ich wohl, aber Zungen habt ihr keine, die Elemen- tensprache kenn ich nicht!
Da ward der Bach gar zornig, er sog mehr Wasser an, und zog reissend nun einher, seine Stimme war ein gewaltig Brausen. Aber ich verstand die Elementensprache nicht!
Ich war gar bestürzt, und gieng an der zür- nenden Creatur hinauf, bis da, wo die Silber- schlange ihre Höhle im dunkeln alten Felsen hatte.
Da saß ein Mönch, in sich versenkt, und blickte in die klare Welle nieder. Der Bach glitt ruhig hin, und wand sich schmeichelnd um seine Füße her.
Kannst du, lieber Mönch! mir nicht des Baches dunkele Töne deuten? Viel Menschen- weisheit tausch ich gegen der Elemente Wis- sen um.
ich wohl, aber Zungen habt ihr keine, die Elemen- tenſprache kenn ich nicht!
Da ward der Bach gar zornig, er ſog mehr Waſſer an, und zog reiſſend nun einher, ſeine Stimme war ein gewaltig Brauſen. Aber ich verſtand die Elementenſprache nicht!
Ich war gar beſtuͤrzt, und gieng an der zuͤr- nenden Creatur hinauf, bis da, wo die Silber- ſchlange ihre Hoͤhle im dunkeln alten Felſen hatte.
Da ſaß ein Moͤnch, in ſich verſenkt, und blickte in die klare Welle nieder. Der Bach glitt ruhig hin, und wand ſich ſchmeichelnd um ſeine Fuͤße her.
Kannſt du, lieber Moͤnch! mir nicht des Baches dunkele Toͤne deuten? Viel Menſchen- weisheit tauſch ich gegen der Elemente Wiſ- ſen um.
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ich wohl, aber Zungen habt ihr keine, die Elemen-
tenſprache kenn ich nicht!
Da ward der Bach gar zornig, er ſog mehr
Waſſer an, und zog reiſſend nun einher, ſeine
Stimme war ein gewaltig Brauſen. Aber ich
verſtand die Elementenſprache nicht!
Ich war gar beſtuͤrzt, und gieng an der zuͤr-
nenden Creatur hinauf, bis da, wo die Silber-
ſchlange ihre Hoͤhle im dunkeln alten Felſen hatte.
Da ſaß ein Moͤnch, in ſich verſenkt, und
blickte in die klare Welle nieder. Der Bach glitt
ruhig hin, und wand ſich ſchmeichelnd um ſeine
Fuͤße her.
Kannſt du, lieber Moͤnch! mir nicht des
Baches dunkele Toͤne deuten? Viel Menſchen-
weisheit tauſch ich gegen der Elemente Wiſ-
ſen um.
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/10>, abgerufen am 03.12.2024.
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