Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.zigjähriger Regierung nie mehr, als die Nothwendigkeit Eben so hatte auch in Hannover die neue wilde zigjähriger Regierung nie mehr, als die Nothwendigkeit Eben ſo hatte auch in Hannover die neue wilde <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0049" n="41"/> zigjähriger Regierung nie mehr, als die Nothwendigkeit<lb/> verlangt, gefordert; die bewilligten Donative aber<lb/> dankbar angenommen.</p><lb/> <p>Eben ſo hatte auch in Hannover die neue wilde<lb/> Zeit nicht lange genug herumgeſtampft, um mit der<lb/> alten Sitte auch die Geleiſe und Pfade der dortigen<lb/> mächtigen Ariſtokratie zu zertreten, und ſie hatte leicht<lb/> wieder den ganzen Umkreis der Gewalten eingenommen,<lb/> den ſie ehmals erfüllt. Mit ihr war auch die alte<lb/> Regierung ihres Geiſtes wieder eingetreten; rechtlich,<lb/> billig, wohlmeinend aber ſchwerfällig, unbehülflich, bis<lb/> zur Ungebühr bedenklich: nicht ſo ſehr den Anſprüchen der<lb/> Zeit widerſtrebend, als was noch ſchlimmer iſt, ſie viel¬<lb/> mehr gänzlich ignorirend, wie auch auf der dortigen Uni¬<lb/> verſität ein vornehmer Bettelſtolz den neuen Geiſt,<lb/> der in die Wiſſenſchaften erfriſchend eingedrungen,<lb/> vornehm zu ignoriren affectirt; gleichſam als ſey aus¬<lb/> getilgt und abgethan, wovon man keine Notiz genom¬<lb/> men. Eine Ständeverſammlung, die ſich aus der<lb/> Oeffentlichkeit zurückgezogen; in der die verſchiednen<lb/> Elemente ſich in einer Art von Sättigung gebunden<lb/> hielten, und blos die Trägheitskräfte herrſchten, konnte<lb/> wenig dazu beytragen, eine weſentlich oscillatoriſche<lb/> Bewegung in eine fortſchreitende zu verwandeln, und<lb/> das ſtockende Leben zu begeiſtigen, das gewohnt, in<lb/> ſo Vielem dem herrſchenden Inſelvolke ungebührlich<lb/> nachzutreten, nur ſeine Regſamkeit nicht in ſich auf¬<lb/> zunehmen weiß. Doch wurde, getrieben von jenem<lb/> Geiſte, dem Keiner, wie er ſich ſträuben möge, ſich<lb/> ganz entziehen kann, manches Heilſame und Löbliche<lb/> gefördert; eine ſorgfältige Bewirthſchaftung der noch<lb/></p> </body> </text> </TEI> [41/0049]
zigjähriger Regierung nie mehr, als die Nothwendigkeit
verlangt, gefordert; die bewilligten Donative aber
dankbar angenommen.
Eben ſo hatte auch in Hannover die neue wilde
Zeit nicht lange genug herumgeſtampft, um mit der
alten Sitte auch die Geleiſe und Pfade der dortigen
mächtigen Ariſtokratie zu zertreten, und ſie hatte leicht
wieder den ganzen Umkreis der Gewalten eingenommen,
den ſie ehmals erfüllt. Mit ihr war auch die alte
Regierung ihres Geiſtes wieder eingetreten; rechtlich,
billig, wohlmeinend aber ſchwerfällig, unbehülflich, bis
zur Ungebühr bedenklich: nicht ſo ſehr den Anſprüchen der
Zeit widerſtrebend, als was noch ſchlimmer iſt, ſie viel¬
mehr gänzlich ignorirend, wie auch auf der dortigen Uni¬
verſität ein vornehmer Bettelſtolz den neuen Geiſt,
der in die Wiſſenſchaften erfriſchend eingedrungen,
vornehm zu ignoriren affectirt; gleichſam als ſey aus¬
getilgt und abgethan, wovon man keine Notiz genom¬
men. Eine Ständeverſammlung, die ſich aus der
Oeffentlichkeit zurückgezogen; in der die verſchiednen
Elemente ſich in einer Art von Sättigung gebunden
hielten, und blos die Trägheitskräfte herrſchten, konnte
wenig dazu beytragen, eine weſentlich oscillatoriſche
Bewegung in eine fortſchreitende zu verwandeln, und
das ſtockende Leben zu begeiſtigen, das gewohnt, in
ſo Vielem dem herrſchenden Inſelvolke ungebührlich
nachzutreten, nur ſeine Regſamkeit nicht in ſich auf¬
zunehmen weiß. Doch wurde, getrieben von jenem
Geiſte, dem Keiner, wie er ſich ſträuben möge, ſich
ganz entziehen kann, manches Heilſame und Löbliche
gefördert; eine ſorgfältige Bewirthſchaftung der noch
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