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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 115.
Lebens fähig wäre 2). Und dafür wird nach der von den
Gesetzen angenommenen Hippocratischen Meinung ein
sieben monatliches Kind gehalten 3). Hat ein
Kind dieses Alter im Mutterleibe erreicht, so kommt es
weiter nicht darauf an, wie lang das Kind nach der Ge-
burt gelebt habe. Es wird daher, wenn es auch, wie
Justinian 4) sagt, in den Händen der Wehmutter, so-
bald es nur aus Mutterleibe heraus ist, sterben sollte,
dennoch für Crbschaftsfähig zu halten seyn, und die Erb-
schaft nach seinem Tode auch auf seine Erben transmit-
tiren. Und damit stimmen auch die alten teutschen Rech-
te 5) überein, welche zur Erwerbung und Transmißion

der
2) Dies ist die wahre Bedeutung des Ausdrucks partus per-
fectus
in L. 12. D. b. t.
Es ist also daselbst von keiner
vollkommenen reifen Geburt die Rede. S. martianus in
Comment. ad Hippocratis librum de natura pueri p. 31. sq.
baumgaertner cit. Dissert.
§. 24. und cocceji Iure civ.
controv. Tit. de his, qui sui vel alien. iuris sunt. Qu. 3. n. II.

S. 77.
3) L. 12. D. h. t. Et ideo credendum est, eum, qui ex iustis
nuptiis septimo mense natus est, iustum filium esse.
Zweyer-
ley erfordert hier Paulus, wenn ein Kind pro filio
iusto
,
d. i. für ein solches, welches die Rechte eines Kindes
erwerben kann, gehalten werden soll. I) Ut sit ex iustis nup-
iis procreatus;
II) ut sit perfectus,
d. i. vitalis, und dazu wird
erfordert, daß es nicht vor den siebenten Monat zur Welt
gekommen sey.
4) L. 3. C. de postum. hered. instit. cocceji ius civ. controv.
Tit. hoc Qu.
5.
5) S. Sächsisches Landrecht lib. I. Art. 33. S. Lehn-
recht
Art. 20. Auctor Vetus de beneficiis. Art. 44. Ale-
mannisches Lehnrecht
cap. 14. Ferner Erfurter,
Goslarische, Lüneburgische
und andere mehrere
Statuten bestättigen dieses. Man vergleiche Hrn. GJR.
Walch Diss. de infante herede Ienae 1768.

1. Buch. 5. Tit. §. 115.
Lebens faͤhig waͤre 2). Und dafuͤr wird nach der von den
Geſetzen angenommenen Hippocratiſchen Meinung ein
ſieben monatliches Kind gehalten 3). Hat ein
Kind dieſes Alter im Mutterleibe erreicht, ſo kommt es
weiter nicht darauf an, wie lang das Kind nach der Ge-
burt gelebt habe. Es wird daher, wenn es auch, wie
Juſtinian 4) ſagt, in den Haͤnden der Wehmutter, ſo-
bald es nur aus Mutterleibe heraus iſt, ſterben ſollte,
dennoch fuͤr Crbſchaftsfaͤhig zu halten ſeyn, und die Erb-
ſchaft nach ſeinem Tode auch auf ſeine Erben transmit-
tiren. Und damit ſtimmen auch die alten teutſchen Rech-
te 5) uͤberein, welche zur Erwerbung und Transmißion

der
2) Dies iſt die wahre Bedeutung des Ausdrucks partus per-
fectus
in L. 12. D. b. t.
Es iſt alſo daſelbſt von keiner
vollkommenen reifen Geburt die Rede. S. martianus in
Comment. ad Hippocratis librum de natura pueri p. 31. ſq.
baumgaertner cit. Diſſert.
§. 24. und cocceji Iure civ.
controv. Tit. de his, qui ſui vel alien. iuris ſunt. Qu. 3. n. II.

S. 77.
3) L. 12. D. h. t. Et ideo credendum eſt, eum, qui ex iuſtis
nuptiis ſeptimo menſe natus eſt, iuſtum filium eſſe.
Zweyer-
ley erfordert hier Paulus, wenn ein Kind pro filio
iuſto
,
d. i. fuͤr ein ſolches, welches die Rechte eines Kindes
erwerben kann, gehalten werden ſoll. I) Ut ſit ex iuſtis nup-
iis procreatus;
II) ut ſit perfectus,
d. i. vitalis, und dazu wird
erfordert, daß es nicht vor den ſiebenten Monat zur Welt
gekommen ſey.
4) L. 3. C. de poſtum. hered. inſtit. cocceji ius civ. controv.
Tit. hoc Qu.
5.
5) S. Saͤchſiſches Landrecht lib. I. Art. 33. S. Lehn-
recht
Art. 20. Auctor Vetus de beneficiis. Art. 44. Ale-
manniſches Lehnrecht
cap. 14. Ferner Erfurter,
Goslariſche, Luͤneburgiſche
und andere mehrere
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Walch Diſſ. de infante herede Ienae 1768.
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[78/0092] 1. Buch. 5. Tit. §. 115. Lebens faͤhig waͤre 2). Und dafuͤr wird nach der von den Geſetzen angenommenen Hippocratiſchen Meinung ein ſieben monatliches Kind gehalten 3). Hat ein Kind dieſes Alter im Mutterleibe erreicht, ſo kommt es weiter nicht darauf an, wie lang das Kind nach der Ge- burt gelebt habe. Es wird daher, wenn es auch, wie Juſtinian 4) ſagt, in den Haͤnden der Wehmutter, ſo- bald es nur aus Mutterleibe heraus iſt, ſterben ſollte, dennoch fuͤr Crbſchaftsfaͤhig zu halten ſeyn, und die Erb- ſchaft nach ſeinem Tode auch auf ſeine Erben transmit- tiren. Und damit ſtimmen auch die alten teutſchen Rech- te 5) uͤberein, welche zur Erwerbung und Transmißion der 2) Dies iſt die wahre Bedeutung des Ausdrucks partus per- fectus in L. 12. D. b. t. Es iſt alſo daſelbſt von keiner vollkommenen reifen Geburt die Rede. S. martianus in Comment. ad Hippocratis librum de natura pueri p. 31. ſq. baumgaertner cit. Diſſert. §. 24. und cocceji Iure civ. controv. Tit. de his, qui ſui vel alien. iuris ſunt. Qu. 3. n. II. S. 77. 3) L. 12. D. h. t. Et ideo credendum eſt, eum, qui ex iuſtis nuptiis ſeptimo menſe natus eſt, iuſtum filium eſſe. Zweyer- ley erfordert hier Paulus, wenn ein Kind pro filio iuſto, d. i. fuͤr ein ſolches, welches die Rechte eines Kindes erwerben kann, gehalten werden ſoll. I) Ut ſit ex iuſtis nup- iis procreatus; II) ut ſit perfectus, d. i. vitalis, und dazu wird erfordert, daß es nicht vor den ſiebenten Monat zur Welt gekommen ſey. 4) L. 3. C. de poſtum. hered. inſtit. cocceji ius civ. controv. Tit. hoc Qu. 5. 5) S. Saͤchſiſches Landrecht lib. I. Art. 33. S. Lehn- recht Art. 20. Auctor Vetus de beneficiis. Art. 44. Ale- manniſches Lehnrecht cap. 14. Ferner Erfurter, Goslariſche, Luͤneburgiſche und andere mehrere Statuten beſtaͤttigen dieſes. Man vergleiche Hrn. GJR. Walch Diſſ. de infante herede Ienae 1768.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/92>, abgerufen am 23.11.2024.