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Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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voll Freude, daß seine Claudine ein so kräftiges Kind geworden, und machte der Amme ein ansehnliches Geschenk. Für die Mariannette folgte aber doch die Strafe der Sünde auf dem Fuße nach. Während sie Einkäufe machte, um sich zur Hochzeit mit dem Prosper auszurüsten, borgte er ihr das Geld, daß sie ihm als etwas kürzlich Ererbtes gezeigt hatte, unter allerhand Vorwänden ab; als sie es wiederhaben wollte, um ihre eigenen Schulden zu bezahlen, ging er mit einer andern Liebsten davon, und die Müllerin benutzte die Vorgänge, und die Verzweiflung der armen Betrogenen, um sie als halb irrsinnig in Verruf zu bringen.

Das Alles, Claudine, hat uns die Mariannette auf ihrem Todtenbette so klar und verständlich auseinandergesetzt, wie ich es hier erzähle; aber freilich war es noch ganz anders, als sie inzwischen klagte und weinte, sich die schlechteste Creatur unter der Sonne unseres Herrgotts nannte, versicherte, daß auch dir der unrecht erworbene Reichthum keinen Segen bringen könne, den Francois bat, dir Alles zu sagen -- denn sie war überzeugt, daß du ihn lieb hättest, wie er dich -- und dann wieder aufschrie, es wäre doch zu hart, daß sie sterben müsse, wie sie gelebt, ohne ihr Kind noch ein einziges Mal zu umarmen.

Und das habt ihr anhören können und habt mich nicht geholt! rief Claudine, während große Thränen über ihre Wangen flossen.

Wärst du denn gekommen? . . . Glaubst du's

voll Freude, daß seine Claudine ein so kräftiges Kind geworden, und machte der Amme ein ansehnliches Geschenk. Für die Mariannette folgte aber doch die Strafe der Sünde auf dem Fuße nach. Während sie Einkäufe machte, um sich zur Hochzeit mit dem Prosper auszurüsten, borgte er ihr das Geld, daß sie ihm als etwas kürzlich Ererbtes gezeigt hatte, unter allerhand Vorwänden ab; als sie es wiederhaben wollte, um ihre eigenen Schulden zu bezahlen, ging er mit einer andern Liebsten davon, und die Müllerin benutzte die Vorgänge, und die Verzweiflung der armen Betrogenen, um sie als halb irrsinnig in Verruf zu bringen.

Das Alles, Claudine, hat uns die Mariannette auf ihrem Todtenbette so klar und verständlich auseinandergesetzt, wie ich es hier erzähle; aber freilich war es noch ganz anders, als sie inzwischen klagte und weinte, sich die schlechteste Creatur unter der Sonne unseres Herrgotts nannte, versicherte, daß auch dir der unrecht erworbene Reichthum keinen Segen bringen könne, den François bat, dir Alles zu sagen — denn sie war überzeugt, daß du ihn lieb hättest, wie er dich — und dann wieder aufschrie, es wäre doch zu hart, daß sie sterben müsse, wie sie gelebt, ohne ihr Kind noch ein einziges Mal zu umarmen.

Und das habt ihr anhören können und habt mich nicht geholt! rief Claudine, während große Thränen über ihre Wangen flossen.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:29:37Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:29:37Z)

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Zitationshilfe: Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/70>, abgerufen am 18.12.2024.