werden kann,
wovon ich beym folgenden §. reden werde.

II) Daß der Embryo als eine vollkommene und le-
bendige Geburt zur Welt komme 57). Was aber hierzu
erfordert werde, wird ebenfalls der folgende §. lehren;
und

III) daß diese Geburt eine menschliche Gestalt habe.
Denn eine Mißgeburt, (monstrum, prodigium) hat
keine bürgerlichen Rechte 58). Ob aber eine Geburt für
ein Monstrum zu halten sey, wird aus dem Kopf beur-
theilt. Man nennt daher eine Mißgeburt diejenige Ge-
burt, welche keinen menschlichen Kopf hat, sondern den
Kopf eines unvernünftigen Thieres z. B. einen Hunds-
oder Schweinskopf 59). Solche Mißgeburten werden in
unsern Gesetzen für keine Menschen gehalten 60). Denn
die alten Philosophen nahmen an, daß die der Vernunft
fähige Seele in dem Kopfe des Menschen ihren Sitz
habe, und also nur vermittelst desselben freye Handlun-

gen
56) S. Mauchart a. a. O. §. 10.
57) L. 2. et 3. C. de postum. hered. instit.
58) L. 14. D. h. t. Non sunt liberi, qui contra formam huma-
ni generis converso more procreantur: veluti si mulier mon-
strosum aliquid aut prodigiosum enixa sit.
59) L. 135. D. de Verb. Signif.
60) L. 14. D. de statu hom. Im. weber Diss. de iure monstro-
rum Giessae 1712. Ier. Eberb. linck Diss. an monstra ex ho-
minibus nata sint homines? Argentor.
1732.
de Statu Hominum.

I) daß die Geburt des Kindes mit dem Zeitpunct
uͤbereinſtimme, da ihm das Recht angefallen, und daß
folglich damals die Frucht ſchon in Mutterleibe geweſen
ſey 56). Dieß wird nach der Zeit beurtheilt, in welcher
nach der von den Geſetzen angenommenen Beſtimmung
ein vollkommenes Kind zur Welt gebohren werden kann,
wovon ich beym folgenden §. reden werde.

II) Daß der Embryo als eine vollkommene und le-
bendige Geburt zur Welt komme 57). Was aber hierzu
erfordert werde, wird ebenfalls der folgende §. lehren;
und

III) daß dieſe Geburt eine menſchliche Geſtalt habe.
Denn eine Mißgeburt, (monſtrum, prodigium) hat
keine buͤrgerlichen Rechte 58). Ob aber eine Geburt fuͤr
ein Monſtrum zu halten ſey, wird aus dem Kopf beur-
theilt. Man nennt daher eine Mißgeburt diejenige Ge-
burt, welche keinen menſchlichen Kopf hat, ſondern den
Kopf eines unvernuͤnftigen Thieres z. B. einen Hunds-
oder Schweinskopf 59). Solche Mißgeburten werden in
unſern Geſetzen fuͤr keine Menſchen gehalten 60). Denn
die alten Philoſophen nahmen an, daß die der Vernunft
faͤhige Seele in dem Kopfe des Menſchen ihren Sitz
habe, und alſo nur vermittelſt deſſelben freye Handlun-

gen
56) S. Mauchart a. a. O. §. 10.
57) L. 2. et 3. C. de poſtum. hered. inſtit.
58) L. 14. D. h. t. Non ſunt liberi, qui contra formam huma-
ni generis converſo more procreantur: veluti ſi mulier mon-
ſtroſum aliquid aut prodigioſum enixa ſit.
59) L. 135. D. de Verb. Signif.
60) L. 14. D. de ſtatu hom. Im. weber Diſſ. de iure monſtro-
rum Gieſſae 1712. Ier. Eberb. linck Diſſ. an monſtra ex ho-
minibus nata ſint homines? Argentor.
1732.
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[63/0077] de Statu Hominum. I) daß die Geburt des Kindes mit dem Zeitpunct uͤbereinſtimme, da ihm das Recht angefallen, und daß folglich damals die Frucht ſchon in Mutterleibe geweſen ſey 56). Dieß wird nach der Zeit beurtheilt, in welcher nach der von den Geſetzen angenommenen Beſtimmung ein vollkommenes Kind zur Welt gebohren werden kann, wovon ich beym folgenden §. reden werde. II) Daß der Embryo als eine vollkommene und le- bendige Geburt zur Welt komme 57). Was aber hierzu erfordert werde, wird ebenfalls der folgende §. lehren; und III) daß dieſe Geburt eine menſchliche Geſtalt habe. Denn eine Mißgeburt, (monſtrum, prodigium) hat keine buͤrgerlichen Rechte 58). Ob aber eine Geburt fuͤr ein Monſtrum zu halten ſey, wird aus dem Kopf beur- theilt. Man nennt daher eine Mißgeburt diejenige Ge- burt, welche keinen menſchlichen Kopf hat, ſondern den Kopf eines unvernuͤnftigen Thieres z. B. einen Hunds- oder Schweinskopf 59). Solche Mißgeburten werden in unſern Geſetzen fuͤr keine Menſchen gehalten 60). Denn die alten Philoſophen nahmen an, daß die der Vernunft faͤhige Seele in dem Kopfe des Menſchen ihren Sitz habe, und alſo nur vermittelſt deſſelben freye Handlun- gen 56) S. Mauchart a. a. O. §. 10. 57) L. 2. et 3. C. de poſtum. hered. inſtit. 58) L. 14. D. h. t. Non ſunt liberi, qui contra formam huma- ni generis converſo more procreantur: veluti ſi mulier mon- ſtroſum aliquid aut prodigioſum enixa ſit. 59) L. 135. D. de Verb. Signif. 60) L. 14. D. de ſtatu hom. Im. weber Diſſ. de iure monſtro- rum Gieſſae 1712. Ier. Eberb. linck Diſſ. an monſtra ex ho- minibus nata ſint homines? Argentor. 1732.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/77>, abgerufen am 23.11.2024.