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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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II) Die Pflichten der Dienstherrschaft hingegen
sind im Allgemeinen folgende.

1) Jede Herrschaft ist schuldig, dem Gesinde die bedungene
Kost, Lohn und Kleidung, wie auch die versprochenen
Geschenke
zu den bestimmten Zeiten promt zu entrichten 79).
Kleidung findet zwar der Regel nach nur bey den sogenannten
Livreebedienten Statt. Kost und Lohn aber gebührt allen
Dienstboten, und versteht sich auch ohne Verabredung von selbst.
Erstere kann jedoch dem Gesinde entweder in Natur gereicht,
oder im Gelde entrichtet werden, je nachdem es ausgemacht
worden ist, nur muß sie in jenem Falle in den jeden Orts ge-
wöhnlichen Speisen bis zur Sättigung gegeben werden. Der
Lohn hingegen wird im Gelde bezahlt, und durch den Vertrag
festgesetzt, wofern er nicht entweder durch ein ausdrückliches Ge-
setzt, oder durch eine Gewohnheit schon bestimmt ist.

2) Darf die Herrschaft das Gesinde nicht ohne Ursache,
und um jeder Kleinigkeit willen mit empfindlichen Schlägen,
und Schimpfworten tractiren 80). Denn wenn gleich das Ver-
hältniß der Dienstboten gegen ihre Herrschaft nicht füglich zu-
läßt, daß erstere wegen jeder geringfügigen Beleidigung mit In-
jurienklagen wider die letztern zugelassen werden 81), so berech-
tiget doch üble Behandlung des Gesindes, der Herrschaft vor
der Zeit den Dienst aufzusagen.

3) Sie muß ihm nicht mehrere noch schwerere Arbeit auf-
bürden, als das Gesinde nach seiner Leibesbeschaffenheit und
Kräften, ohne Verlust seiner Gesundheit, bestreiten kann. Auch
ist sie

4) schuldig, für Cur und Verpflegung des Gesindes zu sor-
gen, wenn es sich durch den Dienst oder bey dessen Gelegenheit

eine
79) Dorn §. 125. -- §. 151.
80) Dorn §. 153.
81) leyser Vol. VIII. Specim. DXLVI. medit. 13. sq. und We-
ber
über Injurien und Schmähschriften 1. Abth. §. 13. Not.
8. S. 212.

II) Die Pflichten der Dienſtherrſchaft hingegen
ſind im Allgemeinen folgende.

1) Jede Herrſchaft iſt ſchuldig, dem Geſinde die bedungene
Koſt, Lohn und Kleidung, wie auch die verſprochenen
Geſchenke
zu den beſtimmten Zeiten promt zu entrichten 79).
Kleidung findet zwar der Regel nach nur bey den ſogenannten
Livreebedienten Statt. Koſt und Lohn aber gebuͤhrt allen
Dienſtboten, und verſteht ſich auch ohne Verabredung von ſelbſt.
Erſtere kann jedoch dem Geſinde entweder in Natur gereicht,
oder im Gelde entrichtet werden, je nachdem es ausgemacht
worden iſt, nur muß ſie in jenem Falle in den jeden Orts ge-
woͤhnlichen Speiſen bis zur Saͤttigung gegeben werden. Der
Lohn hingegen wird im Gelde bezahlt, und durch den Vertrag
feſtgeſetzt, wofern er nicht entweder durch ein ausdruͤckliches Ge-
ſetzt, oder durch eine Gewohnheit ſchon beſtimmt iſt.

2) Darf die Herrſchaft das Geſinde nicht ohne Urſache,
und um jeder Kleinigkeit willen mit empfindlichen Schlaͤgen,
und Schimpfworten tractiren 80). Denn wenn gleich das Ver-
haͤltniß der Dienſtboten gegen ihre Herrſchaft nicht fuͤglich zu-
laͤßt, daß erſtere wegen jeder geringfuͤgigen Beleidigung mit In-
jurienklagen wider die letztern zugelaſſen werden 81), ſo berech-
tiget doch uͤble Behandlung des Geſindes, der Herrſchaft vor
der Zeit den Dienſt aufzuſagen.

3) Sie muß ihm nicht mehrere noch ſchwerere Arbeit auf-
buͤrden, als das Geſinde nach ſeiner Leibesbeſchaffenheit und
Kraͤften, ohne Verluſt ſeiner Geſundheit, beſtreiten kann. Auch
iſt ſie

4) ſchuldig, fuͤr Cur und Verpflegung des Geſindes zu ſor-
gen, wenn es ſich durch den Dienſt oder bey deſſen Gelegenheit

eine
79) Dorn §. 125. — §. 151.
80) Dorn §. 153.
81) leyser Vol. VIII. Specim. DXLVI. medit. 13. ſq. und We-
ber
uͤber Injurien und Schmaͤhſchriften 1. Abth. §. 13. Not.
8. S. 212.
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[42/0048] II) Die Pflichten der Dienſtherrſchaft hingegen ſind im Allgemeinen folgende. 1) Jede Herrſchaft iſt ſchuldig, dem Geſinde die bedungene Koſt, Lohn und Kleidung, wie auch die verſprochenen Geſchenke zu den beſtimmten Zeiten promt zu entrichten 79). Kleidung findet zwar der Regel nach nur bey den ſogenannten Livreebedienten Statt. Koſt und Lohn aber gebuͤhrt allen Dienſtboten, und verſteht ſich auch ohne Verabredung von ſelbſt. Erſtere kann jedoch dem Geſinde entweder in Natur gereicht, oder im Gelde entrichtet werden, je nachdem es ausgemacht worden iſt, nur muß ſie in jenem Falle in den jeden Orts ge- woͤhnlichen Speiſen bis zur Saͤttigung gegeben werden. Der Lohn hingegen wird im Gelde bezahlt, und durch den Vertrag feſtgeſetzt, wofern er nicht entweder durch ein ausdruͤckliches Ge- ſetzt, oder durch eine Gewohnheit ſchon beſtimmt iſt. 2) Darf die Herrſchaft das Geſinde nicht ohne Urſache, und um jeder Kleinigkeit willen mit empfindlichen Schlaͤgen, und Schimpfworten tractiren 80). Denn wenn gleich das Ver- haͤltniß der Dienſtboten gegen ihre Herrſchaft nicht fuͤglich zu- laͤßt, daß erſtere wegen jeder geringfuͤgigen Beleidigung mit In- jurienklagen wider die letztern zugelaſſen werden 81), ſo berech- tiget doch uͤble Behandlung des Geſindes, der Herrſchaft vor der Zeit den Dienſt aufzuſagen. 3) Sie muß ihm nicht mehrere noch ſchwerere Arbeit auf- buͤrden, als das Geſinde nach ſeiner Leibesbeſchaffenheit und Kraͤften, ohne Verluſt ſeiner Geſundheit, beſtreiten kann. Auch iſt ſie 4) ſchuldig, fuͤr Cur und Verpflegung des Geſindes zu ſor- gen, wenn es ſich durch den Dienſt oder bey deſſen Gelegenheit eine 79) Dorn §. 125. — §. 151. 80) Dorn §. 153. 81) leyser Vol. VIII. Specim. DXLVI. medit. 13. ſq. und We- ber uͤber Injurien und Schmaͤhſchriften 1. Abth. §. 13. Not. 8. S. 212.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/48>, abgerufen am 03.12.2024.