Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.übrigen geistlichen Domänen; ihre gewissenhafte Ver¬ In Hessen hatten frühe den Vortheilen, die die ge¬ übrigen geiſtlichen Domänen; ihre gewiſſenhafte Ver¬ In Heſſen hatten frühe den Vortheilen, die die ge¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0050" n="42"/> übrigen geiſtlichen Domänen; ihre gewiſſenhafte Ver¬<lb/> wendung für die Bedürfniſſe der Kirche und Erzie¬<lb/> hung; die Aufhebung der Steuerfreyheit freilich allein<lb/> zum Vortheil des Fiscus gereichend, da die Maſſe der<lb/> Abgaben ſich darum nicht vermindert hat; mögliche<lb/> Ausgleichung der verſchiednen Landestheile im neuen<lb/> Grundſteuerweſen; die Bewilligung eines Landtags<lb/> für die ſieben Herrlichkeiten Oſtfrieslands, und Wie¬<lb/> derherſtellung der Magiſtrate in den Hauptſtädten die¬<lb/> ſes Landes; Abſchaffung der Folter und des Reini¬<lb/> gungseides; die Einführung der Geſchwornengerichte<lb/> wenigſtens in Anregung gebracht: das alles war, wenn<lb/> auch überall, wo in der Ausführung practiſche Ge¬<lb/> wandheit und Fertigkeit, im Entwurfe Ueberſicht und<lb/> Klarheit nöthig ſind, mangelhaft, doch immer zum<lb/> Anfang dankeswerth.</p><lb/> <p>In Heſſen hatten frühe den Vortheilen, die die ge¬<lb/> wünſchte Rückkehr des Alten gewährt, die Nachtheile,<lb/> die eine unglückliche Liebhaberey zum Veralteten zur<lb/> Folge hat, ſich beygeſellt; Nachtheile, die eine unge¬<lb/> bührliche Leidenſchaft, Schätze anzuhäufen, nur noch mehr<lb/> verſtärkt. Darum kehrte mit dem alten lächerlich ge¬<lb/> wordnen Anſehen des Heeres, auch die alte verhaßte<lb/> Hungerleiderey zurück; darum zerſchlugen ſich alle mit<lb/> den Ständen angeknüpften Unterhandlungen, als es<lb/> darauf ankam, das Staatseigenthum von dem Privat¬<lb/> eigenthum des Fürſten auszuſcheiden, und ſich nun<lb/> ein Streit erhob, der alle gehäſſigen Erinnerungen<lb/> der früheren Zeit wieder in den Gemüthern aufge¬<lb/> weckt. Daher wurde eine Conſtitution um eine nam¬<lb/> hafte Summe käuflich ausgebothen, und als der Kauf<lb/></p> </body> </text> </TEI> [42/0050]
übrigen geiſtlichen Domänen; ihre gewiſſenhafte Ver¬
wendung für die Bedürfniſſe der Kirche und Erzie¬
hung; die Aufhebung der Steuerfreyheit freilich allein
zum Vortheil des Fiscus gereichend, da die Maſſe der
Abgaben ſich darum nicht vermindert hat; mögliche
Ausgleichung der verſchiednen Landestheile im neuen
Grundſteuerweſen; die Bewilligung eines Landtags
für die ſieben Herrlichkeiten Oſtfrieslands, und Wie¬
derherſtellung der Magiſtrate in den Hauptſtädten die¬
ſes Landes; Abſchaffung der Folter und des Reini¬
gungseides; die Einführung der Geſchwornengerichte
wenigſtens in Anregung gebracht: das alles war, wenn
auch überall, wo in der Ausführung practiſche Ge¬
wandheit und Fertigkeit, im Entwurfe Ueberſicht und
Klarheit nöthig ſind, mangelhaft, doch immer zum
Anfang dankeswerth.
In Heſſen hatten frühe den Vortheilen, die die ge¬
wünſchte Rückkehr des Alten gewährt, die Nachtheile,
die eine unglückliche Liebhaberey zum Veralteten zur
Folge hat, ſich beygeſellt; Nachtheile, die eine unge¬
bührliche Leidenſchaft, Schätze anzuhäufen, nur noch mehr
verſtärkt. Darum kehrte mit dem alten lächerlich ge¬
wordnen Anſehen des Heeres, auch die alte verhaßte
Hungerleiderey zurück; darum zerſchlugen ſich alle mit
den Ständen angeknüpften Unterhandlungen, als es
darauf ankam, das Staatseigenthum von dem Privat¬
eigenthum des Fürſten auszuſcheiden, und ſich nun
ein Streit erhob, der alle gehäſſigen Erinnerungen
der früheren Zeit wieder in den Gemüthern aufge¬
weckt. Daher wurde eine Conſtitution um eine nam¬
hafte Summe käuflich ausgebothen, und als der Kauf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |